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NDR Info exklusiv: Verteidigungsausschuss sieht Missstände im Sanitätsdienst der Bundeswehr

Hamburg (ots)

Der Verteidigungsausschuss des Bundestages befasst
sich mit offenbar schweren Missständen im Sanitätsdienst der 
Bundeswehr. Anlass sind Berichte von NDR Info, wonach es sowohl bei 
Einsätzen im Ausland als auch bei Operationen im Inland zu 
bedrohlichen Engpässen kommt.
Der stellvertretende Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, 
Thomas Kossendey, bestätigte: "Die intensive Beanspruchung durch die 
Auslandseinsätze führt dazu, dass wir im Sanitätsdienst im Heimatland
häufig Engpässe erleben". Der CDU-Bundestagsabgeordnete aus 
Niedersachsen will aber sichergestellt sehen, "dass die Soldaten in 
Deutschland medizinisch bestmöglich versorgt werden und genügend 
Personal ausgebildet wird, das diese Versorgung auch übernehmen 
kann". Hier sei ein kritischer Blick darauf zu werfen, ob das zur 
Zeit so gelingt "wie wir uns das politisch wünschen", so Kossendey. 
Er kündigte dazu eine extra Sitzung des Verteidigungsausschusses an, 
"um die Missstände ausführlich mit den Verantwortlichen im 
Ministerium zu besprechen".
Auch die rheinland-pfälzische FDP-Bundestagsabgeordnete im 
Verteidigungsausschuss, Elke Hoff, verlangt eine schnelle und 
umfassende Aufklärung seitens der Bundesregierung. Nach ihren Worten 
haben Vertreter des Sanitätsführungs-Kommandos in Koblenz die Lage 
als so dramatisch geschildert, dass die Einsätzfähigkeit sowohl im 
Heimatland als auch im Ausland gefährdet sei.
Zuvor hatten mehrere Offiziere auf NDR Info beklagt, der 
Sanitätsdienst der Bundeswehr sei am Ende seiner Belastungsgrenze 
angelangt. Der Vorsitzende des Forums der Sanitäts-Offiziere, 
Oberarzt Wolfgang Petersen vom Bundeswehr-Zentralkrankenhaus in 
Koblenz, gab an, dass in den Kliniken teilweise die Operationssäle 
nicht mehr besetzt werden könnten, weil zu viele Mediziner im 
Auslandseinsatz seien. Im Ausland hat die Bundeswehr seinen Aussagen 
zufolge dennoch zu wenig ausgebildetes Personal vor Ort. Petersen 
berichtete, dass ihm bei Operationen im Kosovo-Einsatz sogar eine 
Bäckergesellin assistieren musste. Auch Notärzte im Auslandseinsatz 
seien häufig zu schlecht geschult.
Das Bundesverteidigungsministerium erklärte dazu in einer 
Stellungnahme, die Strukturen in den Bundeswehrkrankenhäusern würden 
zur Zeit optimiert. Ministeriumssprecher Harald Kammerbauer: "Die 
erforderliche Personalaufstockung und Weiterbildung von 
Sanitätspersonal werde wesentlich bis zum Jahr 2010 abgeschlossen 
sein." CDU-Verteidigungsexperte Kossendey reagierte auf diese 
Äußerung empört: "Ein solch langer Zeitraum ist unakzeptabel".
Zitate aus der Meldung frei bei Nennung NDR Info.
Rückfragen beantwortet Stefan Nobel, Reporter-Pool NDR Info, Tel.:
040/4156-2887.
28. September 2006
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Telefon: 040 / 4156 - 2300
Fax: 040 / 4156 - 2199

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