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Börsen-Zeitung: Tanz auf dem Vulkan, Kommentar von Michael Flämig zur aktuellen Quartalssaison

Frankfurt (ots)

Die Quartalssaison läuft auf vollen Touren, sehr
zur Freude der Anleger. Denn ihre Stimmung hellt sich zunehmend auf. 
Das offensichtliche Resultat ist der steile Anstieg der Aktien im 
Deutschen Aktienindex (Dax). Er hat den höchsten Stand seit Oktober 
vergangenen Jahres erreicht. Auch die mittelschweren Papiere im MDax 
streben in höhere Indexregionen.
Die Investitionsbereitschaft kontrastiert in bemerkenswerter Weise
mit den Einschätzungen der Vorstandsvorsitzenden. Dort dominieren 
Molltöne. Dies war auch bei den Berichten am gestrigen Donnerstag 
hörbar. Der Siemens-Chef erwartet eine nachhaltige Belebung im Umfeld
erst für die zweite Hälfte nächsten Jahres. Die Lufthansa-Spitze 
sieht ebenfalls keine Erholung. MAN stellt sich auf eine lange 
Durststrecke ein. Der BASF-Vorstand warnt vor der Gefahr eines 
erneuten schmerzhaften Rückschlags durch Überkapazitäten.
Sicher: Es gibt positivere Einschätzungen. VW zeigt sich verhalten
optimistisch, Conti hofft auf eine Belebung im vierten Quartal und 
HeidelbergCement rechnet mit einem langsamen Aufschwung. Aber: Die 
harten Daten sprechen eine andere Sprache. Die Industrie blickt in 
ein tiefes Loch. Ein Beispiel illustriert dies. In den Monaten April 
bis Juni erhielten zwei Unternehmen (Siemens und MAN) weniger 
Aufträge in einer Größenordnung, die ein Dax-Unternehmen wie Merck 
nicht einmal in einem ganzen Jahr erlöst. 8 Mrd. Euro haben sich in 
Luft aufgelöst. Die Orders sind bei Siemens um mehr als ein Viertel 
eingebrochen, bei MAN fast um die Hälfte. Dies sind historische 
Werte.
Die Frage lautet: Schließt sich das Loch so schnell, wie es 
aufgetaucht ist? Oder schauen die Unternehmen eher in den Schlot 
eines explosiven Vulkans? Mit dem Instrument Kurzarbeit lässt sich 
die Antwort vertagen. Doch die Budgetgespräche 2010 erfordern 
Festschreibungen. Airlines diskutieren offen, ob die Nachfrage nach 
margenstarken Business-Class-Tickets je wieder das Vor-Krisen-Level 
erreicht. Konzerne wie Siemens können nicht dauerhaft einen 
Gewinneinbruch um die Hälfte im volumenstärksten Sektor 
durchschleppen.
Die Antwort sei gewagt: Umbauten werden vielerorten umfangreicher 
ausfallen als bisher antizipiert und vor der Bundestagswahl 
eingestanden. Dann entpuppt sich die aktuelle Ausgelassenheit der 
Investoren als Tanz auf dem Vulkan.
(Börsen-Zeitung, 31.7.2009)

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