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Börsen-Zeitung: Managerallüren, Kommentar von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots)

Wäre es in Deutschland zurzeit bullenheiß,
könnte man sagen, na gut, das kommt von der Hitze. Es ist aber nicht
bullenheiß. Deshalb muss der Schluss erlaubt sein, dass einzelnen
Managern etwas anderes zu Kopf gestiegen ist. Hier ist heute nicht
die Rede von Führungspersonal, das womöglich eine unrühmliche Rolle
in Korruptionsaffären gespielt oder das Geldwäschegesetz allzu salopp
ausgelegt hat. Diesmal geht es um Leute, die durch ihre Hybris
auffallen und damit ein denkbar schlechtes Vorbild abgeben.
Etwa Eckhard Cordes und Christine Licci. Das Vorstandsmitglied von
DaimlerChrysler hat – man muss sagen: nach unbestätigten Berichten –
den Aufsichtsrat um vorzeitige Vertragsauflösung gebeten.
Vorausgegangen ist die Bestellung von Dieter Zetsche zum
Vorstandsvorsitzenden als Nachfolger von Jürgen Schrempp. Und die
Chefin des Privatkundengeschäfts der HVB hielt es für richtig, per
breit gestreuter E-Mail eine aus ihrer Sicht falsche Darstellung des
Spartenergebnisses in der Präsentation der Quartalszahlen des
Konzerns zu behaupten, und kompromittierte damit auch ihre
Vorstandskollegen. Im Gespräch mit Journalisten tat Licci beim HVB-
Sommerfest obendrein unter Hinweis auf eine tolle Change-of-Control-
Klausel in ihrem Vertrag kund, sie werde die Bank verlassen, sollte
ihr Kollege Johann Berger und nicht sie selbst an die Spitze der
künftigen Unicredit-Tochter berufen werden.
Cordes konnte sich lange Zeit gute Chancen ausrechnen, Schrempp zu
beerben. Aber das Rennen machte letztlich Zetsche. Das hat der zweite
Sieger gefälligst zu akzeptieren. Natürlich wäre es töricht, wollte
der Aufsichtsrat den schlechten Verlierer nun gegen dessen Willen auf
Vertragserfüllung als einfaches Vorstandsmitglied in die Pflicht
nehmen. Aber hoffentlich wird Cordes für seinen vorzeitigen Abgang
nicht noch Geld hinterhergeworfen. Und Licci: Egal, ob ihre Kritik in
der Sache begründet sein mag – die Manieren sind hart an der Grenze
zur groben Pflichtverletzung. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie
das Aktiengesetz. Doch unabhängig von Konsequenzen, die der
Aufsichtsrat zu ziehen hätte: Die Aktionäre und das sonstige Publikum
haben die Nase voll von solchen Allüren ebenso hochmütiger wie hoch
bezahlter Manager, die sich offenbar für die Größten halten. Dass sie
alles andere sind als das, macht ihr selbstherrliches und
wichtigtuerisches Gehabe überdeutlich.

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