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Mainz (ots)

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Der Klima-Deal der EU - Alles heiße Luft?

Film von Kersten Schüßler

Wasserfluten, Waldbrände, Hitzewellen: Der Weltklimarat IPCC warnte kürzlich erneut vor einer weiteren Erderwärmung, wenn nicht umgehend der Ausstoß von Treibhausgasen verringert würde.

Eine CO2-Reduktion will die EU mit dem "Green Deal" erreichen. Europa soll bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden. Auch in Deutschland werden die Klimaschutzziele ehrgeiziger. Doch wie vorbereitet ist das Land auf ein klimaneutrales Leben eigentlich?

Bereits in Berlin beschlossen: die Reduktion von Treibhausgasen in Deutschland um 65 Prozent zum Ende des Jahrzehnts, gemessen am Jahr 1990. Deutschland könnte – als größtes Industrieland und größter CO2-Verursacher der EU – Vorbild für Europa werden.

Die deutsche Wirtschaft steht damit vor einem gigantischen Umbau. "ZDFzoom"-Autor Kersten Schüßler fragt bei Industrie, Politik und Menschen vor Ort nach. Können wir bald CO2-neutral leben? Oder sind die Klimaschutzziele nur heiße Luft?

Wie schwer die Umkehr ist, zeigt die Autobranche. Brandneue Verbrenner und Hybride seien eine "Cash Machine", heißt es bei Mercedes noch Anfang 2021. Noch werden Topmodelle verkauft, die mehrere Tonnen wiegen und in der Praxis weit über zehn Liter verbrauchen. Dabei ist die Branche tief verunsichert. "Zu sagen, wir wüssten heute, was in 20 Jahren die beste Technologie ist, ist kühn", verteidigt die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, den Verbrenner.

Doch dessen Aus in wenigen Jahren ist absehbar. "Steh-zeuge" seien die meisten Fahrzeuge, meint DIW-Expertin Prof. Claudia Kemfert und fordert statt Autos künftig Mobilitätsdienstleistungen per App und eine rasche Mobilitätswende. Weg von der Straße, hin zur Schiene.

Wie das ginge, zeigt die Schweiz: Dort wurde der Schwerlastverkehr mit einer Abgabe belastet, um große Tunnel für den transeuropäischen Güterverkehr zu bauen. Doch die deutschen Anschlüsse lassen immer noch auf sich warten: Die Planungen für die Fertigstellung reichen bis ins Jahr 2041.

"Die Chance haben wir, es zu verbocken", fürchtet der Chef der Salzgitter AG, Gunnar Groebler. Experten sind sich einig: Es fehlen riesige Kapazitäten erneuerbarer Energien, es fehlen schnelle Genehmigungsverfahren, es fehlen Leitungen, und es fehlen klare politischen Leitplanken. Groebler will eigentlich bald Stahl mit grünem Wasserstoff als Energielieferanten produzieren, um die Firma klimafreundlich und zukunftsfähig zu machen, aber er warnt: "Ich kann keinem Aufsichtsrat der Welt, keinem Aktionär der Welt erklären: Wir geben jetzt mal 1,4 Milliarden Euro aus. Mal sehen, was am Ende des Tages rumkommt!"

Mit dem "Green Deal" hat die EU immerhin einen Plan – bis hin zur Steuerung von Geld- und Finanzströmen in nachhaltige Investitionen. Das mag nicht jeder: "Man muss sich vorstellen, man will die gesamte wirtschaftliche Aktivität danach klassifizieren, ob sie nachhaltig ist oder nicht", kritisiert Prof. Clemens Fuest, Präsident des renommierten ifo Instituts. Er warnt: "Wir brauchen keine Planwirtschaft."

Der Klimawandel aber ist längst in Deutschland angekommen. Noch bevor der europäische "Green Deal" durch die nationalen Parlamente kommt, nimmt der Umbau der Wirtschaft rasant Fahrt auf. Die Konzepte liegen auf dem Tisch, die Probleme bei der Umsetzung auch. Es könnte eine Achterbahnfahrt werden. "Das Tempo muss sich verdoppeln", mahnt Umweltministerin Svenja Schulze, "der Umbau betrifft die ganze Gesellschaft." In welchem Umfang, das hätten vielleicht manche gern ein wenig früher gewusst.

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