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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Martin Anton zu VW

Regensburg (ots)

Der als #Dieselgate berühmt gewordene Abgasskandal beschert dem Volkswagen-Konzern 3,5 Milliarden Euro Miese - vorerst. Damit rutschen die Wolfsburger das erste Mal seit 20 Jahren bei einem Quartalsbericht in die Verlustzone. Die Nachricht sollte klar sein: In saubere Umwelttechnologien zu investieren, kostet Geld. Es nicht zu tun, wird richtig teuer. Gut, normalerweise wird diese Weisheit im Zusammenhang mit Langzeitfolgen umweltschädlichen Verhaltens assoziiert. Etwa: Die Energiewende mag auf kurze Sicht Geld kosten, aber weitere Jahrzehnte einfach Atommüll verbuddeln wird richtig teuer. Doch, abgesehen davon, dass VW eventuell auch für langfristige Umweltschäden wird geradestehen müssen, die Gleichung gilt auch für die Zukunftsstrategien der Autobauer. Nun ist der Fall von Volkswagen natürlich ein ganz besonderer. Noch immer dürfte Martin Winterkorn wehtun, dass er seinen Job wegen eines Umweltskandals in den USA verlor. Im Land, in dem "Mudding", also das ziellose Herumfahren im Schlamm mit dem Auto als veritable Freizeitgestaltung gilt und günstiges Benzin als Grundrecht ähnlich dem Waffenbesitz wahrgenommen wird, stolpern die sauberen Deutschen über eine Abgasbeschränkung. Der Grund scheint klar: Die Abgassysteme den vorgegebenen Werten anzupassen wäre sehr viel teurer gewesen, als die Software zu nutzen, die nur auf dem Prüfstand anspringt. Die US-Umweltschutzbehörde EPA hat bewiesen, dass Abgasgesetze wie der "Clean Air Act" nur dann Sinn ergeben, wenn ihre Einhaltung auch entsprechend überwacht wird. Dass sie dabei nicht nur deutsche Fabrikanten ins Visier nimmt, zeigen vergangene Fälle etwa gegen General Motors oder Hyundai. Dass der Skandal eben in den USA aufgedeckt wurde, zeigt, dass bei allem offensichtlichen Pick-up-Truck-Gehabe und Hollywood-PS-Spaß auch in den Vereinigten Staaten das Bewusstsein für die Schädlichkeit der Ölverbrennung steigt. VWs Quartalsbericht ist im Endeffekt ja gerade deswegen so mies, weil die erlaubten Höchstwerte für Stickstoffabgase in den USA niedriger liegen als in der EU. Hybrid-Modelle wie der Toyota Prius fanden in Amerika schon Fans, als hierzulande kaum jemand wusste, was das überhaupt ist. Sicher, im Moment kaufen die Amerikaner ebenso wie alle anderen gern die eher selten für Sport genutzten SUVs. Elektroprogramme wie etwa die BMWi-Serie sollen vor allem sicherstellen, dass man weiter solche Monströsitäten wie den X6 verkaufen darf. Die SUVs sind gut für die Rendite. Doch können die Hersteller mit Ihnen nur schwerlich die immer strenger werdenden Umweltstandards einhalten. Doch die gibt es aus gutem Grund. Das Argument, die CO2-Bilanz von Elektroautos sei derzeit schlechter als die der meisten Spritverbrenner, ist ein Ablenkungsmanöver. Es führt kein Weg daran vorbei, Antriebe zu entwickeln, die mit regenerativen Energien betrieben werden können und kein CO2 in die Luft pusten. Dass es für die Automobilhersteller, beziehungsweise für Käufer und Fahrer günstiger ist, eine endliche Ressource zu verbrennen, sie zu diesem Zweck noch aus dem letzten Sandkorn zu quetschen, bleibt unbegreiflich. Der VW-Skandal ist ein Warnschuss für die Automobilindustrie. Sie muss die gesetzlichen Auflagen und damit den gesellschaftlichen Willen nach umwelt- und klimaverträglicher Mobilität ernst nehmen und die Grenzwerte nicht als Herausforderung sehen, sie möglichst elegant, mit legalen oder illegalen Tricks, zu umgehen. Die Hersteller - und nicht nur die - werden sonst am Ende draufzahlen.

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