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Handelsblatt-Jahrestagung "Assekuranz im Aufbruch" am 12./13. März 2001

Hamburg (ots)

Über 20 hochkarätige internationale Referenten
fanden sich auf der Handelsblatt-Jahrestagung "Assekuranz im
Aufbruch" ein und diskutierten mit mehr als 300 Teilnehmern
interessante Themen für eine Branche, die vor großen Neuerungen
steht. Versicherungsunternehmen müssen sich einer internationalen
Konkurrenz stellen und dies branchenübergreifend. Die Briten manchen
es vor: Gerade wurde die Übernahme der US-Gesellschaft Amercian
General Corp. durch die Prudential PLC. bekannt gegeben. Prudential
würde dadurch zum sechstgrößten Versicherungskonzern weltweit mit
einer Marktkapitalisierung von 90 Milliarden Mark.
Die bereits 1994 eingeführte Deregulierung der
Versicherungsaufsicht zwingt die Versicherungsunternehmen zu
umfassenden Lernprozessen, meint Prof. Dr. Dieter Farny, Institut für
Versicherungswirtschaft an der Universität zu Köln. Über die
Konvergenz von Banken und Versicherungen müsse nachgedacht werden,
der IT-Einsatz in Versicherungsunternehmen werde zunehmend wichtiger
und auf neue Anforderungen der Kunden  - insbesondere im
Industrieversicherungsgeschäft - müsse reagiert werden. Farny geht
davon aus, dass sich neue Typen von Versicherungsunternehmen
entwickeln werden, wobei "groß" nicht "klein" besiegen werde, sondern
"besser" versus "schlechter" und "schneller" versus  "langsamer" die
Erfolgsfaktoren seien.
Dr. Claus Michael Dill, Vorsitzender des Vorstandes, AXA Colonia
Versicherungs-AG stellte zum Thema Kundenverhalten fest, dass die
Versicherung auf vielen Wegen gefunden werde. Der persönliche Berater
spiele zwar immer noch eine große Rolle, doch nehme seine Bedeutung
als alleiniger Vermittler von Versicherungsgeschäften ab. Der reine
Internet-Anbieter werde nach Dill aber auch nicht das alleinige
Geschäft machen, immer mehr Versicherer seien sogenannte
Multi-Kanal-Versicherer, das heißt, es werden mehrere Vertriebskanäle
parallel  genutzt. Interessanterweise nutzten Multi-Kanal-Versicherer
ihr online generierteren "leads" effizienter als reine
Online-Versicherer: Einer Studie von Goldmann Sachs und McKinsey
(Januar 2001) zufolge wurden 51,4 Prozent der Versicherungskäufe
online induziert, aber nur 4,5 Prozent schließen Versicherungen
direkt im Internet online ab.
Dr. Heinrich Focke, Mitglied der Konzernleitung, Zurich Financial
Services spricht von einer "Industrialisierung der Assekuranz". Neue
Geschäftsmodelle, eine veränderte Wertschöpfungskette, Erhöhung der
Produktdichte sowie Intensivierung der Kundenkontakte sind einige der
Punkte, die für Focke wesentlich sind. Versicherungen müssten auch
Fremdprodukte aufnehmen- ähnlich wie Banken, die "fremde" Fonds
anböten.
2001 sei das Jahrhundert des Umbaus der überkommenen
Altersvorsorge, meint Dr. Bernd Michaels, Vorsitzender des
Vorstandes, Provinzial Lebensversicherungsanstalt der Rheinprovinz;
Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft
e. V.. Die Versäumnisse der letzten Jahre würden nun aufgeholt, indem
ein System aus Umlagefinanzierung und kapitalgedeckter Altersvorsorge
entstünde. Positiv sei dies  für die Versicherer und
Finanzdienstleister: "Es ist die einmalig große Chance, zu beweisen,
dass diese Branche in der Lage ist, Wettbewerb und sozialpolitische
Verantwortung in Einklang zu bringen", so Michaels. Eine Gefahr sei
die mögliche Einflussnahme des Staates auf die Gestaltung der
Produkte, vor allem, wenn sich die Einflussnahme nicht auf die
"Riester-Produkte" beschränke, sondern auf die gesamte Branche
ausdehne. Ein weiteres Problem sieht Michaels darin, dem Kunden zu
vermitteln, dass das Niveau aus der gesetzlichen Altersversorgung und
der Riester-Rente nicht ausreichen werde. Zusätzliche Vorkehrungen
wie Lebensversicherung, Fondsanteile und Sparverträge zur Sicherung
des Lebensstandard seien nötig. Als Gewinner sieht Michaelis ganz
klar diejenigen Unternehmen, die zu den Kunden das beste
Vertrauensverhältnis aufbauen können.
Auch für die Rückversicherer  ändern sich die Geschäftsmodelle.
Nicht mehr die versicherungstechnischen Risiken, sondern die
Finanzrisiken seien heute das Hauptgeschäft der Versicherer, meint
Jürgen Gräber, Mitglied des Vorstandes, Hannover
Rückversicherungs-AG. Dies wirke sich auch auf die Rückversicherer
aus: Neue Produkte müssten entwickelt werden und Rückversicherer
werden zunehmend zu Konkurrenten für die Banken.
Über den Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG), sprach
Dr. Wolfgang Peiner, Vorsitzender des Vorstandes, Parion OHG, Parion
Finanzholding AG . Neben VVaG dürfen nur Aktiengesellschaften und
Anstalten bzw. Körperschaften öffentlichen Rechts das
Versicherungsgeschäft betreiben. VVaG haben keine kapitalgebenden
Aktionäre, sondern Mitglieder. Jeder Versicherungsnehmer wird in der
Regel zugleich Mitglied des Vereins. Dieser "gehört" damit praktisch
seinen Mitgliedern, genauer der Versichertengemeinschaft. Die
Mitgliedschaft ist jedoch nicht mit einer Aktionärsstellung zu
vergleichen. Im Gegensatz zu Aktionären haben Mitglieder keine
unmittelbare Kapitalbeteiligung am VVaG. Nur im Rahmen einer
Liquidation oder eines ähnlichen Vorgangs stehen ihnen Anteile am
Vermögen des Vereins zu. VVaG ist eine international anerkannte
Rechtsform und mit Ausnahme sozialistischer Ländern treten sie
überall auf. In Deutschland gibt es rund 300 VVaG  mit einem
Marktanteil am Gesamtprämienvolumen von 29 Prozent (entspricht rund
72 Milliarden Mark). Der Tendenz zur Konzentration auf dem
Versicherungsmarkt müssten sich auch die VVaGs stellen,  hier böten
sich Kooperationen und Fusionen an, meint Peiner. Für Europa wünsche
er sich ein europäisches Versicherungsaufsichts-Gesetz (VaG) und wenn
die Europa AG komme, könne auch die Europa VVvaG kommen.
Unumstritten war die Aussage auf der Diskussionsrunde am Abend des
ersten Tages der Handelsblatt-Veranstaltung, dass zwar eine
Konvergenz zwischen Banken und Versicherungen gegeben sei, diese
jedoch auch ihre Grenzen habe. Focke stellte drei Thesen vor: 
Versicherer werden sich national zu Finanzdienstleistern entwickeln,
auf nationaler Basis sei zurzeit kein Merger in Sicht, aber im
internationalen Bereich seien zukünftig Merger zwischen Banken und
Versicherungen vorstellbar. Peiner sieht zwar im Bereich der
Kapitalanlage große Überschneidungen, geht aber von weiterhin
getrenntem Kerngeschäft der Banken und Versicherungen aus.
Dementsprechend würde es zwar Kooperationen, aber keine Fusionen
geben.
Farny stellte abschließend fest, dass für alle der Kunde wichtig
sei, aber kaum einer seine eigenen Kunden genau kenne. Weiterhin
werde über das Angebot von Fremdprodukten nachgedacht, die Frage sei
allerdings, ob man sich das erlauben könne.
Carsten Maschmeyer vom Finanzvertrieb AWD stellte fest: "Früher
war das Produkt entscheidend und weniger die Beratung und der
Service. Heute ist es umgekehrt." Dass "der Kunde mehr und mehr
Vergleichsangebote will", weiß nicht nur Maschmeyer. Auch
traditionelle Versicherer denken jetzt um. So hat Mannheimer-Chef
Hans Schreiber bereits angekündigt, demnächst auch Produkte der
Konkurrenz mit aufzunehmen. Die der Mannheimer gehörende
Internet-Versicherung Mamax bietet als eine der wenigen Einblick in
die Kostenbelastungen der Policen. Für die alte Mannheimer hat
Schreiber den gleichen Standard zugesagt: "Der Außendienst muß sich
daran gewöhnen, das Beratung Geld kostet und dies gezeigt wird."
Aus der Praxis berichtete Bernhard Meyer, Vorsitzender des
Vorstandes, R+V Allgemeine Versicherung AG, über den Vertrieb von
Allfinanzprodukten. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die
Allfinanz sei die Abkehr vom Spartendenken. Um eine
Kundenorientierung wirklich zu gewährleisten, sei die Beratung,
möglichst lebenslang, wesentlich. Auch müsse die Produktpolitik auf
die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt sein. Als Problemfelder der
Allfinanz sieht Meyer zum einen den IT-Bereich, zum anderen die
Rechnungslegung und aufsichtsrechtlichen Beschränkungen der Old
Economy.  Auch reiche die derzeitige Ausbildungssituation nicht aus,
um den gestiegenen Ansprüchen gerecht zu werden. Hoffnung auch für
den Ausbildungsbereich macht sich Meyer durch den Einsatz einer
Allfinanzbehörde; im Gegensatz zu den Kollegen aus der
Versicherungsbranche, die einer solchen Behörde eher ablehnend
gegenüberstehen.
Den Einsatz von IT sieht auch Norbert Dick, Managing Director
Allianz IBM Deutschland GmbH, als unumgänglich an, um Multi-Kanalwege
aufzubauen und Customer Relation Management (CRM) zu implementieren.
E-Service und nicht E-Commerce stehe für den Kunden an erster Stelle.
Ansprechpartner für die Redaktion
Handelsblatt-Veranstaltung
c/o EUROFORUM Deutschland GmbH
Claudia Büttner
Leitung. Presse-/Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Günther-Sohl-Str. 7
40235 Düsseldorf
Telefon: +49 211.96 86-592
Fax: +49 211.96 86-94 592
Email:  presse@euroforum.com
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