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WAZ: Studiengebühren abschaffen? - Pro (von Christopher Onkelbach) & Contra (von Ulrich Reitz)

Essen (ots)

Pro:

Die Abschaffung der Studiengebühren ist richtig. Das Experiment ist nach rund fünf Jahren gescheitert. Ein Bundesland nach dem anderen schafft sie ab. Die zusätzlichen Kosten halten gerade diejenigen von den Hochschulen fern, die für die höhere Bildung gewonnen werden sollen: Kinder aus einkommensschwachen Familien. Und Studien belegen, dass Geldsorgen ein Hauptgrund für einen Studienabbruch sind. Es wird aber jeder kluge Kopf gebraucht. Die Kompensation des Landes für die ausfallenden Mittel ist nötig und muss bei wachsenden Studentenzahlen in Zukunft steigen. Die Gebühren wurden allein aus finanziellen Gründen eingeführt. Die Hochschulrektoren gaben ihren Widerstand dagegen aus purer Finanznot auf. Das Bildungssystem benötigt mehr Geld, soll das Niveau gehalten werden. Doch das Argument, der Staat habe eben nicht mehr zu verteilen, greift zu kurz. Man darf nicht nur die Ausgabenseite betrachten, dann nämlich werden Kitas gegen Universitäten, Arbeiter gegen Akademiker ausgespielt. Gerechter und einfacher wäre es, dies über eine Akademiker-Steuer zu regeln. Dadurch würden Menschen mit hohem Einkommen stärker an den Bildungskosten beteiligt.

Contra:

Studienbeiträge sind gerecht, denn Bildung hat einen Preis, und weshalb sollen den jene nicht bezahlen, die davon die Vorteile haben? Akademiker haben einen doppelten Vorteil: ein geringeres Arbeitsplatzrisiko und eine höhere Verdienstaussicht. Der Verzicht auf Studienbeiträge, die ohnehin nur einen Bruchteil der Kosten decken, wird mit höheren Schulden bezahlt. Schulden von heute sind Steuern von morgen. Weshalb sollen alle Kinder das Studium akademischer Eltern bezahlen? Und warum sollte ein Lehrling oder Meister über seine Steuern ihm gegenüber privilegierten Akademikern die Ausbildung bezahlen? Die Beiträge verschärfen die soziale Auswahl, sie halten arme Kinder vom Studium ab, argumentieren die Abschaffungs-Befürworter. Das aber ist überhaupt nicht belegt, im Gegenteil hat die Uni Bochum ermittelt, dass die Gebühren keine solchen sozialen Auswirkungen haben. Wer die Verfestigung sozialer Milieus verhindern will, sollte lieber Kindergärten kostenfrei machen. Schließlich: Gebühren machen aus Studenten Kunden, die bei der Uni eine Leistung abfordern. Fazit: Nicht jeder Euro, der in Soziales investiert wird, schafft Gutes. Die Abschaffung der Studiengebühren ist unsozial.

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