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WAZ: Vorfahrt für die Show. Kommentar von Reinhard Schüssler

Essen (ots)

Die berühmtesten Worte, die während einer
Sportveranstaltung im Angesicht des Todes gesprochen wurden, stammen 
von Avery Brundage. "The Games must go on", hatte der IOC-Präsident 
1972 auf der Trauerfeier für die Terror-Opfer von München erklärt. Ob
die Entscheidung richtig war, ist bis heute umstritten. Immerhin gab 
es einen gewichtigen Grund für die Fortsetzung der Spiele: nicht vor 
dem Terror zu kapitulieren. Tatsächlich blieben die Spiele seitdem 
von Anschlägen verschont.
Vor und nach München sind allerdings auch unzählige andere 
Sportereignisse, bei denen Tote oder Schwerverletzte zu beklagen 
waren, gnadenlos durchgezogen worden - nach dem zynischen Motto "Die 
Show muss weitergehen". Auf dem Hungaroring in Budapest war es nicht 
anders. Um die letzten zehn Minuten (!) des Qualifyings zu Ende zu 
bringen, mochten die Veranstalter nicht einmal abwarten, bis 
verlässliche Nachrichten über den Zustand des schwer verunglückten 
Felipe Massa bekannt wurden.
Das Vorgehen erinnert an den letzten tödlichen Unfall in der 
Formel 1. Am 1. Mai 1994 wurde der Grand Prix von Imola fortgesetzt, 
obwohl es angesichts der Schreckensbilder keines ärztlichen Bulletins
bedurfte, um zu ahnen, dass der Brasilianer Ayrton Senna mit dem Tode
rang.
Auch diesmal war wieder vom "Schock" die Rede, unter dem die 
Formel 1 stünde. War doch schlagartig das unverändert tödliche Risiko
in der Vollgas-Branche deutlich geworden. Aber der Eindruck 
relativierte sich schnell, als Ex-Champion Niki Lauda die Fortsetzung
des Qualifyings lakonisch so kommentierte: "Das war immer so, das ist
für die Formel 1 ganz normal."
Das Schlimme ist: Lauda hat ja Recht. Mehr noch: Seine Bewertung 
gilt für den ganzen Hochleistungssport, der - zumal wenn 
Millionengewinne auf dem Spiel stehen - längst den Respekt vor dem 
Tod verloren hat.
Noch während Massa zur Notoperation ins Krankenhaus geflogen 
wurde, hatten sie an der Strecke übrigens schon wieder andere Sorgen:
Die Zeitmessung war ausgefallen. Aber schon bald kam die Auflösung: 
Alonso auf Startplatz 1, Massa im Koma.

Pressekontakt:

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Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

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