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"Alltag einer Supermacht - Eine Reise durch Amerika" Sendetermin: Mittwoch, 29. Oktober, 23.30 Uhr, Das Erste

Hamburg (ots)

Entwicklungshelfer Stan Brock belädt Lkws und
Flugzeuge mit seinen mobilen Behandlungsräumen, mit Zahnarztstühlen, 
medizinischem Gerät und Tausenden von Brillen für die Bedürftigen. 
Früher landete er mit seinen freiwilligen Helfern im Amazonasdelta, 
heute steuert er stattdessen Kentucky und Tennessee an. Dort stehen 
die Patienten schon Stunden Schlange, bevor die mobile Armenklinik 
aufgebaut ist: Schmallippige Männer mit verrotteten Zähnen, Mütter 
mit weinenden Kindern; Nichtversicherte, Unterversicherte, arbeitende
Arme. 47 Millionen Amerikaner können sich keine Krankenversicherung 
leisten, ein Sechstel der Bevölkerung. "Zum Amazonas können wir 
ohnehin nicht mehr fliegen", sagt Entwicklungshelfer Brock, "dafür 
ist der Treibstoff zu teuer und der Dollar zu schwach."
Amerika ganz unten? Wie immer der nächste Präsident am Ende des 
Wahljahres heißen wird, er wird eine Supermacht in Selbstzweifeln 
finden. Die Wahlkampfthemen waren Krisenthemen: die Angst vor der 
Rezession, der Klimawandel, das marode Schul- und Gesundheitssystem, 
die Kriege ohne Sieg.
ARD-Korrespondent Klaus Scherer ist für seine Reportage quer durch
die USA gereist - von der kalifornischen Pazifikküste bis nach New 
York. Er begleitete Zugschaffner in den Rocky Mountains und Farmer im
Mittelwesten auf ihren Treckern, er besuchte Stahlkocher und einen 
Ölmilliardär, der nun auf Windkraft schwört. Er traf Menschen, die 
den Selbstmordsprung von der Golden Gate Brücke überlebten, und
70-Jährige, die in der Grundschule lesen und schreiben lernen. Er 
sprach mit Offizieren, die der Armee desillusioniert den Rücken 
kehrten, und mit dem Hausmeister der Freiheitsstatue, der noch immer 
nicht gutheißen will, dass sie seit den Anschlägen vom 11. September 
für Besucher gesperrt ist. Und er begleitet Patienten von Stan Brock,
dem Entwicklungshelfer, nach Hause zu ihren Wohnwagen in den ärmsten 
Gegenden Amerikas. "Ein jeder spiegelte auf seine Weise die 
Selbstzweifel der Supermacht wieder, aber auch den Willen und die 
Zuversicht, neu anzufangen", so Scherer. "Als lebte in ihnen immer 
noch der Geist der Pioniere, die noch im Scheitern nie nach einer 
Regierung rufen würden."
"Es sollte ein politischer Reisefilm werden, der sowohl durch 
dieses Riesenland führt als auch durch die Streitthemen"
Gespräch mit Klaus Scherer
Was haben Sie auf Ihrer Reise vorgefunden?
Ein Land, das in zwei Lager gespalten ist. Als wir mit Farmern in 
Iowa unterwegs waren, sagten die klar, Obama wolle den Reichen Geld 
wegnehmen, um es den Armen zu geben. Das sei nicht amerikanisch. 
Andererseits drehten wir tatsächlich Szenen wie in einem 
Entwicklungsland, etwa in einer mobilen Notklinik. Immer mehr 
Amerikaner beklagen laut, wie sehr das Land seine Kranken im Stich 
lässt. Der Streit darüber ist ideologisch überladen, als gehe es um 
Sozialismus. Schon deshalb scheinen die Lager unversöhnlich.
Was hat Sie am meisten überrascht?
Wie sehr das Land bei allen Unterschieden vom Patriotismus 
zusammen gehalten wird. Vom Hymnen-Appell der Erstklässler bis zur 
Fahne am Bauerntrecker. Wir haben als Soundtrack für die Reportage 
die Hymne variieren lassen. Die hält nun auf gleiche Weise den Film 
zusammen. Die Parallele wurde mir erst klar, als der Film schon 
entstand.
Sie beschreiben den Film als Experiment. Warum?
Es sollte ein politischer Reisefilm werden, der sowohl durch 
dieses Riesenland führt als auch durch die Streitthemen. Zudem sollte
er immer mal nach dem deutsch-amerikanische Verhältnis fragen. Alles 
jenseits von Washington und alltagsnah. Das ist eine Menge. Aber ich 
halte den Ansatz auch im Nachhinein noch für richtig - und für 
geglückt.
Wer wird nach Ihrem Eindruck denn nun die Wahl gewinnen?
Die erfahrenen US-Kollegen melden, dass mit diesem Abstand so kurz
vor der Wahl noch jeder gewonnen hat. Zugleich ist diese Abstimmung 
historisch so beispiellos, dass sich keiner darauf verlässt. Die 
Demokraten haben Angst, dass sie wieder auf den letzten Metern 
verlieren. Und die Republikaner, dass es dieses mal tatsächlich nicht
reichen könnte. Und viele hassen einander deswegen.
Pressefotos: www.ard-foto.de.
Phoenix zeigt die Reportage am Dienstag, 4. November, um 20.15 
Uhr.
27. Oktober 2008 / IB

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