Alle Storys
Folgen
Keine Story von Schwäbische Zeitung mehr verpassen.

Schwäbische Zeitung

Schwäbische Zeitung: Alte Versprechen jetzt einlösen - Leitartikel zu Deutsche Bahn

Ravensburg (ots)

Die Bahn ist immer für Überraschungen gut. Dass der Tiefbahnhof Stuttgart 21 teurer und viel zu spät fertig wird: bekannt. Dass die Schnellfahrstrecke von Ulm in die Landeshauptstadt rechtzeitig fertig wird, dafür aber jahrelang vor Stuttgart im Nichts enden könnte: ein alter Hut. Jetzt aber wird's neu und bunt: Der Konzern baut ein Verkehrsdrehkreuz am Flughafen auf den Fildern und bindet es nur widerwillig an die wirtschaftsstarke Region Ulm/Oberschwaben an. Drei IC am Tag in jede Richtung plus ein paar Regionalzüge sollen ausreichen, meinen die Fahrplanmacher heute, die im Stresstest 2011 versprochen hatten, einen IC-Zweistundentakt auf die Schiene bringen zu können.

Dabei vergessen die Bahnbosse, dass gerade in Oberschwaben die Zustimmung bei der Volksabstimmung für das Bahnprojekt Stuttgart 21 so groß war, weil laut Versprechen komfortable Züge schneller und öfter fahren sollen. Zwischen Ulm und dem Bodensee wurde massiv mit den Vorteilen geworben, den Flughafen besser erreichen zu können. Jahrzehntelang von der Verkehrspolitik abgehängt, sollte das Gesamtprojekt die Wende zum Besseren für Oberschwaben und das Allgäu bringen.

Das Geschwätz des Jahres 2011 aber interessiert im Berliner Bahn-tower niemanden mehr, dort plant man ausschließlich im eigenen Interesse. Und man fragt sich: Warum soll der Konzern kleinere Flughäfen ansteuern? Warum soll die Bahn die Konkurrenz bedienen und sich selbst schwächen? Der eigene Fernverkehrszug bedient doch die gleiche renditestarke Strecke, auf der das Flugzeug des Mitbewerbers fliegt! Die Passagiere sollen, so die Bahn, besser den Zug nutzen als den Jet.

Bis der Filderbahnhof angefahren werden kann, werden noch Jahre vergehen. Zeit genug, um Fahrpläne abzustimmen und Versprechen einzufordern. Das Vertrauen in die Politik schwindet noch mehr, wenn alle Vorteile, die Stuttgart 21 bringen soll, zerbröseln. Die Landespolitiker sind gut beraten, einem Konzern, der dem Bund gehört und der Allgemeinheit verpflichtet ist, wenigstens die Fahrplan-Trickserei auszutreiben.

Pressekontakt:

Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Original-Content von: Schwäbische Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
  • 08.01.2018 – 21:47

    Schwäbische Zeitung: Nicht vorschnell urteilen - Kommentar zu Schüssen auf Deniz Naki

    Ravensburg (ots) - Wer auf Deniz Naki geschossen hat, ist bislang unbekannt. Er selbst ist sich aber sicher: türkische Nationalisten waren es, wenn nicht der Geheimdienst. Menschlich ist es verständlich, dass der 28-Jährige, noch unter dem Eindruck des Erlebten, diesen Schluss zieht. Dass er sich als Gegner des türkischen Präsidenten Erdogan auch in Deutschland ...

  • 08.01.2018 – 21:27

    Schwäbische Zeitung: Der alte Proporz bei den Grünen - Kommentar zu den Grünen

    Ravensburg (ots) - Sind die Flügel bei den Grünen überholt? Zumindest erschweren sie die Personalauswahl enorm. Was hätte Cem Özdemir an der Fraktionsspitze für Reden halten können, wie hätte er als Chef der kleinsten Fraktion im Bundestag den Grünen Gewicht verleihen können, wenn er denn ein Linker oder eine Frau wäre. Simone Peters größtes Pfund wiederum ...

  • 07.01.2018 – 21:47

    Schwäbische Zeitung: Reine Placebo-Politik - Leitartikel zu Antisemitismus

    Ravensburg (ots) - Die Union will einen Antrag im Bundestag einbringen: "Wer jüdisches Leben in Deutschland ablehnt oder das Existenzrecht Israels infrage stellt, kann keinen Platz in unserem Land haben." Auf den ersten Blick ist so eine Initiative ein gutes Signal, auf den zweiten Blick ein Beleg für Placebo-Politik. Denn Antisemitismus muss auf allen Ebenen und bei ...