Whale & Dolphin Conservation gGmbH
Walfang-Saison in Japan endet mit geringer Ausbeute
Am 2. Dezember kehrte die Kangei Maru von ihrer vierten und letzten Tour der diesjährigen Walfang-Saison in ihren Heimathafen in Shimonoseki zurück. Die Walfleisch-Produktion dieses Jahres liegt jedoch um mehrere Hundert Tonnen hinter dem eigentlichen Ziel von 2.000 Tonnen. Die Erfahrungen im japanischen Walfang unterstreichen deutlich, wie stark die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wale sind und, dass die Praxis enden muss.
Die diesjährige Walfang-Saison in Japan brachte 1.530 Tonnen Walfleisch hervor und liegt damit deutlich unter dem Produktionsziel von 2.000 Tonnen. Bereits 2024 konnten nur rund 1.550 Tonnen Walfleisch produziert werden – das Ziel lag damals noch bei 2.500 Tonnen.
Tokoro erklärte die erneute Verfehlung des Produktionsziels damit, dass es wegen Veränderungen in der Kuroshio-Strömung lange gedauert habe, Zwergwale zu finden und, dass viele der im April und Mai gefangenen Finnwale sehr mager gewesen seien. Für die kommende Saison wolle er den Zeitpunkt für die Finnwal-Jagd überdenken, um die 2.000 Tonnen zu erzielen. Die Saison 2026 soll laut Angaben der Yomirui Zeitung bereits im April starten.
Die Quoten wurden für Finnwale (60) und Brydewale (143) vollständig ausgeschöpft. Die erst im letzten Jahr auf 56 Individuen erhöhte Seiwal-Quote wurde mit 35 erlegten Walen jedoch nicht vollständig genutzt. Ähnlich verhält es sich in Bezug auf die Zwergwale, für die es dieses Jahr eine Quote von 111 Individuen gab, von der mit 55 gefangenen Walen jedoch nur die Hälfte umgesetzt wurde.
Mehr Marketing soll Verkaufsgeschäft ankurbeln
Am 27. November hatte die Kangei Maru nach Abschluss der diesjährigen Walfang-Aktivitäten zunächst in Tomakomai im Norden Japans angelegt - ganz in der Nähe der Hauptfanggebiete im Ochotskischen Meer. Dort veranstaltete das Walfang-Unternehmen Kyodo Senpaku gemeinsam mit dem Japan Cetacean Research Institute am Folgetag zunächst ein Event für Schüler:innen der lokalen Grundschulen, mit dem Ziel den Kindern den japanischen Walfang näherzubringen und sie für den Konsum von Walfleisch zu begeistern. 104 Kinder nahmen an der Veranstaltung teil und konnten zum Abschluss diverse Walfleisch-Gerichte probieren.
Events wie das in Tomakomai sind keine Seltenheit. Kyodo Senpaku investiert viel in an Kinder gerichtete Events und Kampagnen. So soll auch in den jungen, heranwachsenden Generationen eine Zielgruppe für den Absatz von Walfleisch-Produkten aufgebaut und gesichert werden. Ansonsten bestünde die Möglichkeit, dass der ohnehin schon schleppende Absatz mit dem Versterben der letzten Generationen, die noch eine Verbindung zu Walfleisch-Konsum haben, ganz zum Erliegen kommen könnte. Zuletzt waren außerdem neue Produkte wie Nahrungsergänzungsmittel oder Mittel gegen Haarausfall bei Männern entwickelt und stärker in den Fokus von Werbe-Maßnahmen gerückt worden. Hideki Tokoro kündigte in seinem Interview vor wenigen Tagen an, dass er eine weitere Kampagne plane, mit der er den "besonderen und köstlichen Geschmack" von Finnwal-Fleisch bewerben wolle.
"Die Erfahrungen im japanischen Walfang unterstreichen deutlich, wie stark die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wale jetzt schon sind. Seit einigen Jahren ist immer wieder zu lesen, dass es zunehmend schwerer wird Zwergwale zu finden. Auch die Berichte über magere Finnwale sind nicht neu. Das sind Warnsignale dafür, dass es den Populationen schlechter geht. Trotzdem wurden entgegen starker Kritik von japanischen sowie internationalen Wissenschaftler:innen und NGOs die Finnwal-Quoten auf einem viel zu hohen Niveau festgesetzt und die der Seiwale erhöht – ein großes Risiko für die Überlebensfähigkeit der Populationen. Gerechtfertigt wurden die Quoten mit einem entsprechenden Bedarf, der sich aber nach wie vor nicht in den Absatzzahlen widerspiegelt. Es ist völlig unnachvollziehbar und ökologisch unverantwortlich, dass unter dem Vorwand der Nachfrage Wal-Populationen bis an ihr Limit gebracht werden, während man immer noch versucht diese Nachfrage unter enormen Werbe-Bemühungen überhaupt erst entstehen zu lassen", sagt Katrin Matthes, Leiterin der Japan-Arbeit bei WDC.
Während des kurzen Aufenthalts in Tomatomai wurden außerdem circa 200 Kilogramm ausgewähltes Fleisch zweier weiblicher Finnwale entladen, die erst wenige Tage zuvor gefangen worden waren. Per Luftfracht wurde das Fleisch nach Shimonoseki transportiert, wo es am 29. November auf dem lokalen Großhandelsmarkt versteigert wurde. Das seltene Schwanzfleisch wurde für 200.000 Yen (circa 1.100 Euro) pro Kilogramm verkauft - Hideki Tokoro erklärte stolz: "Dies ist das beste Fleisch aller Finnwale, die wir je gefangen haben". Ob die steigenden Preise für Walfleisch in Japan den fehlenden Absatz jedoch kompensieren können, bleibt zu bezweifeln.
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