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Erst das Fressen, dann die Moral
Leitartikel der "Fuldaer Zeitung" (15.10.22) zu Merkels Verteidigung der Gas-Geschäfte mit Russland

Fulda (ots)

Irren ist menschlich - und dass es ein Fehler der letzten Regierungen war, sich energiepolitisch in die Abhängigkeit eines Despoten zu begeben, räumen inzwischen auch viele Politiker ein, die jahrelang an die schöne Theorie vom "Wandel durch Handel" glaubten. Doch nicht alle haben die Gabe, Vergangenes kritisch zu reflektieren; vor allem dann nicht, wenn es um eigene Entscheidungen geht. Das zeigt sich ganz intensiv am absurden Verhalten des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder, aber nun auch verstärkt bei seiner Nachfolgerin Angela Merkel. Ihre jüngsten Äußerungen - ausgerechnet als Jury-Mitglied bei der Vergabe eines Preises für Menschlichkeit - machen sprachlos. Weil es billiger gewesen sei als Flüssiggas aus anderen Gegenden der Welt, sei es "sehr rational und nachvollziehbar" gewesen, Gas aus Russland zu beziehen, sagte sie. Und weiter: "Selbst im Kalten Krieg war Russland ein verlässlicher Energielieferant."

Das heißt nichts anderes als: Auch mit Kriegstreibern darf man Geschäfte machen - Hauptsache, es ist billig. Oder um es mit Bertolt Brecht zu sagen: Erst kommt das Fressen, dann die Moral! Ein Armutszeugnis für eine ehemalige Bundeskanzlerin, die auch aufgrund ihrer als sehr menschenfreundlich empfundenen Flüchtlingspolitik im Land als moralisch unangreifbar galt, aber in der Rückbetrachtung doch Verantwortung trägt für eine Vielzahl von Problemen, die die Menschen heute quälen und das Land lähmen.

Wenn Energie für viele zum unerschwinglichen Luxusgut wird, dann liegt das nicht nur an Merkels einseitiger Anbiederung an Putin, sondern auch an ihrer überstürzt nach dem Atomunglück von Fukushima eingeleiteten Energiewende. Dabei war schon damals klar, dass die Atomenergie nicht so einfach und vor allem nicht so schnell durch erneuerbare, noch sauberere und noch billigere Energie zu ersetzen sein wird. Und schon damals schüttelte man in der Welt den Kopf über den deutschen Alleingang.

Ist es der getrübte Blick auf die Realität, der Politikern gern nachgesagt wird und unter dem nun auch Merkel leidet? Fehler zuzugeben, ist keine Schande - und vor allem von ihr hätte man erwartet, dass sie Fehlentscheidungen auch als solche bekennt. Durch ihr beharrliches, kritikloses Festhalten an ihrer Russland-Politik bekommt das Bild, das viele Wähler von ihr haben, Risse. Sie zeigt durch ihre Äußerungen, dass sie bis heute in einer Parallelwelt lebt. Die Sorgen der Menschen, die nicht mehr wissen, wie sie ihre Heizrechnung bezahlen können, wird sie nie haben. / Bernd Loskant

Pressekontakt:

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Bernd Loskant
Telefon: 0661 280-445
Bernd.Loskant@fuldaerzeitung.de

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