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Finanztip: „Aussagen von Kanzler Friedrich Merz zur Altersvorsorge bagatellisieren das Problem”
Statement
Finanztip: „Aussagen von Kanzler Friedrich Merz zur Altersvorsorge bagatellisieren das Problem”
Berlin, 14.08.2025 – Hermann-Josef Tenhagen, Finanzexperte und Chefredakteur des unabhängigen Geldratgebers Finanztip, zu den Äußerungen von Friedrich Merz zur privaten Altersvorsorge in den sozialen Medien. Ein Nutzer hatte den Bundeskanzler via Instagram gefragt, ob er sich um seine Rente jetzt schon Sorgen machen müsse.
Antwort von Bundeskanzler Friedrich Merz: „Nein. Vorausgesetzt (…) du tust in jungen Jahren genug für deine Altersversorgung. Verlass dich nicht nur auf die gesetzliche Rentenversicherung. Ein ganz klein bisschen zu sparen im Monat, 10 Euro, 20 Euro, 50 Euro und das über eine lange Zeit, einfach festlegen, sichert ein sicheres Alterseinkommen. Damit kann man gar nicht früh genug anfangen.“
Statement von Hermann-Josef Tenhagen, Finanztip: „Wenn Friedrich Merz jungen Leuten rät, früh für das Alter vorzusorgen, ist das im Grundsatz richtig und wichtig. Allein auf die gesetzliche Rente sollte sich niemand verlassen. Aber man sollte den jungen Menschen auch nichts vormachen. Auf immer weniger Beitragszahler kommen aktuell immer mehr Rentner. Die Botschaft von Friedrich Merz, schon 10 oder 20 Euro im Monat reichten für ein sicheres Alterseinkommen, ist irreführend und bagatellisiert das große Problem der Altersvorsorge. Mit solchen Beträgen kommt man nicht weit – und das sollte die Regierung der jungen Generation ehrlich sagen.
Wer mit 20 jeden Monat 10 Euro in einen globalen Aktien-ETF mit durchschnittlich 6 Prozent Rendite im Jahr investiert, kommt nach 47 Jahren auf 30.000 Euro – vor Steuern. Soll das Geld bis zum Lebensende reichen, sollten davon maximal 3 Prozent pro Jahr entnommen werden. Unterm Strich bleiben dann weniger als 80 Euro im Monat. Und diese 80 Euro werden bei 2 Prozent Inflation bis zum Alter von 67 nur noch einer heutigen Kaufkraft von rund 30 Euro entsprechen.
Wie Berechnungen von Finanztip zeigen, sollte eine 20-jährige Person mit einem Bruttogehalt von 30.000 Euro heute über 10 Prozent ihres Nettogehalts mit einem weltweit streuenden Aktien-ETF sparen, um im Alter die persönliche Rentenlücke zu schließen. Das entspricht einer Monatsrate von rund 190 Euro – das ist die Größenordnung, die bei der privaten Altersvorsorge nötig ist. Wer später, etwa mit 30 anfängt, sollte mehr zurücklegen – mindestens 15 Prozent vom Netto. Das haben wir bei Finanztip mit über 900 Musterfällen im Alter von 20 bis 55 Jahren gezeigt (1).
„Junge Menschen brauchen klare Fakten, keine Nebelkerzen”
Die für die private Altersvorsorge erforderlichen Summen sind also viel höher als Friedrich Merz in den sozialen Medien jungen Nutzern nahelegt. Und als ehemaliger Aufsichtsratschef von Blackrock sollte er es besser wissen. Junge Menschen brauchen klare Fakten, keine Nebelkerzen. Nur so können sie fundierte Entscheidungen zu Altersvorsorge treffen – und der Staat sollte schnell mit Reformen die nötigen Rahmenbedingungen schaffen, die das ermöglichen.”
Viele Menschen in Deutschland, die noch nicht im Ruhestand sind, sorgen laut einer repräsentativen Finanztip-Umfrage (2) von Anfang 2025 nicht genügend vor: Die Mehrheit der Befragten macht sich zwar große oder sehr große Sorgen um ihre Altersvorsorge (57 Prozent), doch mehr als jeder Vierte zahlt lediglich in die gesetzliche Rentenversicherung ein und verzichtet auf zusätzliche Vorsorge (27 Prozent).
Weitere Informationen
- Instagram-Video von Friedrich Merz (@bundeskanzler), 12. August 2025: www.instagram.com
- (1) Annahmen: Die untersuchten Musterfälle sind zwischen 20 und 55 Jahre alt, verdienen zwischen 30.000 und 60.000 Euro brutto und möchten bis zum Renteneintritt 80 Prozent ihres Netto-Gehalts zur Verfügung haben. Es wird von einer jährlichen Rentensteigerung von 1,7 Prozent ausgegangen, außerdem einer Inflationsrate von 2 Prozent p. a. Die Lebenserwartung der Musterfälle haben wir auf 98 (Männer) bzw. 100 (Frauen) Jahre gelegt, weil 5 Prozent dieser Menschen erwarten können so alt zu werden (sofern sie das Alter von 67 erreichen), so das Statistische Bundesamt.
- (2) Die Umfragedaten beruhen auf einer repräsentativen Online-Befragung von Innofact im Auftrag von Finanztip, an der im Januar 2025 1.023 Personen teilgenommen haben. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Nach bevölkerungsrepräsentativer Quotierung der Screening-Fragen wurden 793 Menschen, die noch nicht im Ruhestand sind, genauer befragt.
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