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Save the Children Deutschland e.V.

70 Prozent der Kinder in Afghanistan von Folgen der Klimakrise betroffen

Berlin/Kabul (ots)

Während bei der COP27 in Ägypten wiederholt zur Einhaltung der Klimaziele aufgerufen wurde, ist die Klimakrise für rund 70 Prozent der Kinder in Afghanistan bereits Realität. Weltweit sind sie mit am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen.

Etwa 27,8 Millionen Menschen in Afghanistan sind aufgrund ihrer Abhängigkeit von der Landwirtschaft verstärkt durch Klimaschocks bedroht. Im Sommer zerstörten verheerende Überschwemmungen 85.000 Hektar Ackerland und töteten 7.500 Nutztiere. Hinzu kommen Jahre extremer Dürre und eine tiefe Wirtschaftskrise, die die Lebensgrundlage von Millionen Menschen zunichtegemacht haben.

"Durch den Klimawandel haben die Familien keine Möglichkeit, wieder auf die Beine zu kommen, bevor die nächste Katastrophe eintritt", betont Chris Nyamandi, Länderdirektor von Save the Children in Afghanistan. "Angesichts des nahenden Winters macht sich Save the Children große Sorgen um die Familien, die von der Dürre und den Überschwemmungen betroffen sind, und darum, wie sie die eisigen Temperaturen ohne Lebensmittelvorräte und ausreichendes Einkommen für Heizung und Winterkleidung überstehen werden."

Immer mehr Kinder in Afghanistan leiden an Mangelernährung. Die Zahl der unter Fünfjährigen, die damit in Save the Childrens mobilen Kliniken eintreffen, ist im Vergleich zum Januar 2022 um fast 50 Prozent gestiegen. Die Ärzt*innen können der hohen Nachfrage kaum nachkommen.

Dies beobachtete auch Florian Westphal bei seiner Projektreise durch Afghanistan. Der Geschäftsführer von Save the Children Deutschland traf bei seinem Besuch einen 18 Monate alten Jungen, der zum Schutz vor der Kälte in den Mantel seines Vaters eingewickelt war. "Der Kleine kam zum dritten Mal in die Klinik, er litt an schwerer Mangelernährung und weinte in einem fort, weil er Hunger hatte", berichtet Florian Westphal. "An den meisten Tagen kommt nichts außer Fladenbrot und Wasser auf den Tisch, jetzt bekommt er zumindest regelmäßig therapeutische Nahrung und wird in der Klinik begutachtet. Das ist zu dieser Jahreszeit besonders wichtig, denn mit der zunehmenden Kälte gibt es wieder mehr Lungenentzündungen, die gerade für die Kleinen und Schwachen besonders schlimm sind."

Auch der Zugang zu sauberem Wasser wird von Tag zu Tag schwieriger, was Kinder tödlichen Krankheiten wie akutem Durchfall aussetzt. Eine kürzlich durchgeführte landesweite Untersuchung ergab, dass 80 Prozent der Haushalte in ländlichen Gebieten und 75 Prozent der Haushalte in den Städten nicht über genügend Wasser zum Trinken, Kochen und Baden verfügen.

"Ich kann oft nicht zur Schule gehen, weil ich sauberes Trinkwasser holen muss. Das kostet mich viel Zeit", erzählt der zehnjährige Fahim*, der mit seiner Familie in der Provinz Balkh im Norden Afghanistans lebt. "Früher gab es in der Nähe unseres Hauses Wasserquellen, aber sie sind versiegt. Die Dürre hat das Einkommen unserer Familie dezimiert. Das hat sich auch negativ auf die Gesundheit meines Bruders ausgewirkt. Er ist mangelernährt, weil wir ihn nicht richtig ernähren können." Sein Großvater Sohail* fügt hinzu: "Früher, als wir noch genug gutes Essen hatten, waren unsere Kinder gesund, aber jetzt sehen sie wie Skelette aus."

Infolge der Existenzängste vieler Familien nimmt auch die Kinderarbeit zu. Viele Eltern fühlen sich gezwungen, ihre Kinder aus der Schule zu nehmen, damit sie auf der Straße, in Fabriken oder Minen arbeiten und die Familie finanziell unterstützen können.

"Es besteht kein Zweifel, dass der Klimawandel die Krise in Afghanistan noch extremer macht", sagt Chris Nyamandi. "Die Staats- und Regierungschefs beim COP27-Gipfel müssen sich verpflichten, das tägliche Leben der Kinder in Afghanistan, die bereits jetzt unter den Auswirkungen der Klimakrise leiden, spürbar zu verbessern. Sie brauchen nicht nur sofortige humanitäre Hilfe, um den Winter zu überleben, sondern auch längerfristige Mittel, um sich an die veränderten Umweltbedingungen anzupassen und sie zu bewältigen."

Save the Children appelliert an die Staats- und Regierungschefs, dafür zu sorgen, dass die Rechte der Kinder im Mittelpunkt stehen. Die Organisation fordert die Regierungen außerdem auf, einen neuen Klimafinanzierungsmechanismus von Verlusten und Schäden durch den Klimawandel zu unterstützen, um die Kosten der Auswirkungen der Klimakrise zu decken. Dazu gehört auch die Unterstützung von Gemeinschaften, die bereits vom Klimawandel betroffen sind, so wie die Kinder in Afghanistan.

* Name zum Schutz geändert

Zusatzmaterial zum Download (Erlebnisberichte und Fotos):

www.contenthubsavethechildren.org/Package/2O4C2SDJ0CA0

Unter © Save the Children ist das Material honorarfrei auch zur Weitergabe an Dritte nutzbar.

Hinweise für die Redaktion:

  • Nach der Machtergreifung der Taliban im August 2021 hat Save the Children die Hilfe aufgestockt, um die wachsende Zahl von bedürftigen Kindern zu unterstützen. Die Hilfe erstreckt sich auf die Bereiche Gesundheit, Ernährung, Bildung, Kinderschutz, Unterkünfte, Wasser, sanitäre Einrichtungen und Hygiene sowie Ernährungssicherheit und Existenzsicherung. Save the Children hat seit September 2021 mehr als 3,3 Millionen Menschen, darunter 1,8 Millionen Kinder, erreicht.
  • Quellenangabe zu der Rechnung "70 Prozent der Kinder": Etwa 70 Prozent der afghanischen Bevölkerung leben und arbeiten in ländlichen Gebieten, zumeist in landwirtschaftlichen Betrieben, und 61 Prozent aller Haushalte beziehen ihr Einkommen aus der Landwirtschaft, dies berichtet die Weltbank in ihrem Report Jobs from Agriculture in Afghanistan. Somit sind 70 Prozent der Gesamtbevölkerung - 27,8 Millionen Menschen, darunter 13,2 Millionen Kinder - wahrscheinlich einer erhöhten Bedrohung durch extreme Wetterbedingungen ausgesetzt, da sie auf die Landwirtschaft angewiesen sind. Nach Angaben der Weltbank beträgt die Bevölkerung Afghanistans 39,8 Millionen Menschen und UNICEF berichtet, dass 47,7 Prozent der Bevölkerung - oder 18,9 Millionen Kinder - in Afghanistan unter 15 Jahre alt sind. 13,2 Millionen sind 70 Prozent von 18,9 Millionen, also sind 70 Prozent der Kinder in Afghanistan durch die Klimakrise gefährdet.

Über Save the Children

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin undKinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder inDeutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist dieinzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt inrund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinderin Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die dieRechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher lebensowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können - seitüber 100 Jahren.

Pressekontakt:

Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle - Susanne Sawadogo
Tel.: +49 (0)30 - 27 59 59 79 - 120
Mail: susanne.sawadogo@savethechildren.de

Silke Zorn
Tel.: +49 (0)30 - 27 59 59 79 - 232
Mail: silke.zorn@savethechildren.de

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