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KBV - Kassenärztliche Bundesvereinigung

KBV zu Finanzergebnissen der Krankenkassen
"Wie groß ist das Finanzloch wirklich?"

Berlin (ots)

"Mit reiner Kostendämpfung sind die Probleme der
gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht zu lösen. Deswegen geht
die Behauptung Ulla Schmidts, die Selbstverwaltung habe versagt, an
der Sache vorbei. Therapeutischer Fortschritt und ein gestiegenes
Durchschnittsalter der Bevölkerung lassen sich mit Spardiktaten nicht
beherrschen." Das hat heute der Erste Vorsitzende der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Manfred
Richter-Reichhelm, in Berlin erklärt. Er reagierte damit auf die
"fast unentdeckt gebliebene Bekanntgabe" der finanziellen Situation
der Krankenkassen durch die Ministerin am gestrigen 5. Dezember.
Der KBV-Chef verteidigte die Mehrausgaben für Medikamente: "Wir
Ärzte verordnen Präparate, weil die Menschen sie brauchen, nicht weil
wir persönlich etwas davon hätten. Dabei haben die Ärzte durchaus
einen Sparbeitrag geleistet, denn die Zahl der Verordnungen liegt
heute unter der von 1981. Um unsere Patienten trotzdem gut zu
versorgen, müssen wir immer wieder Streit mit den Krankenkassen auf
uns nehmen." In Ostdeutschland seien die Ausgaben deswegen gestiegen,
weil angesichts der besonderen Krankheitslast immer noch ein enormer
Nachholbedarf bestehe. Dies gelte insbesondere für die Bereiche
ärztliche Behandlungen und Heilmittel, wo den Versicherten nach wie
vor nur 80 Prozent des Westniveaus zustehe.
"Wir sorgen uns sehr um die Existenz der GKV", erklärte Richter-
Reichhelm. Noch vor einem halben Jahr habe es aus dem
Bundesgesundheitsministerium geheißen, die Bilanz der Kassen sei am
Jahresende ausgeglichen, dann habe das Ministerium ein Defizit von
zwei Milliarden Euro, dann von 2,5 Milliarden eingeräumt. Tatsächlich
seien es bereits 3,2 Milliarden Euro - die geplanten Mehrbelastungen
der Krankenkassen durch die Arbeitsmarktreformen noch nicht
eingerechnet. "Das Versprechen, diesen Betrag 2003 einzusparen, ist
nicht zu halten, weil Kostendämpfung unsere Versorgungsprobleme nicht
löst", prognostizierte der KBV-Vorsitzende.
"Die vielen Verschiebebahnhöfe der Vergangenheit sind die wahren
Ursachen der Finanzierungsmisere. Außerdem liegen die
Einnahmenzuwächse der GKV seit Jahren unterhalb der Inflationsrate",
so Richter-Reichhelm. Die Folge: Die medizinische Versorgung werde
kaputtgespart. In dieser Situation sei es bemerkenswert, dass die
Verwaltungskosten der Krankenkassen stärker stiegen als die Mittel
für die Versorgung der Patienten - nämlich um 4,6 Prozent gegenüber
2,2 Prozent bei den Behandlungskosten.
Richter-Reichhelm betonte: "Bei aller Analyse der Kassenausgaben darf
die Politik den Therapiebedarf der Patienten nicht aus den Augen
lassen." Er wies darauf hin, dass nach Berechnungen der KBV sechs
Milliarden Euro zusätzlich in die Arzneimittelversorgung gesteckt
werden müssten, wenn ein Dutzend weit verbreiteter Krankheiten wie
Bluthochdruck, Krebs und Alzheimer leitliniengerecht therapiert
werden sollten. "Schon allein für die Behandlung chronisch
obstruktiver Lungenerkrankungen brauchen wir zusätzliche 1,181
Milliarden Euro. Jeder zweite Raucher über 40 Jahren leidet daran und
die Krankheit droht von der vierthäufigsten zur dritthäufigsten
Todesursache überhaupt zu werden", erklärte der KBV-Chef.
Ihre Ansprechpartner: 
Dr. Roland Stahl,
Tel: 0221 / 4005-213 
Roland Ilzhöfer, 
Tel: 030 / 4005-1230 
Gabriele Prissok, 
Tel: 030 / 4005-1240 - 2 -

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