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EKD - Evangelische Kirche in Deutschland

"Demokratie braucht Tugenden".
Kardinal Lehmann und Bischof Huber stellen in Berlin Gemeinsames Wort zur Zukunft unseres demokratischen Gemeinwesens vor

Hannover (ots)

"Demokratie braucht Tugenden": Unter diesem Titel
haben die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen 
Kirche in Deutschland (EKD) am heutigen Donnerstag, 23. November, in 
Berlin, ein Gemeinsames Wort zur Zukunft des demokratischen 
Gemeinwesens veröffentlicht. Vorgestellt wurde der Text durch den 
Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, 
und den Vorsitzenden des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, 
zusammen mit den Vorsitzenden der zur Vorbereitung dieses Gemeinsamen
Wortes eingesetzten Kommission: Bischof Dr. Reinhard Marx (Trier) und
Bundesminister a.D. Dr. Jürgen Schmude (Moers).
Kardinal Lehmann erinnerte daran, dass beide Kirchen bereits in 
der Vergangenheit auf die Notwendigkeit langfristig ausgerichteter 
Reformen der sozialen Sicherungssysteme in Deutschland hingewiesen 
haben, die angesichts der Globalisierung, des dramatischen 
demografischen Wandels sowie der Massenarbeitslosigkeit unvermeidlich
seien. Wenn neue Meinungsumfragen zeigten, dass 51 Prozent der 
Deutschen mit dem Funktionieren der Demokratie unzufrieden sind, sei 
die Sorge nicht unbegründet, dass die ungelösten Probleme in der 
Arbeits- und Sozialpolitik "das System unserer Demokratie insgesamt 
in Frage stellen könnten", so Lehmann. Deshalb hätten die Kirchen mit
dem Gemeinsamen Wort die Situation des demokratischen Gemeinwesens 
noch einmal grundsätzlicher beleuchten wollen.
Das demokratische Gemeinwesen stehe heute vor Aufgaben, die mit 
Routinepolitik nicht zu bewältigen seien: "Mit kleinen Schritten und 
gelegentlichen Appellen an den Patriotismus sind die heute 
notwendigen Veränderungen nicht zu erreichen", stellte Lehmann fest. 
Noch immer fehle die Einsicht, "dass für die Handlungs- und 
Leistungsfähigkeit eines demokratischen Gemeinwesens seiner Natur 
gemäß alle verantwortlich sind". Die Demokratie brauche nicht nur 
verlässliche Strukturen und Verfahren der politischen 
Entscheidungsfindung, sondern sei auf die aktive Beteiligung der 
Bürgerinnen und Bürger an der politischen Willensbildung angewiesen. 
Demokratische Institutionen seien zudem nur lebensfähig, wenn die 
politisch Handelnden Grundhaltungen erkennen ließen, "die über die 
Strategieregeln des Erwerbs und Erhalts von Macht und Einfluss 
hinausgehen". Die Demokratie brauche "politische Tugenden", so 
Lehmann.
Es sei ein Gewinn, dass die heutige Ethik die Bedeutung der Tugend
wiederentdeckt habe und neben den ethischen Prinzipien, Normen und 
Pflichten auch die moralischen Akteure wieder in den Vordergrund 
stelle. Kardinal Lehmann wies darauf hin, dass sich die Kirchen nicht
äußerten, um selbst Politik zu machen oder für einzelne politische 
Aufgaben Lösungen anzubieten. Ihren Auftrag und ihre Kompetenz sähen 
sie vielmehr darin, "für eine Wertorientierung in der Politik 
einzutreten, in deren Zentrum die Würde jedes Menschen, die Achtung 
der Menschenrechte und die Ausrichtung am Gemeinwohl stehen". Zu den 
Voraussetzungen einer an diesen Maßstäben ausgerichteten Politik 
gehörten entsprechende Einstellungen und Verhaltensweisen aller am 
politischen Leben Beteiligten, also politische Tugenden. Das 
Gemeinsame Wort wolle die heute notwendigen politischen Tugenden 
beschreiben und zur ihrer Ausbildung ermutigen. Dabei gehe der Text 
bewusst über das politische Tagesgeschäft hinaus und spreche die 
politisch Handelnden auf allen Ebenen an.
Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland 
(EKD), Bischof Wolfgang Huber, erklärte, die Kirchen wollten mit 
diesem Gemeinsamen Wort den Menschen in Deutschland Mut machen: "Mut 
zur Mitwirkung am demokratischen Gemeinwesen, Mut zu notwendigen 
Reformen der Gesellschaft, Mut zum politischen Engagement in 
unterschiedlichen Rollen und Funktionen. Insgesamt also: Mut zur 
Gestaltung der gesellschaftlichen Zukunft." Christinnen und Christen 
seien von einer Hoffnung erfüllt, die sie mutig mache. "Diese 
Zuversicht hat schon vielen Menschen geholfen, schwierige Zeiten zu 
bestehen und neuen Herausforderungen gerecht zu werden."
Der christliche Glaube bringe Tugenden hervor, so der 
Ratsvorsitzende im Blick auf den Titel des Gemeinsamen Textes. 
Insofern seien christlicher Glaube und das demokratische Gemeinwesen 
sinnvoll aufeinander bezogen. Der Text "Demokratie braucht Tugenden" 
skizziere Herausforderungen wie Arbeitslosigkeit und demographische 
Entwicklung, erinnere an die Verantwortung der Kirchen für die 
Demokratie und erläutere die Notwendigkeit politischer Tugenden für 
das Gelingen dieser Staatsform. Als "ethisches Herzstück" entwickele 
die Handreichung dann "Orientierungen für eine politische Tugendlehre
aus christlicher Perspektive", die anhand verschiedener 
Rollenbeispiele wie Wählerinnen und Wähler, Journalistinnen und 
Journalisten oder Verbandsvertreter entfaltet werden. In einem 
abschließenden Kapitel werde gezeigt, welche Möglichkeiten sich 
eröffnen, wenn Menschen sich auf der Grundlage des christlichen 
Glaubens für das demokratische Gemeinwesen engagieren.
Hannover/Berlin, 23. November 2006	Bonn/Berlin, 23. November 2006
Pressestelle der EKD		Pressestelle der Deutschen
                                     Bischofskonferenz
Christof Vetter			 Dr. Martina Höhns

Pressekontakt:

Evangelische Kirche in Deutschland
Hans-Christof Vetter
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: christof.vetter@ekd.de

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