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Weser-Kurier: Zu Antibiotika in der Tiermast schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 10. Juli 2013:

Bremen (ots)

Wer ab und zu ein halbes Grillhähnchen verspeist, muss sich manchmal auch dumme Sprüche anhören. "Du willst wohl deinen Schnupfen bekämpfen", lautet einer dieser Kommentare, mit denen ein - angeblich? - hoher Medikamentenanteil im Geflügelfleisch aufs Korn genommen werden soll. Zynismus? Galgenhumor? Tatsache ist leider, dass insbesondere Masthähnchen mit Antibiotika offenbar vollgepumpt werden. Ein Viertel ihres 39-tägigen Lebens bekommen diese Tiere Arzneimittel verabreicht. Auch wenn diese sich nicht zwangsläufig im Fleisch anreichern, bergen sie doch ein gefährliches Risiko: Der massenhafte Einsatz härtet die Krankheitserreger ab, macht diese gegen Antibiotika immun. Wenn sie dann Menschen befallen, sind Medikamente immer öfter wirkungslos. 5000 Patienten in Deutschland sterben jährlich an den Folgen einer so genannten MRSA-Infektion, einer Erkrankung mit multiresistenten Keimen. Problem und Ursache sind seit Langem bekannt. Außer einigen Lippenbekenntnissen der Agrarbranche und der Politik hat es aber kaum Abhilfe gegeben. Immer neue Datenerfassungen helfen auch nicht gerade weiter. Nötig sind vielmehr konsequente Schritte wie das Verbot, dass der behandelnde Tierarzt die Medikamente nicht auch noch verkaufen und daran verdienen darf. Auch muss man dringend die Haltungsbedingungen ändern. Enge Besatzdichten, schlechte Lüftung oder minderwertiges Futter machen Geflügel und Vieh anfälliger für Krankheiten. Darüber hinaus sind strenge Kontrollen und Sanktionen unabdingbar. Warum spielt der Einsatz von Antibiotika bei Legehennen kaum eine Rolle, bei Masthähnchen dagegen eine so überragende? Erkrankt das männliche Geflügel wirklich so viel öfter als das weibliche? Hier drängt sich der Verdacht auf, dass die Medikamente vielleicht doch nicht ausschließlich gegen Infektionen, sondern auch als "Wachstumsdoping" eingesetzt werden. Antibiotika haben die - für die Mäster - angenehme Nebenwirkung, dass die Tiere mehr und schneller fressen.

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