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Der Tagesspiegel: Auswärtiges Amt spricht mit Syrien über Freilassung des Terrorverdächtigen Zammar "Aus humanitären Gründen"
Sicherheitsexperten fürchten Risiko

Berlin (ots)

Berlin - Der Fall ist heikel, denn es geht um einen
als besonders gefährlich geltenden Terrorverdächtigen. Doch die 
Bundesregierung sieht sich an ihre Fürsorgepflicht gebunden - und 
spricht mit Syrien über eine Freilassung des in Damaskus inhaftierten
Deutsch-Syrers Mohammed Haydar Zammar, der mit Attentätern des 11. 
September 2001 Kontakt hatte. Zammar war im Oktober 2001 von Hamburg 
nach Marokko gereist, wo er Ende des Jahres auf Ersuchen der USA 
festgenommen und nach Syrien weitergereicht wurde. Dort verurteilte 
ihn ein Gericht Anfang 2007 in nicht-öffentlicher Verhandlung zu 
zwölf Jahren Haft. Der genaue Urteilsspruch ist nicht bekannt, nach 
Kenntnis von Sicherheitsexperten hielten die Syrer Zammar die 
Mitgliedschaft in der islamistischen Muslimbruderschaft und die 
Beteiligung an Plänen zu Anschlägen in Syrien vor.
    "Wir bemühen uns um eine Freilassung aus humanitären Gründen", 
sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes (AA) am Montag dem 
Tagesspiegel. Der Ausgang der Gespräche mit Syrien sei allerdings 
offen. Auf die Frage, ob Damaskus für eine Freilassung Zammars eine 
Gegenleistung verlange, wollte die Sprecherin des AA nichts sagen.
    Sicherheitsexperten sehen eine mögliche Rückkehr Zammars nach 
Deutschland mit gemischten Gefühlen. Der 1982 eingebürgerte Islamist 
wurde nach eigenen Angaben 1991 in Afghanistan militärisch 
ausgebildet, kämpfte 1995 in Bosnien auf der Seite der Muslime und 
traf im Jahr 2000 in Afghanistan bei einer Feier auf Osama bin Laden.
In Hamburg war er mit der Gruppe um Mohammed Atta befreundet, den 
späteren Attentätern des 11. September. Sicherheitsexperten halten 
Zammar vor, er habe die Verbindung der Atta-Zelle zu Al Qaida 
hergestellt. Sollte der Islamist nach Deutschland zurückkehren, 
"bedeutet das ein Sicherheitsrisiko", sagte ein Fachmann.
     Bei der Bundesanwaltschaft ist ein Verfahren gegen Zammar wegen 
des Verdachts der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung 
anhängig. Für einen Haftbefehl reichte es bislang jedoch nicht. Die 
Behörden hatten zu wenig in der Hand, um Zammar nur Wochen nach den 
Anschlägen vom 11. September 2001 am Verlassen der Bundesrepublik in 
Richtung Marokko zu hindern. Entließe Syrien Zammar vorzeitig aus der
Haft, müsste er auch nicht befürchten, die Reststrafe in Deutschland 
verbüßen zu müssen. Der Prozess und das Urteil gegen Zammar genügten 
offenkundig keinen rechtsstaatlichen Maßstäben, hieß es in 
Sicherheitskreisen.
    Die Gespräche mit Syrien sind ein weiteres Kapitel im Fall 
Zammar, der einiges Aufsehen erregt. Mit der Rolle der deutschen 
Behörden in der Geschichte befasst sich seit Ende 2007 der 
BND-Untersuchungsausschuss. Vor allem die Abgeordneten der 
Linksfraktion werfen der ehemaligen Regierung Schröder vor, sie sei 
mitschuldig an der Verschleppung Zammars nach Syrien, weil sie 
rechtswidrig persönliche Daten Zammars den US-Behörden übergeben 
habe.
Die Informationen stehen Ihnen bei Nennung der Quelle Tagesspiegel
zur Verfügung.
Mit freundlichem Gruß,
Frank Jansen (Tel.: 030 - 26009 - 0)

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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