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Lausitzer Rundschau: Militarisierung oder Normalität - vom Umgang mit der Bundeswehr Orden und Lügen

Cottbus (ots)

Es ist Quatsch, der Bundesregierung wegen der
Tapferkeitsmedaillen, die die Form des Eisernen Kreuzes haben, zu 
unterstellen, sie stapfe gedankenlos in die Fußstapfen Hitlers. Der 
hat viel missbraucht und mit seinem Hakenkreuz versehen, auch dieses 
von Karl Friedrich Schinkel während der preußischen Befreiungskriege 
gegen Napoleon entworfene militärische Zeichen. Das Preußen-Symbol 
prägt sämtliche Schiffe und Flugzeuge der Bundeswehr. Warum sollte es
dann nicht an der Brust von Soldaten hängen, die ihren Kameraden 
unter Einsatz ihres Lebens geholfen haben?
 Die schleichende Militarisierung findet nicht mit Ordensverleihungen
statt, sondern ganz praktisch in Afghanistan. Und sie ist begleitet 
von Lügen, vor allem Selbstlügen. In der Bundesregierung wie im 
Bundestag ist die Einsicht stark, dass Deutschland Teil der 
internationalen Gemeinschaft und der westlichen Wertegemeinschaft 
ist, und dass man sich engagieren muss in der Welt. Zur Not auch mit 
militärischen Mitteln. Aber im Volk steht die Heimatfront nicht, wie 
die Umfragen zeigen. Die Deutschen wollen eine Bundeswehr, die bei 
Flutkatas8trophen hilft oder in Entwicklungsländern Brücken baut. Sie
wollen nicht, das geschossen und gestorben wird. Sie sind in den 
asymetrischen Kriegen des 21..Jahrhundert, wie er typischerweise 
gerade in Afghanistan geführt wird, das schwächste Glied in der 
Kette. Das hat historische Gründe. Künftig wird noch ein weiterer 
hinzukommen, auf den Militärforscher seit Langem hinweisen: der 
Geburtenmangel. Uns ist das Leben der wenigen jungen Männer, die wir 
haben, wesentlich wertvoller, als den Herren der Privatarmeen 
zerfallender Staaten, die unsere Sicherheit bedrohen und Menschen 
bedenkenlos opfern. Und diese Tendenz wird zunehmen. Irgendwann 
stellt sich die Frage, ob eine überalterte Gesellschaft willens ist, 
sich zu verteidigen - und wie. Zuerst durch gesellschaftliche 
Akzeptanz. Deutsche Soldaten sind seit zehn Jahren im 
Auslandseinsatz. Eine breite Debatte darüber aber ist nie geführt, 
eine Zustimmung nie eingeholt worden. Es geht um unsere Rolle in der 
Welt. Schauen wir nur zu? Überlassen wir anderen die Drecksarbeit? 
Haben wir Alternativen zum militärischen Einsatz? Hilft mehr 
Prävention, mehr Entwicklungsgeld? Über all diese Fragen muss man 
streiten, gerade im Wahlkampf. Um all das muss die Politik endlich 
offen argumentieren.
 Angela Merkel und Verteidigungsminister Franz Josef Jung versuchen 
die Lücke zwischen ihnen und dem Volk mit Symbolik zu stopfen, vom 
Ehrenmal für gefalle Soldaten über öffentliche Gelöbnisse vor dem 
Reichstagsgebäude bis eben zur gestrigen Verleihung der 
Tapferkeitsmedaillen. Diese Gesten sind löblich, denn sie erweisen 
der demokratischen Bundeswehr und ihren Soldaten Respekt. So 
unvermittelt aber wie sie daherkommen, wirken sie wie 
Durchhalteappelle. Das reicht nicht.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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