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Börsen-Zeitung: Zweite Chance, Kommentar zur Heidelberg Cement-Kapitalerhöhung von Andreas Hippin

Frankfurt (ots)

Heidelberg Cement geht ein zweites Mal an die
Börse. Anders kann man die Ankündigung, 125 Millionen Aktien zu 
platzieren, nicht verstehen. Die Architekten des Deals versuchen, die
alte Volksweisheit zu widerlegen, die da lautet: Allen Menschen Recht
getan, ist eine Kunst, die niemand kann.
Sollten es die Banken tatsächlich schaffen, die Stücke ohne 
nennenswerten Abschlag zum Börsenkurs der vergangenen Tage 
unterzubringen, könnte der Wert der Transaktion 5 Mrd. Euro 
erreichen. Würde es sich um einen echten Börsengang handeln, hätten 
wir es mit dem größten IPO seit dem der Deutschen Post im Jahr 2000 
zu tun.
Vorstandschef Bernd Scheifele kann sich auf die Schulter klopfen. Er 
schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen kann der mit 11,3 
Mrd. Euro verschuldete MDax-Konzern den Erlös aus dem Verkauf von bis
zu 62,5 Millionen neuen Aktien für den Schuldenabbau gut gebrauchen. 
Zum anderen eröffnen sich dem Zement- und Betonhersteller Chancen auf
einen Aufstieg in den Dax, denn der Streubesitz soll Finanzkreisen 
zufolge nach Abschluss der Platzierung bei mehr als 80% liegen. Zuvor
galt das Unternehmen zeitweise als Squeeze-out-Kandidat. Der Anteil 
des bisherigen Hauptaktionärs Ludwig Merckle soll von zuletzt 
gemeldeten 72,4% auf weniger als 20% schrumpfen.
Platziert werden sollen nämlich auch 62,5 Millionen Aktien von  
Altaktionären. Darunter befindet sich nicht nur die bis über beide 
Ohren verschuldete Merckle-Familie. Auch diverse Banken wollen sich 
bei dieser - so in Deutschland noch nicht gesehenen - Transaktion von
ihren Stücken trennen. Die Ära Merckle wäre damit für Heidelberg 
Cement abgeschlossen.
Und alle sind zufrieden. Das Unternehmen erhält eine zweite Chance. 
Die Investoren, die auf eine schnelle Besserung der Baukonjunktur 
setzen, können endlich nennenswerte Anteile an einem der weltweit 
führenden Baustoffhersteller erwerben. Die Gläubiger der 
Merckle-Gruppe müssen nicht befürchten, dass Heidelberg 
Cement-Aktien, die bei ihnen als Sicherheiten hinterlegt wurden, an 
Wert verlieren. Und die Banken, die dem Unternehmen schon bei der 
Refinanzierung von 8,7 Mrd. Euro im Juli zur Seite standen, nehmen 
durch diesen Designer-Deal ein hübsches Sümmchen ein. Vielleicht 
verstehen sie sich ja tatsächlich auf die Kunst, die niemand kann.

Pressekontakt:

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Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0

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