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Börsen-Zeitung: Zur Unzeit, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Eigenkapitalausstattung der Banken

Frankfurt (ots)

Die Banken müssen sich warm anziehen. Von
Politik und Regulatoren bläst ihnen ein immer schärferer Wind 
entgegen. Mehr Eigenkapital, Kernkapital besserer Qualität, 
Verschuldungslimit, "Dynamic Provisioning", frei übersetzt: in guten 
Zeiten Speck ansetzen für schlechte Phasen. Also etwa so, wie die 
Regierungen in der EU es mit ihrer Haushaltspolitik spätestens seit 
der Vereinbarung von Maastrichtvertrag und Stabilitätspakt 
erfolgreich vormachen.
Spaß beiseite: Wird annähernd realisiert, was sich auf politischer
Ebene in den 20 führenden Industrie- und Schwellenländern (G20) oder 
im Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht abzeichnet, dann ist die von 
Deutsche-Bank-Chef Ackermann vorhergesagte Kapitalerhöhungswelle in 
der Tat nur eine Frage der Zeit. Und grundsätzlich kann es ja auch 
kein Vertun geben: Die Eigenkapitalausstattung gerade vieler großer 
international aufgestellter Banken und etwa einer Handvoll 
Landesbanken hat sich als nicht krisenresistent erwiesen (die lokale 
Sparkasse oder Kreditgenossenschaft trifft diese Feststellung in 
aller Regel nicht). Insofern sind Quantität und Qualität des 
Eigenkapitals ein regulatorisches Feld, auf dem Handlungsbedarf 
besteht, den nicht einmal die Repräsentanten der Branche bestreiten. 
Gibt das "Ob" also wenig Konfliktstoff her, sind das "Wie" und das 
"Wann" ein Exempel dafür, wie eine Diskussion aus dem Ruder zu laufen
droht. Wie man im selben Atemzug über die angebliche Kreditklemme 
lamentieren kann und das Eigenkapitalregime verschärfen will, das 
vermögen wohl nur wahlkämpfende Politiker zu erklären. Selbst wenn 
jetzt beschlossene Regeln erst später in Kraft treten sollten: Märkte
und Ratingagenturen würden die Auswirkungen doch eskomptieren und 
"einpreisen". Insofern kommt die Debatte eingedenk der Tatsache, dass
die Finanzkrise noch nicht zu Ende und die Kreditabschreibungslawine 
noch gar nicht richtig losgerollt ist, absolut zur Unzeit.
Was das "Wie" angeht, nur ein Beispiel: Vor zwei Jahren wusste auf
dem europäischen Kontinent noch niemand, wie man "Leverage Ratio" 
schreibt. Heute ist dies die Risikosteuerungsgröße, auf die alle 
starren, weil ein paar US-Analysten es sich so ausgedacht haben. 
Gerade noch galt es zumindest in Europa als die größte Baseler 
Errungenschaft, Aktiva sinnvollerweise risikoadäquat zu bewerten und 
mit Kapital zu unterlegen. Eine Krise später ist das alles vergessen.
(Börsen-Zeitung, 9.9.2009)

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