Alle Storys
Folgen
Keine Story von Otto-Friedrich-Universität Bamberg mehr verpassen.

Otto-Friedrich-Universität Bamberg

PM: Alltagsdiskriminierung untergräbt Vertrauen in die Polizei

Alltagsdiskriminierung untergräbt Vertrauen in die Polizei

Bamberger Studie verdeutlicht: Faire Polizeikontakte können Vertrauen stärken – Alltagsdiskriminierung schwächt es nachhaltig

Das Vertrauen in die Polizei nimmt in ganz Westeuropa ab, obwohl es für die demokratische Legitimität von entscheidender Bedeutung ist. Vor allem Immigrantinnen und Immigranten sowie deren Nachkommen, die im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt stärker von Diskriminierung betroffen sind, berichten von einem besonders geringen Vertrauen. Prof. Dr. Sabrina Mayer und Lisa Walter vom Lehrstuhl für Politische Soziologie der Universität Bamberg haben jetzt in einer neuen Studie herausgefunden: Nicht nur negative Erfahrungen mit der Polizei selbst, sondern auch rassistische Diskriminierung im Alltag mindern das Vertrauen in die Polizei als wichtige Repräsentantin staatlicher Autorität. Umgekehrt können diskriminierungsfreie Begegnungen mit der Polizei das Vertrauen stärken.

Vertrauen in die Polizei wird nicht nur im direkten Kontakt entschieden

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Vertrauen in die Polizei nicht nur im direkten Kontakt entschieden wird. Auch alltägliche Diskriminierungserfahrungen spielen eine zentrale Rolle – sie untergraben das Vertrauen in staatliche Institutionen insgesamt“, erläutert Sabrina Mayer. „Dass faire Begegnungen mit der Polizei das Vertrauen erhöhen können, verdeutlicht, wie wichtig professionelles und diskriminierungsfreies Handeln für die Legitimität der Polizei ist“, ergänzt Lisa Walter.

Repräsentative Befragung von Personen mit Einwanderungsgeschichte

Die Untersuchung, die kürzlich im Fachjournal Ethnic and Racial Studies veröffentlicht wurde, basiert auf Daten des DeZIM.panel, einer repräsentativen Befragung von mehreren Tausend Personen mit und ohne Einwanderungsgeschichte in Deutschland. Für die Studie wurden die Antworten von insgesamt 1.001 Befragten ausgewertet, die entweder selbst eingewandert sind oder deren Eltern immigriert sind.

Die zentralen Ergebnisse der Studie:

  • Wer im Kontakt mit der Polizei diskriminiert wurde, hat deutlich geringeres Vertrauen in sie. Schon ein einziges negatives Erlebnis wirkt nachhaltig.
  • Menschen, die faire Begegnungen mit der Polizei hatten, berichten von einem höheren Vertrauen als Befragte ohne Polizeikontakt.
  • Rassistische Diskriminierungserfahrungen im Alltag – etwa im Beruf oder auf der Straße – senkt das Vertrauen in die Polizei ebenfalls, auch wenn keine direkten Kontakte zur Polizei bestehen. Dieser Effekt reicht über die Polizei hinaus und betrifft auch das Vertrauen in andere staatliche Institutionen wie Parlament und Regierung.
  • Es gibt Hinweise darauf, dass der Einfluss von Diskriminierungserfahrungen auf Vertrauen bei Befragten, die in Deutschland geboren und sozialisiert wurden, besonders ausgeprägt ist. Ein möglicher Grund: Sie sind stärker für strukturellen Rassismus sensibilisiert. Dieser Zusammenhang sollte in künftigen Studien noch genauer untersucht werden.

Neue Studie blickt differenzierter auf Diskriminierung und Vertrauen

Die Forschung hat sich bisher in erster Linie auf polizeispezifische Diskriminierung und deren Auswirkung auf das Vertrauen in die Polizei konzentriert. Die Forschung von Mayer und Walter nimmt differenzierte Unterscheidungen vor: Erstens zwischen Personen ohne Kontakt zur Polizei und Personen mit diskriminierungsfreien Begegnungen mit der Polizei; zweitens zwischen polizeispezifischer Diskriminierung und umfassenderen Formen des alltäglichen Rassismus; und schließlich potenzielle Generationsunterschiede.

Strategien gegen Diskriminierung im Alltag notwendig

Die Studie zeigt: Diskriminierung – im Kontakt mit der Polizei selbst und auch im Alltag – gefährdet das Vertrauen in Institutionen. „Deswegen sind umfassende Strategien gegen Diskriminierung und Rassismus notwendig, die sowohl die Alltagserfahrungen Betroffener berücksichtigen, als auch institutionelle und strukturelle Ebenen einbeziehen.“

Publikation:

Walter, L., & Mayer, S. J. (2025). Beyond police encounters: everyday racism and trust in the police. Ethnic and Racial Studies, 1–21. https://doi.org/10.1080/01419870.2025.2561173

Weitere Informationen für Medienvertreterinnen und -vertreter:

Kontakt für inhaltliche Rückfragen:
Prof. Dr. Sabrina Mayer
Lehrstuhl für Politische Soziologie
Tel.: 0951/863-2706
 sabrina.mayer@uni-bamberg.de
Medienkontakt:
Hannah Fischer
Pressestelle/Pressereferentin
Tel.: 0951/863-1445
 redaktion.presse@uni-bamberg.de
Weitere Storys: Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Weitere Storys: Otto-Friedrich-Universität Bamberg
  • 08.10.2025 – 09:29

    PM: Veranstaltungen an der Universität Bamberg - 13.-19. Oktober 2025

    Was ist los an der Universität Bamberg? Archäologisches Kolloquium Archäologisches Kolloquium Ab 14. Oktober 2025, 18.30 Uhr Am Kranen 12 (KR12), Hörsaal KR12/02.18, 96047 Bamberg Wer sich für Geschichte, herausragende Funde und UNESCO-Welterbestätten interessiert, ist beim Archäologischen Kolloquium im Wintersemester 2025/26 genau richtig. Die ...

  • 06.10.2025 – 16:09

    PM: Zugang zu Therapie für traumatisierte Kinder und Jugendliche stärken

    Zugang zu Therapie für traumatisierte Kinder und Jugendliche stärken Neues internationales Briefing Paper unter Beteiligung der Universität Bamberg veröffentlicht Ein internationales Team führender Forschender und klinischer Expertinnen und Experten der International Society for Traumatic Stress Studies (ISTSS), darunter Prof. Dr. Cedric Sachser von der ...

  • 01.10.2025 – 15:55

    PM: Bis zu 7 Millionen Euro für Transformation der Lehre

    Bis zu 7 Millionen Euro für Transformation der Lehre Projekt „Bamberger Kulturen der Lehre gemeinsam gestalten“ startet Große Freude in Bamberg: Am 1. Oktober 2025 startet das Projekt „Bamberger Kulturen der Lehre gemeinsam gestalten“ (BaKuLe). Die Stiftung Innovation in der Hochschullehre hat der Otto-Friedrich-Universität Bamberg im Förderprogramm „Lehrarchitektur“ für dieses Projekt eine Förderung in ...