tagesschau.de-Interview mit Parteienforscher Peter Lösche: Merkels US-Besuch ein "Balanceakt auf dem Drahtseil"
Hamburg (ots)
Nach Ansicht des Parteienforschers Peter Lösche von der Universität Göttingen ist der Besuch von CDU-Chefin Angela Merkel in den USA sehr riskant: "Sie balanciert auf einem Drahtseil." Denn auch ihre eigene Partei sei in der Irak-Frage nicht eins. "Sie muss aufpassen, dass sie die öffentliche Meinung in der Bundesrepublik nicht zu stark gegen sich aufbringt", sagte Lösche im Gespräch mit tagesschau.de.
Zu ihrem Beitrag kurz vor ihrer US-Visite in der "Washington Post", in dem Sie erneut Kritik am Kanzler übte, sagte Lösche: "Das war ein Signal an die Bush-Administration, dass hier eine personelle Alternative zum jetzigen Kanzler nach Washington reist, trotz aller Gefahren, dass man so etwas im Ausland nicht tut." Er fügte hinzu, dass sie damit Führungskraft demonstrieren wollte, um zu zeigen, dass sie "gegen Widerstände in der Partei und in der Republik in der Lage ist, sich durchzusetzen".
Auch wenn Merkel von US-Vizepräsident Dick Cheney, Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld empfangen wird, spielt der Merkel-Besuch nach Ansicht Lösches für die US-Regierung keine Rolle: "Die Oppositionsführerin aus der Bundesrepublik ist für die Bush-Administration randständig." Der Empfang durch die Führungskräfte sei "allein ein Pass in Richtung deutsche Innenpolitik." Mehr nicht. "Glauben Sie nicht, dass die Bush-Administration auf sie hören wird", sagte Lösche tagesschau.de.
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