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Mittelbayerische Zeitung: Die Kriegsgefahr wächst
Kommentar zu Nordkorea:

Regensburg (ots)

Wie wenig Donald Trumps Twitter-Drohungen mit "Feuer und Zorn" den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un beeindruckt haben, zeigte das Regime in Pjöngjang mit seiner neuen Provokation. Erstmals ließ Kim eine Mittelstreckenrakete über Japan hinweg feuern. Diese Machtdemonstration bedeutet einen brandgefährlichen Schritt auf der militärischen Eskalationsleiter in Asien. Es stellt sich die Frage, ob wir uns bereits am Vorabend eines Kriegs befinden, oder ob es noch eine friedliche Lösung geben kann. Man stelle sich vor, was in Deutschland und bei unseren europäischen Nachbarn los wäre, würde hier etwas Vergleichbares passieren. Ein unberechenbarer Atomstaat schießt eine Rakete über den Luftraum der Bundesrepublik: Man würde es - so wie in Japan auch - als aggressiven Akt verstehen. Und die Öffentlichkeit würde vehement fordern - so wie es die Nachbarn Nordkoreas jetzt tun - die Bevölkerung gegen die Bedrohung zu schützen. In Asien droht nun ein Rüstungswettlauf. Staaten wie Südkorea und Japan werden vermutlich ihre Raketenabwehr ausbauen - begleitet von Diskussionen, sich atomar zu bewaffnen. Kim rasselt immer lauter mit dem Säbel. Er ignoriert die Warnungen aus Washington, er stellt sich gegenüber dem UN-Sicherheitsrat taub, er schert sich nichts um Sanktionen. Unbeirrt arbeitet der Diktator an seinem Atomprogramm. Er lässt Langstreckenraketen entwickeln, die Amerika erreichen könnten, er drohte mit einem Angriff auf den US-Stützpunkt in Guam und treibt den Konflikt auf die Spitze. Zunächst muss man Kims Motive unter die Lupe nehmen. Nordkorea ist international fast völlig isoliert. Nur dank des Wohlwollens der Schutzmacht China ist das Regime nicht schon längst kollabiert. Kim wähnt sich von Feinden umzingelt. Deshalb will er seinen Gegnern demonstrieren, dass er sich nicht wie andere Diktatoren so einfach abservieren lässt. Als Überlebensversicherung hat er die atomare Drohung in der Hinterhand. Gleichzeitig geht es bei den Raketentests nüchtern betrachtet um die technische Verbesserung des Waffenarsenals. Denn letztlich strebt Kim die Anerkennung als Atommacht an. Sein Kalkül: Der nukleare Joker würde ihn unangreifbar machen - und er könnte mit der Staatengemeinschaft auf Augenhöhe kommunizieren. Zwar nicht als geachteter Staatsmann, sondern als geächteter, aber gefürchteter Potentat. Es ist ein Spiel mit dem Feuer. Denn niemand weiß, wie Kims großer Widersacher Trump letztlich reagieren wird. Bislang beließ es der US-Präsident bei Warnungen via Twitter, einer verstärkten Militärpräsenz in der Region und gemeinsamen Manövern mit Südkorea. Nun schob er noch die sibyllinische Erklärung nach, dass alle Optionen auf dem Tisch lägen. Ein Präventivschlag der USA würde unvermeidlich zu einem großen Krieg führen, in den Südkorea und China hineingezogen würden. Selbst dem launischen und unberechenbaren Präsidenten Trump ist hoffentlich klar, dass es bei einem derartigen Flächenbrand nur Verlierer gäbe. Denn mit ein paar gezielten Luftschlägen wäre es nicht getan. Nordkorea besitzt die viertgrößte Armee der Welt und hat eine Million Soldaten in Waffen. Die USA müssten sich in ein militärisches Abenteuer stürzen, das den Horror des Vietnamkriegs überträfe. Bei einer Invasion in Nordkorea ständen die Amerikaner direkt an der chinesischen Grenze. Außerdem bestünde das Risiko, dass Kim - falls er mit dem Rücken zur Wand steht - seine Atomwaffen einsetzt. Das Gebot der Stunde lautet Deeskalation. Statt Botschaften zu twittern, die man als Androhung eines unmittelbar bevorstehenden Atomschlags verstehen kann, sollte Trump zum Telefon greifen und mit Kim direkt sprechen. Die Tatsache, dass Nordkorea die Drohungen aus den USA einfach ignoriert, heißt nicht zwangsläufig, dass der Diktator einen Handel ausschlägt, der sein Ego befriedigt und gleichzeitig die Kriegsgefahr bannt. Natürlich ist es nur eine vage Hoffnung. Doch hier könnte sich der US-Präsident endlich als großer Dealmaker beweisen.

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