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Schwäbische Zeitung: Der Westen in der Sackgasse - Leitartikel

Leutkirch (ots)

Jetzt hat eine Nato-Studie Altbekanntes bestätigt. Demnach gibt es enge Verbindungen zwischen den afghanischen Taliban und pakistanischen Regierungsstellen, womit wohl in erster Linie der berüchtigte Militärgeheimdienst ISI gemeint ist. Nur Ignoranten können erstaunt sein. Immerhin waren die Taliban nach ihrer Entstehung 1994 Zöglinge des ISI. Dahinter versteckt sich nicht nur eine islamistische Neigung der Agententruppe. Sie handelt gleichzeitig im Geiste der pakistanischen Staatsraison. Diese sieht in Afghanistan ein strategisches Hinterland, sollte es zum Krieg mit Erzfeind Indien kommen. Daraus erschließt sich die Haltung Pakistans, jenseits des Khyberpasses nur Vasallen-Regime zu akzeptieren. Die gegenwärtige Karsai-Regierung passt aber nicht in dieses Schema. Sie gilt als US-Kind. Die Stämme des Nordens sind pakistanfeindlich. Womit sie ausfallen.

Pakistan bleibt somit zur Einflußnahme vor allem jene mächtige Volksgruppe, die auf beiden Seiten der Grenze siedelt und traditionell Träger der Taliban-Bewegung ist: die Paschtunen. Schon durch ihre geografische Lage bieten sie dem ISI leichte Eingriffsmöglichkeiten in Afghanistan. Klar ist, dass speziell die alten Taliban-Kanäle weiter funktionieren. Zwar haben US-Schläge den Koraneiferern Mores gelehrt. Pakistan kann dennoch darauf setzen, dass es am Hindukusch nach dem Abzug der westlichen Truppen keine Organisation geben wird, die schlagkräftiger ist. Selbst der Ausbau der afghanischen Armee dürfte wenig daran ändern. Wie in früheren Zeiten droht ihr der Zerfall entlang ethnischer Bruchstellen, beziehungsweise das Aus durch eine korrupte Führung.

Der Westen wird wohl akzeptieren müssen, dass seine Afghanistan-Politik in eine Sackgasse geführt hat. Er kann weder Pakistans Haltung ändern, noch die Kabuler Karsai-Regierung auf Dauer stabilisieren. Letztlich bleiben ihm nur Gespräche mit den Taliban, verbunden mit der Hoffnung, dass sie bei einem erneuten Griff nach der Macht Abstriche bei ihrem mittelalterlichen Gedankengut machen.

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