WORLD VISION Presseinformation: Häufig gestellte Fragen und Antworten zur humanitären Hilfe in Südasien
Friedrichsdorf, 6. Januar 2005 (ots)
Presseinformation zur Flutkatastrophe Südasien: Häufig gestellte Fragen und Antworten zur humanitären Hilfe
An die Redaktionen: Wir stellen Ihnen hier eine Auswahl häufig gestellter Fragen mit unseren Antworten zur freien Verfügung und bieten Ihnen dazu auch an, Interviews mit unseren fachkundigen Mitarbeitern zu führen.
Q&As:
Es gibt angesichts der Folgen des Bebens und der Flutwelle in Südasien viele Fragen von Spendern und solchen, die es noch werden wollen. Hier sind 10 der wichtigsten Fragen und deren Antworten:
1. Kann ich Kleider, Decken und Schuhe für die Betroffenen spenden?
Die Kosten, um diese Sachspenden ins Katastrophengebiet zu verfrachten, übersteigt oft den Wert dieser Dinge und kostet viel Zeit zum Sortieren und Verpacken. Es ist besser, diese und andere Hilfsgüter möglichst vor Ort in großen Mengen zu Rabattpreisen zu kaufen, da ja nicht das ganze Land lahmgelegt ist und man auf diese Weise auch der lokalen Wirtschaft hilft.
2. Ist es nicht besser, den Überlebenden zu helfen, als sich um die Toten zu kümmern?
Nach einer Katastrophe wie in Südasien stellen die verwesenden Leichen eine große potentielle Seuchengefahr dar, so dass sie so schnell wie möglich beerdigt werden müssen. Sonst hat man es nachher nicht nur mit den Folgen der Naturkatastrophe, sondern auch mit einer vermeidbaren Epidemie zu tun.
3. Sollte man nicht Nahrungsmittel u. Medizin per Luftfracht in die Krisenregion schicken?
Die nötigsten Nahrungsmittel und Medikamente kann man meist in den betroffenen Ländern kaufen. Einheimische Nahrung entspricht auch besser den Essgewohnheiten der Bevölkerung. Viele Entwicklungsländer wie Indien oder Indonesien haben eine gute pharmazeutische Industrie, so dass man nur in Ausnahmefällen spezielle Medikamente einfliegen muss.
4. Kommt meine Geldspende überhaupt an, wo sie gebraucht wird, und wie hoch ist der Verwaltungsaufwand?
Geldspenden kommen an und werden für Hilfsgüter, Transport- und Personalkosten sowie für den späteren Wiederaufbau verwendet. Bei seriösen Organisationen kommen 80 Prozent und mehr Prozent der Spenden zum Einsatz. Das Rest wird für Verwaltung, Überwachung und Kontrolle ausgegeben. Spender haben im Nachhinein ein Recht darauf, zu erfahren, welche konkrete Hilfe mit ihren Spenden geleistet wurde.
5. Müssen für eine wirksame Hilfe unbedingt westliche Helfer in die Region entsandt werden?
Einige Spezialisten sind nötig, ebenso erfahrene Nothilfe-Experten, die trotz chaotischer Zustände die Hilfe organisieren können, aber in den meisten Fällen leisten einheimische Helfer vor Ort bereits wirksame Soforthilfe, bevor ausländische Experten eintreffen.
6. Kann ich als Freiwilliger meine Kraft zur Verfügung stellen?
Gerade in chaotischen Notsituationen in Entwicklungsländern ist langjährige Dritte-Welt-Erfahrung und Expertise in humanitärer Hilfe gefragt. Unerfahrene Laien können da mehr schaden als nützen, weil sie Unterstützung bei Unterbringung, Transport und Übersetzung erwarten, die man ihnen nicht geben kann.
7. Müssen die Überlebenden nicht glücklich sein, überhaupt am leben zu sein?
Viele Überlebenden sind geschockt, traumatisiert und trauern über den Verlust ihrer Lieben und ihrer Lebensgrundlage. Oft fühlen sie sich schuldig, dass sie überlebt haben, während Kinder, Eltern oder Geschwister umkamen. Diese Überlebenden brauchen psychische Betreuung und Überlebenshilfe.
8. Müssen nicht Regierungen und Versicherungen für die Schäden aufkommen?
Die Regierungen der betroffenen Länder beteiligen sich meist nur an der unmittelbaren Überlebenshilfe, selten aber am langfristigen Wiederaufbau. Und die meisten Menschen dieser Welt haben noch nie etwas von einer Versicherungspolice gehört, geschweige denn ihre wenigen Habseligkeiten versichert, die ihnen jetzt verloren gingen. Und selbst wo Hotels oder andere Firmen versichert sind, decken diese Versicherungen keine Tsunami-Wellen ab. Darum müssen die meisten Betroffenen ihre eigenen Verluste tragen.
9. Bleiben die betroffenen Menschen ohne unsere Hilfe hilflos?
Hilfe ist nötig und sinnvoll, um bei Katastrophen Verletzte medizinisch zu betreuen und Überlebende zu versorgen, doch helfen die Einheimischen sich oft gegenseitig, so gut sie können. Sich selbst und anderen zu helfen bedeutet Menschlichkeit, Sicherheit und Hoffnung.
10. Kann man Kinderpatenschaften für Kinder aus den betroffenen Gebieten übernehmen, um langfristig zu helfen?
Jetzt ist es sinnvoll, für die humanitäre Nothilfe zu spenden. Damit können Hilfsorganisationen dringend benötigte Überlebenshilfe leisten, um den Betroffenen wieder eine Lebensgrundlage geben und Einkommensmöglichkeiten zu eröffnen. Wer darüber hinaus den Ärmsten der Armen in der Dritten Welt wirklich nachhaltig und langfristig helfen möchte, kann eine Kinderpatenschaft übernehmen, mit der nicht nur dem Kind und seiner Familie, sondern auch dem Umfeld geholfen wird. Allerdings gibt es in den betroffenen Küstenregionen derzeit noch kaum Patenschaftsprojekte.
(Quelle: World Vision Deutschland) Friedrichsdorf, 6. Januar 2005.
WORLD VISION ist für die Hilfe an Überlebende dringend auf Spenden auf das gemeinsame Konto der Aktion Deutschland Hilft angewiesen: Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 370 20 500), Konto: 10 20 30 - Stichwort "Seebeben Südasien"
Als Ansprechpartner für die Medien steht Sönke Weiss in Sri Lanka zur Verfügung, dazu Iris Manner, die gerade aus Indien zurückgekehrt ist, sowie Pressesprecher Kurt Bangert.
HINTERGRUND WORLD VISION Deutschland e.V. ist ein überkonfessionelles christliches Hilfswerk mit den Arbeitsschwerpunkten langfristige Entwicklungshilfe und humanitäre Nothilfe. Rund 200 Projekte werden momentan in 46 Ländern durchgeführt. WORLD VISION Deutschland ist Teil der weltweiten WORLD VISION-Partnerschaft mit rund 20.000 Mitarbeitern in fast 100 Ländern. WORLD VISION unterhält offizielle Arbeitsbeziehungen zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und arbeitet eng mit dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) zusammen. Weitere Infos unter http://www.worldvision.de
Pressekontakt:
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