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CDU/CSU - Bundestagsfraktion

CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Merz: Kompetenzen fördern - ehrenamtliches und freiwilliges Engagement älterer Menschen / Sperrfrist: Redebeginn

Berlin (ots)

Rede des Vorsitzenden der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz MdB, anlässlich des
Seniorenhearings "Aktiv, vernetzt, mobil" der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion am 27. September 2001 in Berlin
Sperrfrist: Redebeginn. Es gilt das gesprochene Wort.
Lassen Sie mich zuallererst darauf hinweisen: Dass die
CDU/CSU-Fraktion dieses Seniorenhearing hier im Deutschen Bundestag
durchführt, zeigt, wie wichtig ihr dieses Thema ist und wie notwendig
sie es ansieht, in diesem Bereich der Zukunftsentwicklung miteinander
Sichtweisen und Erfahrungen auszutauschen.
Wenn wir heute über die Älteren in unserer Gesellschaft reden,
müssen wir als erstes feststellen: wir stehen inmitten einer
'Revolution'. Aber sie ist nicht spektakulär, sondern eine
'Revolution auf leisen Sohlen'.
Wir finden überall in unserer Gesellschaft, vom Arbeitsleben über
die Werbung bis zum Körperkult, eine Betonung des Jugendlichen. Aber
dieser "Jugendwahn" verbirgt die eigentliche Entwicklung: das
"Altersbeben", wie es der britische Wissenschaftler Paul Wallace
nennt.
Die demografische Entwicklung verschiebt den Schwerpunkt der
Bevölkerung immer mehr in Richtung Alter. Schon heute sind 28
Millionen 50 Jahre und älter. Manche sprechen schon von der
"ergrauenden Gesellschaft".
Hinzu kommt die kontinuierlich steigende Lebenserwartung: Im
Durchschnitt liegt sie heute für Männer bei 75, für Frauen bei 80
Jahren. In wenigen Jahren wird sie bei 80 und 85 Jahren liegen. Noch
nie gab es soviel Hundertjährige wie heute.
Parallel einher geht damit die Abnahme der Lebensarbeitszeit:
gerechnet auf eine Lebenszeit von 650 000 Stunden arbeiten wir nur
noch 55 000 Stunden, die freie Zeit - neben Kindheit und Freizeit vor
allem das Alter - beträgt dagegen 300 000 Stunden. Die Zeit für
Ehrenamt und Freiwilligentätigkeit wächst, gerade auch im Alter.
Das Leben im Vorruhestand und nach der Rente entwickelt sich immer
mehr zu einer eigenständigen Lebensphase. Forscher trennen manchmal
schon das dritte vom vierten Lebensalter. Oder sie unterscheiden die
'jungen Alten', die 'mittleren Alten' und die 'alten Alten', die sich
nach Formen des Lebensstils, der Aktivität und des sozialen
Engagements voneinander unterscheiden.
Dabei stehen wir erst am Anfang dieser leisen "Altersrevolution". 
Schon heute leben bei uns schon mehr Menschen im Rentenalter als
junge Leute. Bis zum Jahr 2040 wird sich der Anteil der über
60jährigen in der Bevölkerung unseres Landes verdoppeln.
Gleichzeitig werden immer weniger Kinder geboren. Waren es 1965
noch rund 1 Million Kinder, werden seit 1973 nur noch
durchschnittlich 600 000 Kinder pro Jahrgang geboren. Die zum Erhalt
der Bevölkerung erforderliche Rate von 2,2 Kindern wird derzeit mit
1,3 deutlich unterschritten.
Im Durchschnitt verliert unser Land jedes Jahr eine Bevölkerung im
Umfang einer Großstadt. Im Jahr 2050 wird Deutschland rund 15
Millionen Menschen weniger haben.
Mit anderen Worten: Deutschlands Bevölkerung nimmt drastisch ab;
zugleich wird der Anteil der Älteren immer höher und der Anteil der
Berufstätigen immer kleiner. In Abwandlung eines Bonmots von Napoleon
(und Walter Rathenau) könnte man sagen: 'Die Demografie ist unser
Schicksal'.
Mit unserem bisherigen Verständnis von Sozialstaat werden wir
diesen Herausforderungen einer "Altersgesellschaft" nicht gerecht
werden können.
Finanziell haben wir es in den sozialen Sicherungssystemen - vom
Renten- und Gesundheitssystem bis zu Pflegeversicherung und
Sozialhilfe - mit einem erheblichen Kostendruck zu tun. Diese Kosten
werden künftig nicht mehr von der schrumpfenden Erwerbsbevölkerung
aufgefangen werden können. Übrigens auch aus dem Grund nicht, weil
der Anteil der Normalerwerbsbiografien ebenfalls sinkt.
Wer die Zukunft gestalten will, muss klar sagen, dass hier
Reformen unerlässlich sind.
Es führt deswegen auch kein Weg daran vorbei, dass im Sinne
jetziger wie künftiger Generationengerechtigkeit von den Älteren
heute und künftig ein größerer Beitrag als bisher erwartet werden
muss. Das gilt allerdings nicht nur materiell.
Es gilt vor allem auch in Hinsicht darauf, dass angesichts der
stark wachsenden Zahl von Seniorinnen und Senioren stärker als bisher
Alte für Ältere sorgen müssen. Der Förderung von Zusammenschlüssen zu
Senioren-Netzwerken und Selbsthilfegruppen kommt hier eine wichtige
Rolle zu.
Nun stellen diese neuen Anforderungen nicht nur Belastungen dar,
wie es auf den ersten Blick scheint. "Altersrevolution" heißt ja
nicht nur, dass sich die Zeit nach dem Erwerbsleben zu einer
eigenständigen Lebensphase entwickelt. Auch unser tradiertes Bild vom
"Rentner" wandelt sich erheblich.
Zwar gab es schon immer herausragende Leistungen im Alter.
Michelangelo malte mit 76 die Sixtinische Kapelle aus, Goethe
verfasste den zweiten Teil des "Faust" mit 80 Jahren, Verdi schrieb
ebenfalls mit 80 Jahren den "Falstaff".
Aber für die meisten war das Altendasein verknüpft mit
Gebrechlichkeit, Kräfteschwund, Zurückgezogenheit. Heute sehen wir
immer mehr Bürger im dritten Lebensalter, die aktiv tätig sind,
weltzugewandt, immer mehr gebildet, leistungsbereit, erlebnisoffen.
Die Älteren in unserer Gesellschaft wollen teilhaben und teilnehmen.
Das heißt: Das, was von der gesellschaftlichen Entwicklung an
Reformen notwendig wird, ist auch möglich, weil es mit den
gewandelten Bedürfnissen und Vorstellungen der Älteren selbst
übereinstimmt. Das gilt gerade auch für die neuen Möglichkeiten von
Ehrenamt und Freiwilligentätigkeit.
Für uns alle wird eines immer klarer: Den neuen Anforderungen
einer altersgerechten Gesellschaft können wir nicht mehr in der
gewohnten Weise mit den Mitteln eines fürsorglichen,
paternalistischen Wohlfahrtsstaates begegnen. Wie in anderen
Bereichen unserer Gesellschaft gilt es auch hier, auf ein verändertes
Verhältnis von Vorsorge und Fürsorge, von Subsidiarität und
Solidarität zu achten.
Das bedeutet eine große Chance. Ein Umbau des Sozialstaates, der
auf eine neue Balance von staatlichen Transfers und eigenen
Leistungen, ein neues Verhältnis von Eigenvorsorge und Einsatz für
andere setzt, kommt den Bürgern entgegen. Bürger, und das gilt auch
für die Älteren, wollen als freie, als selbstverantwortliche, als
mündige Personen behandelt werden.
Am 16. Präsident der Vereinigten Staaten, Abraham Lincoln, stammt
der Grundsatz:" Man hilft den Menschen nicht, wenn man für sie tut,
was sie selbst tun können". Dieser Grundsatz muss Richtschnur auch
für sozialstaatliche Reformen sein.
Angesichts einer Staatsquote von rund 50 % und eines auch für
Experten kaum noch durchschaubaren Steuer- und Transfersystems ist
eine Begrenzung der Staatstätigkeit zugunsten einer "aktiven
Bürgerschaft" unumgänglich.
Und jüngste Umfragen (des Bankenverbandes) zeigen, dass die Bürger
dafür aufgeschlossen sind: 61 % der Deutschen sind der Ansicht, es
sei in erster Linie die Aufgabe jedes Einzelnen, den
gesellschaftlichen Wohlstand zu sichern. Nur 29% sahen dies als
primäre Aufgabe des Staates.
Die Politik, das sollte uns nachdenklich stimmen, scheint dem
Bürger weniger Eigenverantwortung zuzutrauen als diese sich selbst.
Viele Ältere wollen nicht einsam sein, sondern auch im Alter an
Gemeinschaften teil nehmen. Sie wollen nicht das Gefühl haben, zum
alten Eisen zu gehören. Im Gegenteil. Viele Ältere wollen sich aus
eigenen Stücken engagieren, sich nach dem Erwerbsleben in anderen,
unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern neu bewähren, Lebenssinn
erfahren.
Mehr als zu irgendeiner Zeit bisher sind sie heute dazu auch in
der Lage. Eine freie Bürgergesellschaft darf sich deshalb nicht nur
auf das berufliche Leben beziehen, sondern muss auch die Zeit danach
einbeziehen.
Eine "Politik des dritten Lebensalters" setzt deshalb mehr auf
Eigenverantwortung und Eigenvorsorge, auf Eigeninitiative und
Selbsthilfe, auf freiwilliges und ehrenamtliches Engagement. Zentrale
Aufgabe einer künftigen Altenpolitik muss es sein, diesbezügliche
Kompetenzen zu stärken und zu fördern.
Denn der Bedarf an Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft, an
Kommunikation und Austausch, an Hilfe und vor allem an sinngebender
Betätigung im Rahmen freiwilligen Engagements bekommt für Ältere eine
immer größere Bedeutung.
Wer sich als älterer Mitbürger persönlich engagiert, erfährt, dass
er gebraucht wird, und wird in seinem Selbstbewusstsein gestärkt.
Ehrenamtliche und freiwillige Tätigkeiten tragen zu einem zufriedenen
und ausgefüllten Leben bei. Hilfe und Engagement für andere nützen
einem selbst nach dem Prinzip von Leistung und Gegenleistung.
Aber sie bedeuten mehr als persönlichen Nutzen. Ehrenamt und
Freiwilligentätigkeit sind Hilfe für andere, und diese Hilfe bekommt
man vielfach zurück, auch als Freude, als Anerkennung, als
Dankbarkeit. Und auch als Lebenssinn. In richtiger Weise älter werden
ist Lebenskunst:
Die Kunst, ein altersgerechtes Leben zu führen mit Maß und Muße,
mit Engagement und innerer Einkehr. Lebenskunst heißt, dem Leben ein
Ziel zu geben, auch im Alter. Gerade dazu trägt das ehrenamtliche und
freiwillige Engagement bei. Nicht nur aus sozialpolitischen oder
wirtschaftlichen Erwägungen heraus, sondern auch wegen dieser
sinnstiftenden Wirkung ist es unsere Aufgabe, die Kompetenz zu
Ehrenamt und Freiwilligentätigkeit zu stärken.
Wir brauchen deshalb vor allem einen Ausbau von Möglichkeiten
freiwilligen Engagements in unserer Gesellschaft, vor allem in den
Kommunen und Stadtteilen. Ältere, die sich engagieren, wollen
Überschaubarkeit am Wohnort und persönliche Nähe.
Eine zeitgemäße und zukunftsorientierte Altenpolitik verankert
deshalb freiwilliges Engagement in der kommunalen Infrastruktur. Sie
fördert ehrenamtliche Beteiligung unter den Älteren und im
Generationenverbund, und das auf möglichst vielfältige Weise: in der
Kultur, der Politik, der Umwelt, der Bildung, dem Sport, der
Gesundheit, den sozialen Bereichen.
Denn die Senioren von heute und erst recht in Zukunft sind schon
lange kein "grauer Block" mehr, sondern ein ziemlich "bunter Haufen".
Gleichzeitig mit dem Engagement wächst aber auch die Forderung
nach größerer Anerkennung für die von Seniorinnen und Senioren schon
jetzt erbrachten ehrenamtlichen Leistungen. Dieses freiwillige
Engagement der Älteren ist ein bedeutendes "soziales Kapital". Es
versetzt viele Einrichtungen und Verbände oft erst in die Lage, ihren
Aufgaben auch in erforderlichem Maß nach zu kommen.
Deswegen gilt an dieser Steller auch mein Dank -und auch der
jenige der ganzen CDU/CSU-Fraktion - all den älteren Mitbürgern, die
sich ehrenamtlich engagieren - in Diakonie, Caritas oder anderen
Wohlfahrtsverbänden, als Schöffe, im Parteivorstand oder in
Betreuungsdiensten, in Geschichtswerkstätten, Museen, Bibliotheken
und anderen kulturellen Einrichtungen, in Nachbarschaftshilfen,
Bildungswerken oder Familienbereichen, in Selbsthilfegruppen,
Beratungsarbeit oder Einrichtungen der Altenarbeit.
Die Bereiche des ehrenamtlichen und freiwilligen Engagements sind
ja so vielfältig wie das Leben selbst.
Aber sind denn Senioren und Seniorinnen überhaupt bereit, in
größerem Umfang als bisher sich im ehrenamtlichen und freiwilligen
Engagement zu betätigen? Hört man nicht immer wieder, dass Ältere
eine geringe Bereitschaft zum Engagement besitzen als andere Gruppen?
Die Antwort darauf lautet: Sicher gilt das für den Bereich des
"Vierten Lebensalters" (ab 75/80 Jahre), wo die Altersgebrechen
stärker zunehmen.
Aber für die Zeit davor, in der Lebensspanne von 55 - 75 Jahren,
hat es sich deutlich gewandelt. Das zeigen die letzten
wissenschaftlichen Erhebungen im Umfeld des internationalen
UNO-Jahres des Freiwilligenengagements und der Enquetekommission des
Deutschen Bundestages zum bürgerschaftliche Engagement.
Bei den 50-59jährigen sind 38% freiwillig engagiert und 31% aktiv
beteiligt. In der Gruppe der über 60jährigen sind 26% freiwillig
engagiert und 29% aktiv beteiligt. Erst ab 75 Jahre lässt das
Engagement nach.
Was aber die empirischen Erhebungen noch zeigen, ist das
brachliegende zusätzliche Potential der Älteren. Die Bereitschaft zum
Engagement beträgt bei den 50-59jährigen 37%, bei den über 60jährigen
21%. Das zeigt: Die aktive Bürgergesellschaft auch im dritten
Lebensalter ist keine Utopie, sondern konkrete Möglichkeit.
Ehrenamtliches und freiwilliges Engagement gerade auch im dritten
Lebensalter ist wichtiger Bestandteil dessen, was unsere Gesellschaft
zusammenhält.
Es bedarf aber der verbesserten Ansprache und eines
altersgerechten Ausbaus der Förderung des altersspezifischen
Engagements. Mehr Freiräume für Ältere zu schaffen wird eine
Hauptaufgabe der Zukunft sein.
Lassen Sie mich im Folgenden kurz drei Bereiche ehrenamtlichen
Engagements ansprechen, in denen sich neue Wege zur Aktivierung von
freiwilligen Engagement finden:
die Arbeitswelt,
die soziale Sicherung und
die neuen Technologien.
Erstens die Arbeitswelt:
In den OECD-Staaten ist die Arbeitslosigkeit tendenziell umso
geringer, je mehr Ältere im Erwerbsleben stehen. Viele Unternehmen
haben dort erkannt, welches Potential an know how, an Erfahrung, an
sozialer Kompetenz Ältere mitbringen.
In Deutschland ist das anders. Nur 39 % der Menschen im Alter von
55 - 65 sind in der Erwerbsarbeit, bei den 60-65jährigen sogar nur
19,5 %. In kaum einem europäischen Land werden Ältere so stark in die
Frührente geschickt wie bei uns.
Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass dies nicht zukunftsweisend
ist. Die demografische Entwicklung wird zu einem künftigen
Arbeitskräftemangel führen. Davon wird der Bereich des dritten
Lebensalters nicht unberührt bleiben.
Liegt es da nicht nahe, stärker als bisher auf Teilzeit-Modelle
des Arbeitslebens zu setzen, die sich nicht auf die magische Grenze
von 65 Jahre richten, sondern die Teil-Erwerbsarbeit mit
ehrenamtlicher Tätigkeit koppeln, das aber über 65 Jahre hinaus?
Die Ländern Sachsen, Thüringen und Brandenburg haben mit ihrer
"Aktion 55" , die beide Tätigkeitsformen koppeln, ermutigende
Ergebnisse gezeitigt.
Noch weiter ist ja Baden-Württemberg gegangen, Es hat eine
konsequente Modernisierung der klassischen Altenarbeit betrieben,
Seniorengenossenschaften besonders gefördert, Selbstorganisation und
Selbstaktivität von Älteren begünstigt und ehrenamtliches,
bürgerschaftliches Engagement von Senioren aktiv unterstützt. Ich
glaube, an solchen Beispielen lässt sich viel für die kommenden
Gestaltungsanforderungen und Reformmöglichkeiten unserer
Altersgesellschaft lernen.
Viele Ältere sind ja kompetenter, als Jüngere glauben. Auch die
Wirtschaft beginnt inzwischen hier um zu lernen.
"Senior-business-angels" oder "senior-expert-services" sind nur zwei
Belege dafür. Was in der Wirtschaft Nutzen stiftet, warum sollte das
nicht auch im Sozialen greifen?
Zweitens den Bereich der sozialen Sicherung:
Subsidiarität ist eine Schlüsselkategorie für Neuorientierung im
Sozialbereich. Das gilt auch für den Bereich des dritten
Lebensalters. Viele Ältere sind bereit, für sich und für andere
Verantwortung zu übernehmen und sich zu engagieren.
Die alte Bundesregierung hatte deshalb bereits Mitte der neunziger
Jahre das Modellprogramm "Seniorenbüros" zu fördern. Dieses hat
gezeigt, wie sinnvoll solche Einrichtungen sind. Seniorenbüros sind
Anlaufstellen für Engagement im Alter. Sie beraten, vermitteln und
aktivieren ältere Menschen
Die große Distanz zwischen Wollen und Tun, der latenten
Bereitschaft und dem tatsächlichen Engagement, konnte mittels solcher
Seniorenbüros deutlich abgesenkt werden. Seniorenbüros - wie auch
Freiwilligenzentren - sind deshalb wichtige Bestandteile
solidarischer und zugleich subsidiärer Sozialpolitik des dritten
Lebensalters. Bei diesen werden nicht mit obrigkeitsstaatlicher
Fürsorge Ältere verwaltet. Vielmehr sind sie Hilfe zur Selbsthilfe im
Alter.
Durch Seniorenbüros aktiviert der Staat die Potenzen der
Bürgergesellschaft, aktiviert die Stärken der Menschen selbst.
Seniorenbüros sind Orte, an dem ältere Menschen selbst aufgerufen
sind, selbstbestimmt für sich und andere ihre Kenntnisse und
Fähigkeiten einzubringen, Netzwerke zu bilden, andere zum Engagement
anzuregen. Deswegen müssen wir die Seniorenbüros flächendeckend
ausbauen.
Ich bin davon überzeugt, dass die Förderung solchen
Freiwilligenengagements der richtige Weg zukunftsorientierter
Gesellschafts- und Sozialpolitik ist.
Drittens den Bereich neuer Technologien:
Der Siegeszug des Computers in alle Bereiche der Gesellschaft
macht deutlich: Wir sind inzwischen weit auf dem Weg von der
Industrie- zur Wissensgesellschaft voran gekommen. Dies wird zu
wirtschaftlichem Wachstum, höherer Produktivität und der Sicherung
wirtschaftlichen Wohlstands beitragen. Wissen wird zur wichtigsten
Ressource der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts.
Damit wächst aber zugleich die Gefahr einer "digitalen Spaltung".
Ganze Bevölkerungsgruppen von den Quellen der Information und des
Wissenserwerbs auszuschließen wäre für uns alle sehr verhängnisvoll.
In der Informations- und Wissensgesellschaft teilhaben kann nur der,
der über Wissen verfügt und darauf bezogener Technik bedienen kann.
Jüngste Erhebungen zeigen, wie real die Gefahr dieser "digitalen
Kluft" ist. 25,9 Millionen Internet-Nutzern stehen 36,7 Millionen
Nicht-Nutzer gegenüber. Solche "Internet-Verweigerer" sind besonders
häufig Frauen und vor allem Ältere ab 50 Jahre. Um so wichtiger ist
es, Chancengleichheit in der Wissensgesellschaft auch im Alter
einzufordern.
Senioren und Seniorinnen dürfen nicht zu den Verlierern unserer
Gesellschaft gehören.
Eine breite Ausstattung mit Computer und eine konsequente
Internetnutzung würde gerade den Älteren entgegenkommen. Computer und
Internet stehen auch für eine neue Lebensqualität im Alter.
Die neuen Techniken machen nicht, wie man oft hört, einsam, im
Gegenteil. Sie fördern die Kommunikation und machen, wie die
Erfahrungen zeigen, ältere Menschenaktiv und mobil. Und über die
neuen Kommunikationsmöglichkeiten hinaus können hier ganz neue, den
Bedürfnissen der Älteren entgegenkommende Wege beschritten werden.
Ich denke an Information und Bildung, Einkaufsmöglichkeiten,
Vernetzung mit Behörden oder sozialen Gruppen, an medizinische
Information und Therapie.
Und besonders in Bezug auf die Aktivierung und Unterstützung von
Ehrenamt und Freiwilligentätigkeit im Alter wäre das Internet ein
gutes Informations- und Unterstützungsmedium.
Deswegen ist es ermutigend, dass sich immer mehr Ältere zu
Internet-Netzwerken zusammenschließen. Zehntausende von
Senioren-Web-Seiten ermuntern immer mehr Ältere zur Nutzung des
Internets. Als "silberne Surfer", wie sich bezeichnen, haben sie
begriffen, dass die Welt der Bits und Bytes nicht nur etwas für ihre
Kinder und Enkel, sondern auch für sie selbst ist.
Diese Einsicht gilt es zu verbreitern. Die Erhöhung der
Multimedia-Kompetenz für Ältere muss deshalb auf die Agenda einer
zukunftsorientierten Altenpolitik gesetzt werden. Die Entwicklung von
altersgerechten Hard- und Software gehört ebenso dazu wie die
Unterstützung von Freiwilligen-Initiativen, die Interaktion und
Kommunikation zwischen Senioren und von Älteren für Ältere
organisieren.
Nachahmenswerte Beispiele dafür, dass Ehrenamtliche Senioren
Computerkurse organisieren und online wie offline Hilfestellungen für
andere Ältere geben, existieren immer mehr: Ich erinnere an bekannte
Freiwilligen-Aktivitäten wie Silbermedia,  feier@bend.com,
Seniorweb.nl oder das fahrende Internet-Cafe, das
"Senior-Info-Mobil".
Besonders förderungswürdig finde ich Beispiele wie in
Baden-Württemberg oder der Stadt Berlin, wo Schüler den Älteren
Computerkurse geben und Interneterfahrungen austauschen. Das fördert
nicht nur frühzeitige Verantwortungsübernahme, sondern trägt auch zu
gemeinschaftlichen, die Generationen übergreifende Erfahrungen bei.
Lassen Sie mich zusammenfassen: Worauf müssen wir künftig
hinwirken?
  • Erstens gilt es, statt einen Krieges der Generationen zu beschwören, auf solidarische Generationenverträglichkeit zu setzen und die vielfältigen Potentiale älterer Menschen für Gesellschaft, Wirtschaft und soziale Sicherung fruchtbar zu machen. Das gilt auch für familiäre Unterstützungen.
  • Zweitens sollten wir die Förderung des Engagements Älterer gerade in Kommunen zu einer festen Selbstverständlichkeit werden lassen. Dies setzt eine Kommunalpolitik voraus, die über traditionelle Formen hinaus neue Einrichtungen und aktivierende Fördermöglichkeiten für das soziale Ehrenamt etabliert.
Selbsthilfegruppen und Senioren-Netzwerke müssen künftig ebenso
einen größeren Stellenwert bekommen wie Bürgerbüros als Anlaufstellen
für die Vermittlung von Seniorenengagement.
- Drittens gilt es, neue Wege zu beschreiten.
Die Verschränkung von Arbeitsmarkt und Ehrenamt, die
flächendeckende Institutionalisierung von Seniorenbüros, die das
Freiwilligenengagement aktivieren, und die Förderung der freiwilligen
Unterstützung zugunsten der neuen Informations- und
Kommunikationstechniken habe ich als drei zukunftsweisende Wege
beschrieben.
Weitere werden sicher in den kommenden Vorträgen genannt.
Anrede,
als im antiken Rom Plinius der Jüngere um das Jahr 100 eine
größere Summe erbte, schenkte er von dem Geld dem Jupitertempel
seiner Heimatstadt Como die Statue eines alten, nackten Mannes. An
dieser Statue sollten sich die Besucher erfreuen. Denn das Alter galt
damals, wenn es würdevoll, heiter und vor allem aktiv verbracht
wurde, als eine rühmenswerte Lebensspanne.
Nun wäre es heutzutage, rund 2000 Jahre danach, sicher
ungewöhnlich, als ein Symbol für den alten Menschen ein Denkmal in
einem Museum aufzustellen.
Aber im Gegensatz zu unserem herkömmlichen Altenbild finden wir es
heute wieder sinnvoll, sich im Alter aktiv, mit Würde und heiterem
Elan in Ehrenamt und Freiwilligentätigkeit zu engagieren.
Und wie im antiken Rom sollten wir solches Engagement der Älteren
wieder stärker wertschätzen, ihm Räume eröffnen und es vor allem auch
öffentlich würdigen. Im Alter liegen viele Chancen, auch die
Möglichkeiten freiheitlichen, selbstbestimmten und verantwortlichen
Lebens.
Diese richtig aufzugreifen wäre ein zukunftsweisender, sinnvoller
Beitrag für eine aktive "altersgerechte Gesellschaft".

Rückfragen bitte an:

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