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Börsen-Zeitung: Mit Vorsicht genießen, Kommentar zum jüngsten Weltwirtschaftsausblick des Internationalen Währungsfonds, von Peter De Thier.

Frankfurt (ots)

Aus der Sicht der Industrieländer und
insbesondere der Bundesrepublik hätte der Internationale 
Währungsfonds (IWF) kaum ein dunkleres Bild zeichnen können. Um fast 
4% soll dieses Jahr die Wachstumsrate in den führenden 
Industrienationen einbrechen, die deutsche Wirtschaft soll gar um 
5,6% schrumpfen, heißt es im jüngsten Weltwirtschaftsausblick (WEO). 
Begründet wird dies zu Recht mit der hohen Exportabhängigkeit sowie 
der Struktur der deutschen Ausfuhren. Unter den Folgen der 
eingefrorenen Kreditmärkte sowie der nachlassenden Exportnachfrage 
leiden aber auch jene Schwellen- und Entwicklungsländer, die noch vor
wenigen Jahren mit ihren exorbitanten Wachstumsraten Katalysatoren 
der Weltwirtschaft waren. Sie sind von der Handelsfinanzierung 
weitgehend abgeschnitten und sind von jenen "erheblichen 
Abwärtsrisiken", die der Währungsfonds an mehreren Stellen 
hervorhebt, besonders stark betroffen.
Gleichwohl ist ein Silberstreif am Horizont auszumachen, in den 
Worten von IWF-Chefökonom Olivier Blanchard "ein Licht am Ende eines 
langen Tunnels". Sofern Regierungen und Notenbanken nicht die Zügel 
schleifen lassen, sondern ihr gesamtes wirtschafts- und 
geldpolitisches Instrumentarium ausschöpfen, um die Konjunktur 
wiederzubeleben und die Finanzmärkte weiter zu stabilisieren, kann es
2010 schon wieder bergauf gehen. Obwohl Ökonomen übereinstimmend eine
langsame Erholung erwarten, könnte sich für eine ausfuhrorientierte 
Volkswirtschaft wie die deutsche das Blatt schneller wenden, wenn der
stagnierende Welthandel wieder auf Touren kommt.
So pessimistisch die jüngste kurz- bis mittelfristige Voraussage 
des IWF auch ausfallen mag, sie ist dennoch mit Vorsicht zu genießen.
Schließlich hat der Währungsfonds zu keinem Zeitpunkt in seiner 
Geschichte so häufig seine Konjunkturprognosen korrigiert. Früher 
wurden die Zahlen zweimal im Jahr aktualisiert. Mittlerweile wird der
WEO alle drei Monate revidiert, manchmal sogar nach vier Wochen. So 
wurde im Januar für Deutschland lediglich ein Minus von 2,5% 
erwartet, das binnen kurzer Zeit auf mehr als das Doppelte stieg. Im 
Sommer oder spätestens Herbst könnten die Zahlen schon wieder ganz 
anders aussehen. Vielleicht auch deutlich besser. Nur das positive 
Vorzeichen vor dem Komma wird auf sich warten lassen.
(Börsen-Zeitung, 23.4.2009)

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