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Schwäbische Zeitung: Der Mann der Kanzlerin - Leitartikel zu de Maizière

Ravensburg (ots)

Thomas de Maizière ist einer der wenigen Männer, die Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht zu fürchten scheint. Im Gegenteil, bei Skandalen und ministerialen Ungereimtheiten hält sie schützend ihre Hand über den Mann, der sie einst zur CDU brachte. Kurz nach dem Fall der Mauer soll Lothar de Maizière, der letzte Ministerpräsident der DDR, seinen Cousin auf diese ambitionierte junge Ostdeutsche hingewiesen haben.

Nun ist die Physikerin schon einige Jahre die Chefin des preußischen Beamten. Aber Merkel ignoriert - zumindest in der Öffentlichkeit - die kritischen Stimmen, die fragen, ob de Maizière fit fürs Amt ist. Er gilt weniger als Visionär denn als Aktenfresser, als einer, der sich akribisch in Vorgänge einarbeitet.

Aber sein unbestrittener Fleiß hat ihn nicht vor Fehleinschätzungen bewahrt: Auch in der Affäre um die Drohne "Euro Hawk", als der Eindruck entstand, dass der CDU-Mann das Verteidigungsministerium nicht steuern könne, wurde es eng für ihn. (Dass seine Nachfolgerin sich ähnlich schwertut mit einer Beamtenschaft im Verteidigungsministerium, die sich nur ungern von Politikern ins Militärische hineinreden lässt, ändert daran nichts.) Auch die Art, wie er die Flüchtlingsbewegung vor einem knappen Jahr managte, hat dokumentiert, dass der mittlerweile als Innenminister amtierende de Maizière nicht so sicher ist, wie er gerne wirken würde. Merkel machte Peter Altmaier, den Kanzleramtsminister, der eigentlich schon genug zu tun hat, zum Chefkoordinator in Flüchtlingsfragen. Im Umgang mit der Türkei-Stellungnahme seines Hauses verhält sich de Maizière alles andere als geschickt: Offenbar wurde vorsätzlich oder aus Versehen geschlampt, der Bundesinnenminister aber reagiert trotzig.

Seine neue Rolle scheint die des Law-and-Order-Mannes zu sein, der für die CDU und für die Kanzlerin jene Wähler zu beeindrucken versucht, die mit der AfD sympathisieren könnten.

Vorbei sind die Zeiten, in denen Thomas de Maizière als möglicher Kanzlerkandidat gehandelt wurde.

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