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Polizeipräsidium Mittelfranken

POL-MFR: (1829) Abschließender Pressebericht i. S. Amoklauf Ansbach - neue Erkenntnisse über Tathergang und Tatmotiv -

Ansbach (ots)

Die 25-köpfige Ermittlungskommission Carolinum der
Kriminalpolizei Ansbach hat ihre Tatortarbeit sowie die 
Zeugenvernehmungen (bisher wurden über 60 Personen vernommen) im 
Wesentlichen abgeschlossen.
Aus diesen Ermittlungsmaßnahmen kann nun folgender gesicherter 
Tatablauf rekonstruiert werden:
Der 18-jährige Beschuldigte lief am Morgen des 17.09.2009 zu Fuß 
in das Gymnasium   Carolinum und vermutlich dort zunächst in eine 
Toilette im 3. Stock. Hier deponierte er seinen Rucksack und eine 
blaue Tasche mit den Tatwerkzeugen. Insgesamt führte er 1 Beil,  5 
Molotow-Cocktails, 2 feststehende Messer, 1 Klappmesser, 1 
Butterflymesser, 1 Hammer, 3 Feuerzeuge und 1 Schutzbrille) mit sich.
Als erstes öffnete er die Tür zur Klasse 10 b und warf einen 
Molotow-Cocktail in das Klassenzimmer. Er zog die Tür wieder zu und 
wartete im Flur auf die fliehenden Kinder. Als diese das 
Klassenzimmer verließen, schlug er mit einem Beil wahllos auf die 
Kinder ein. Dabei verletzte er ein 15-jähriges Mädchen 
lebensgefährlich am Kopf. Eine weitere 15-jährige Schülerin der 
Klasse 10 b erlitt durch den hineingeworfenen Molotow-Cocktail 
schwerste Brandverletzungen am Oberköper und im Gesicht.
Anschließend folgte er den Kindern bis ins Treppenhaus und warf dort 
einen weiteren Molotow-Cocktail, welcher im Erdgeschoss zerbarst und 
einen leichten Brand verursachte.
Danach begab sich der Beschuldigte in den benachbarten Flur und 
warf zwei weitere Molotow-Cocktails in bzw. an die Eingangstür der 
Klasse 9 c. Insgesamt wurden aus beiden Klassen neun Schüler und eine
Lehrkraft leicht verletzt.
Durch die Schreie aufmerksam geworden, trat die Lehrkraft der 
Klasse 10 a in den Flur und stand dort plötzlich dem Beschuldigten 
unmittelbar gegenüber. Dieser richtete einen Feuerstrahl - vermutlich
aus einem Feuerzeug - auf sie. Daraufhin floh sie zurück in ihr 
Klassenzimmer und verbarrikadierte dieses. Der Beschuldigte versuchte
wohl noch, in dieses Klassenzimmer einzudringen, was ihm aber nicht 
gelang.
Ein 18-jähriger Schüler des Gymnasiums, der sich in der Cafeteria 
im Erdgeschoss befand, wurde durch schreiende Schüler auf den Brand 
aufmerksam, verständigte über Notruf die Polizei, löschte den Brand 
im Erdgeschoss und lief in den 3. Stock, um sich um mögliche weitere 
Brände zu kümmern. Dort wartete er das Eintreffen der Rettungskräfte 
ab.
Die nach wenigen Minuten eingetroffenen Polizeibeamten machten den 
Beschuldigten in einer Kabine der Herrentoilette ausfindig und 
forderten diesen auf, herauszukommen. Er öffnete die Toilettentür und
bedrohte die Beamten sofort mit einem Messer. In einer Notwehrlage 
kam es zum polizeilichen Schusswaffengebrauch.
Der Beschuldigte wurde durch drei Schüsse aus der Polizeiwaffe im 
Bauch, an der rechten Brust sowie im rechten Unteram getroffen. Eine 
weitere Verletzung am rechten Oberarm ist Folge der Schussverletzung 
in die Brust. Er wurde festgenommen und in eine Klinik eingeliefert 
und wird dort nach wie vor bewacht.
Durch das schnelle und couragierte Eingreifen des jungen Mannes 
gelang es der Polizei, den mutmaßlichen Täter nach kürzester Zeit 
festzunehmen, und es konnte eine mögliche Ausbreitung des Feuers im 
Schulgebäude verhindert werden.
Die anschließende Durchsuchung des Zimmers des Beschuldigten 
führte zur Sicherstellung eines von ihm handgeschriebenen Testaments,
eines Kalenders mit dem Eintrag "Apocalypse today" unter dem 
17.09.2009, sowie eines PCs und eines Laptops.
Im gelöschten Bereich des Laptops konnten Computerspezialisten des 
Polizeipräsidiums Mittelfranken umfangreiche Schriftstücke sichern, 
die geeignet sind, Aufschluss über die Tatplanung und die Motivation 
des Täters zu geben.
Dabei handelt es sich um aneinandergereihte Schriftstücke auf 
insgesamt 80 - 90 Seiten, datiert von Mitte April an bis zum 
16.09.2009. Bereits im April fällt erstmals der Begriff "Amok", Mitte
Mai enthalten die Schreiben erste konkrete Tatpläne im Hinblick auf 
die Bewaffnung, die Tatzeit und den Tatort. Im Juni konkretisiert 
sich der Tatort auf das 3. Obergeschoss des Gymnasiums Carolinum, 
später spricht der Beschuldigte auch davon, die Schüler mittels 
Einsatz von Feuer aus den Klassenräumen zu treiben, um sie bei der 
Flucht zu attackieren. Diese Vorstellungen werden offensichtlich am 
17.09.2009 bezüglich der genannten Bewaffnung, der Tatzeit, des 
Tatorts und der Vorgehensweise  umgesetzt.
Der Beschuldigte macht in den Schriftstücken mehrfach deutlich, 
dass er in diesen seine ureigensten inneren Gedanken niederlege.
Die Strafverfolgungsbehörden erachten daher den Inhalt der 
Schreiben für authentisch.
Zusätzlich deckt sich der Inhalt der Schriftstücke mit dem bei dem
Beschuldigten sichergestellten Kalenderblatt für die Woche der Tat. 
Insbesondere fällt bereits in den Schriftstücken das dort für den 
17.09.2009 eingetragene Wort "Apocalypse".
Des Weiteren wird in den beiden sichergestellten Fundstücken auf den 
gleichen Actionfilm hingewiesen . Dabei handelt es sich nicht um ein 
Gewaltvideo.  Der Beschuldigte gibt eigene Recherchen zu Anschlägen 
in den USA und in Deutschland an. Zudem habe ihn die Tat von Erfurt 
beeinflusst.
Mit seiner Tat wollte er - wie es den Anschein hat -  möglichst 
viele Schüler und Lehrer töten und die Schule niederbrennen. Seine 
Tat sollte sich nicht gegen bestimmte Personen richten. Als Motiv 
benannte er seinen Hass auf die gesamte Menschheit, besonders auf die
Institution Schule.
Für die Tat hatte er sich ein T-Shirt besorgt mit der Aufschrift 
"MADE IN SCHOOL".
Als Grundlage seines Hasses benannte er mehrere Umstände. Er fühle
sich ungerecht behandelt und ausgegrenzt. Er habe Angst vor schweren 
Erkrankungen in der Zukunft und das Abitur nicht zu bestehen und ohne
eine Perspektive zu sein. Für diese Ängste gab es - nach den 
bisherigen Erkenntnissen -  keinen konkreten Anlass, da er weder 
körperlich krank war noch das Bestehen des Abiturs nach seinen 
bisherigen Leistungen in Frage stand.
Auch hätte er gerne eine Freundin gehabt. Als weiteren Punkt erwähnte
er auch mehrmals, dass er in der 6. Klasse in einem Bus verprügelt 
worden sei und niemand ihm geholfen habe.
Bei der Tatausführung kalkulierte er mit ein, von der Polizei 
getötet zu werden. Daneben traf er Vorbereitungen für einen 
anschließenden Suizid.
Die Ermittlungen haben keine Hinweise auf einen Mittäter ergeben.
Der Haftbefehl konnte dem Beschuldigten bisher nicht eröffnet 
werden, da er noch nicht ansprechbar war. Ein Pflichtverteidiger 
wurde am 21.09.2009 für ihn bestellt.
Die Akten werden nunmehr einem psychiatrischen Sachverständigen 
mit dem Auftrag übersandt, ein Gutachten zur Schuldfähigkeit des 
Beschuldigten zu erstellen.
Bei dem Beschuldigten wurde eine Blutentnahme durchgeführt. Das 
Ergebnis der Blutprobe sowie weiterer chemisch-toxikologischer 
Untersuchungen steht noch aus.
Dr. Lehnberger
Oberstaatsanwältin

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Mittelfranken
Polizeipräsidium Mittelfranken Pressestelle
Telefon: 0911/2112-1030
Fax: 0911/2112-1025
http://www.polizei.bayern.de/mittelfranken/

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