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Der Tagesspiegel: Chef der UN-Mission in Afghanistan: Die Situation vieler Rückkehrer ist heillos

Berlin (ots)

Der Leiter der UN-Mission in Afghanistan, Tom
Koenigs, hat vor der Rückführung der in Deutschland und anderen 
Staaten lebenden Afghanen gewarnt. "Wer die Situation kennt, dem ist 
schnell klar: Dieses Land ist nicht aufnahmefähig", sagte der 
Grünen-Politiker dem Berliner "Tagesspiegel" (Mittwochausgabe). "Die 
ökonomische Situation vieler Rückkehrer ist heillos", sagte er. Ihre 
Häuser seien zerstört oder inzwischen an andere vergeben worden. "Die
wirtschaftlichen Möglichkeiten für jemanden, der zurückkehrt, sind in
Afghanistan gleich Null", sagte Koenigs, der das Amt am 15. Februar 
dieses Jahres übernommen hatte. Er habe mit dem früheren 
Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) darüber "manche scharfe 
Diskussion geführt". Er habe den Eindruck, "dass der neue 
Bundesinnenminister sich intensiv mit dem Thema Afghanistan befasst".
"Dies ist nun einmal das fünftärmste Land der Welt. Mit einer 
nicht existierenden Produktion, mit schwierigster Infrastruktur, 
nicht einmal die Wetterbedingungen sind einfach. Niemandem wird es 
daher gelingen, aus Afghanistan in absehbarer Zeit einen Tigerstaat 
zu machen", sagte Koenigs der Zeitung. "Zudem haben wir hier 
politische Strukturen geschaffen, die für ein entwickeltes Land 
richtig sind. Das heißt, wir haben einen Mantel genäht, der sehr groß
ist. Und dann sieht man die Defizite sofort", sagte er. So hätten 
sich die Vereinten Nationen dafür eingesetzt, "dass die Polizei 
demokratisch ist und ihre Macht nicht zum eigenen Vorteil 
missbraucht. Das sind Erziehungsprozesse, die nicht in drei Monaten 
greifen." Auch die Befreiung der Frau schreite nur langsam voran. 
"Niemand mehr muss in diesem Land verschleiert gehen oder gar in der 
Burkha - dennoch tragen alle die Burkha. Die Strukturen sind unten 
noch nicht angekommen", sagte Koenigs.
Über seine Arbeitsbedingungen angesichts der angespannten 
Sicherheitslage in Afghanistan sagte der Grünen-Politiker, er 
bedauere, dass er "unter ständiger Bewachung" stehe. "Dass ich nur 
schwer bewaffnet in gepanzerten Wagen durch die Stadt fahren kann, 
muss ich akzeptieren. Zumindest habe ich mir ausbedungen, dabei auf 
Blaulicht zu verzichten", sagte Koenigs.
Bei Rückfragen:
Der Tagesspiegel, Politikredaktion, Tel.: 030/26009389

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
thomas.wurster@tagesspiegel.de

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