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Neue Westfälische (Bielefeld): Schülerstreiks Es geht um die Existenz Carsten Heil

Bielefeld (ots)

Seit Jahren klagen Erwachsene, dass sich junge Menschen doch endlich mal politisch und gesellschaftlich engagieren sollten. Das tun die freilich seit Jahren schon. Das weist die lange vom Bielefelder Wissenschaftler Klaus Hurrelmann betreute Shell-Jugendstudie nach. Junge Menschen arbeiten gern und oft in zeitlich begrenzten Projekten und sachbezogen, nicht grundsätzlich bei politischen Parteien oder Großorganisationen. Das hat die Öffentlichkeit nur oft nicht wahrgenommen. Seit einigen Wochen aber gehen die Schüler und Studenten auf die Straße, um für ein sauberes Klima und eine bessere Umweltpolitik zu demonstrieren. Dabei nehmen sie sich die Freiheit, den Schulunterricht zu schwänzen. Und prompt regen sich jene Erwachsenen auf, die sonst immer politisches Engagement eingefordert haben. NRW-Schulministerin Gebauer fordert nun Konsequenzen für Schüler, die wegen der Klima-Demos dem Unterricht fernbleiben. Protest ja, aber nicht zu viel. Lehrer und auch Rektoren bekunden ihren Schülern gegenüber, dass sie deren Anliegen zwar unterstützen, aber leider bei Schulstreiks zu Sanktionen greifen müssten. Das ist eine unbeschreiblich rückwärtsgewandte, fantasielose, angepasste und unpolitische Haltung. Die Jugendlichen demonstrieren für Existenzielles und gleichzeitig gegen das Versagen der Elterngeneration. Diese bekommt es nicht hin, Klimaschutzziele durchzusetzen und einzuhalten. Das zeigt die Debatte um das von Umweltministerin Svenja Schulze vorgelegte Klimaschutzgesetz. Deutschland ist nicht Umwelt-Vorbild. Es geht um die Erde, auf der die heute jungen Menschen noch in 40 Jahren leben wollen. Wenn sie dafür nicht auf die Straße gehen würden, dann wäre Kritik an ihrer gleichgültigen Haltung angebracht. Und seien wir ehrlich: Ohne den Streik würden die Schüler von der Gesellschaft gar nicht wahrgenommen. Statt die Schülerinnen und Schüler zu maßregeln, sollte das Umwelt-Thema besser im Unterricht behandelt werden. Geschichte, Politik- und Gesellschaftskunde ist kaum besser zu vermitteln als an diesem Beispiel, das die Schüler selbst betrifft. Selten wird ihre Aufmerksamkeit größer sein. Meinungs- und Demonstrationsfreiheit, die Macht freier Wahlen, der demokratische Streit mit Argumenten und das Erreichen von Zielen könnte in Projektwochen behandelt werden. Mit gemeinsamem Besuch der Demos von Schülern und Lehrern. Völlig Fehl am Platz ist jedoch die Aufregung über den Schulstreik.

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