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Der Tagesspiegel: Richthofen fordert klare Worte des IOC zu China; Ausschluss eines deutschen Boykotts "unsensibel"

Berlin (ots)

Vier Monate vor den Olympischen Spielen in Peking
wächst der Druck auf den organisierten Sport, die 
Menschenrechtsverletzungen in China deutlicher anzusprechen. Erstmals
gibt es auch Kritik von hohen Sportfunktionären. "Das Internationale 
Olympische Komitee muss endlich zu einer klaren Sprache finden", 
sagte Manfred von Richthofen, der Ehrenpräsident des Deutschen 
Olympischen Sportbundes (DOSB), dem Tagesspiegel am Sonntag. "Die 
Einschränkungen der Religionsfreiheit und die menschenverachtenden 
Vorgänge in Tibet müssen deutlich verurteilt werden." Von Richthofen 
kritisierte auch seinen eigenen Verband, da dieser frühzeitig einen 
Boykott der deutschen Mannschaft ausgeschlossen hatte. "Dieses 
unsensible Vorgehen macht mich betroffen", sagte von Richthofen, der 
damit auch seinen Nachfolger Thomas Bach kritisiert. Bach ist 
DOSB-Chef und gleichzeitig Vizepräsident des Internationalen 
Olympischen Komitees (IOC). "Diese Doppelfunktion macht eine 
deutliche Sprache nicht einfacher", stellte von Richthofen fest. Umso
früher man Garantien abgebe, umso sicherer fühlten sich diejenigen in
China, die nichts verändern wollten. Bach hatte einen Boykott des 
deutschen Teams ausgeschlossen und gesagt: "Der Sport darf nicht als 
politischer Knüppel missbraucht werden."
Auch der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, 
Ruprecht Polenz (CDU), griff den deutschen Sport an. "Der DOSB hat 
ein verfrühtes und damit ein falsches Signal gesetzt", sagte Polenz 
dem Tagesspiegel am Sonntag. "Die Botschaft an China lautet: Wir 
kommen, egal, was passiert." Wie aber wolle der Sport noch reagieren,
wenn etwa wieder Demonstrationen auf dem Platz des Himmlischen 
Friedens in Peking niedergeschlagen würden?, fragte Polenz. Er 
forderte Athleten auf, ihre Meinung auch während der Spiele 
kundzutun, allerdings außerhalb der Wettkämpfe. Das IOC hatte 
Sportlern, die in Wettkampfstätten protestieren, mit einem Ausschluss
gedroht. "Das IOC sollte nicht vorsorglich Sportlern sagen, was sie 
nicht tun sollen", forderte Polenz, "Wichtiger ist, den Chinesen 
ständig zu sagen, was sie für die Menschenrechte tun sollen." Die 
Olympischen Spiele dürften sich nicht für chinesische 
Propagandazwecke missbrauchen lassen. Deshalb müsse das IOC darauf 
dringen, dass beim olympischen Fackellauf, der durch Tibet und auf 
den Mount Everest führt, Medien vor Ort über die Missstände in Tibet 
berichten könnten. IOC-Vize Bach nimmt selbst am Fackellauf teil und 
wurde dafür vom Chef des Sportausschusses des Bundestags, Peter 
Danckert (SPD), zuletzt kritisiert.

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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