Alle Storys
Folgen
Keine Story von Neue Westfälische (Bielefeld) mehr verpassen.

Neue Westfälische (Bielefeld)

Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Aufgeladene Atmosphäre zwischen Athen und Berlin Sachlich bleiben Alexandra Jacobson, Berlin

Bielefeld (ots)

Griechenlands Forderung nach Entschädigung für die deutschen Gräuel in der Nazi-Zeit bleibt auf dem Tisch. Auch wenn die Bundesregierung weiterhin Reparationen ablehnt, räumte gestern selbst Staatsminister Michael Roth im Auswärtigen Amt ein, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten in Hellas nicht vollständig aufgearbeitet seien. Die Bundesregierung sollte da nicht stur auf alten Beschlüssen beharren, sondern auf die Nachkommen der Opfer zugehen. Das aber braucht Zeit. Umso wichtiger, dass all die Projekte rasch in die Tat umgesetzt werden, die die Große Koalition zur Aussöhnung mit Griechenland bereits im vergangenen Herbst beschlossen hat: An erster Stelle ist hier der Aufbau eines deutsch-griechischen Jugendwerks zu nennen. Generell sollten die Fragen der Vergangenheitsbewältigung samt Entschädigung aber von der aktuellen Schuldenkrise getrennt werden. Eine Vermischung würde die Situation noch weiter mit Emotionen aufladen. Jetzt sind dringend Sachlichkeit und Besonnenheit gefragt. Das gilt für beide Seiten. Dass Finanzminister Schäuble öffentlich verkündet, alles Vertrauen in die griechische Regierung verloren zu haben, ist auch nicht hilfreich. Zur Sachlichkeit sollte auch die griechische Regierung zurückfinden - ganz ohne Stinkefinger und unflätige Beschimpfungen. Dass Ministerpräsident Tsipras in einer Zwickmühle steckt, ist klar. Er hat seinen Wählern viel versprochen. Nun stellt sich aber heraus, dass es in Europa keinen Finanzminister und auch keine Steuerzahler gibt, die bereit wären, die griechischen Wahlversprechen zu finanzieren. Doch noch will die Regierung in Athen ihren Wählern die bittere Wahrheit nicht mitteilen. Vielleicht würde sie sogar eher den "Grexit", also den Austritt aus dem Euro riskieren, als den Bürgern reinen Wein einzuschenken. Dafür spricht einiges: Finanzminister Varoufakis spricht von "unbedeutenden Liquiditätsproblemen" und weigert sich, einen Kassensturz zu mache. Und die Regierung arbeitet weiter daran, Reformen zurückzudrehen. Hellas sollte in der Eurozone bleiben - das ist der Wille in Brüssel und Berlin. Ist es auch der Herzenswunsch der Regierung in Athen?

Pressekontakt:

Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Neue Westfälische (Bielefeld)
Weitere Storys: Neue Westfälische (Bielefeld)