Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Selbstauflösung ist noch nicht zu befürchten. Kommentar von Frank Lamers
Essen (ots)
Schwarzer Tag für Königsblau. Spongebob, Prinzessin Lillifee und auch Shaun das Schaf wollen nicht den Managerposten beim FC Schalke 04 übernehmen. Schlimmer noch. Sogar Oliver der Titan Kahn hat dem Klub nach Tagen angestrengten Nachdenkens abgesagt. Dabei hatten sich zwischenzeitlich viele Fans mit der Idee arrangiert, den Ex-Torhüter des FC Bayern München im Revier ins Amt zu hieven, die ihn in der Vergangenheit für den Grausamsten unter ihren Feinden hielten. Möglicherweise war der Versuch der Bekehrung der eigenen Seele aber schon ein Ausdruck von zu viel Sehnsucht nach Einverständnis mit der über den Managermarkt torkelnden Vereinsführung. Selbst Spongebob, Lillifee und Shaun, denen bisher tatsächlich kein Angebot von Schalke-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies unterbreitet wurde (war nur eine Flunkerei), wären nämlich nach Lage der Dinge eine bessere Wahl als Kahn. Der hat sich mit seiner Informationspolitik nicht nur als absolut ungeeignet erwiesen, sondern irgendwie auch wieder als Feind. Oder wie muss es gewertet werden, dass er das Fachblatt Kicker vor einem abschließenden Gespräch ankündigen ließ, der Korb für die Schalker stehe bereit? Öffentlich bis auf die Unterhose ausgezogen und der Häme ausgeliefert, fiebrig auf der Suche nach Manager, Interims- und Zukunftstrainer, dem Zwang unterworfen, den Etat von 50 auf 35 Millionen Euro runterzufahren: Das ist das Schalke, wie es sich aktuell präsentiert. Eine Selbstauflösung ist dennoch nicht zu befürchten. So abgehangen es klingen mag: Die Krise kann eine Chance sein. Die Chance zur Vernunft. Die Chance dazu, mit kompetenter und vor allem verschwiegener Hilfe von außen zu analysieren, warum und wie die chaotischen Verhältnisse entstanden sind. Die Chance dazu, sich danach neu aufzustellen. Mit dem großen Namen grinsend vor Kameras zu posieren und klasse Konzeptübereinstimmungen zu verkünden, war jedenfalls keine Lösung.
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