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WAZ: Börse und VW-Aktie - Mehr als nur ein Kratzer im Lack. Leitartikel von Thomas Wels

Essen (ots)

Das Kuriositäten-Kabinett aus dem Reich der Finanzen
ist um eine schillernde Facette reicher. Das Schauspiel, das sich in 
den vergangenen Tagen auf dem Börsenparkett rund um die 
Volkswagen-Aktien abspielte, entlarvte den Aktienhandel in diesem 
speziellen Fall als reine Zockerbude. Auch wenn die zeitweise 
Verdreifachung des Börsenwertes von VW technisch nachvollziehbar ist,
schadet die irrsinnige Kurssteigerung dem Image des Börsenplatzes 
enorm. Der staunende Zuschauer auf den Rängen fragt sich völlig zu 
Recht, wie eine an sich seriöse und sinnvolle Einrichtung derart 
verkommen kann und ohne Schiedsrichter Exzessen freien Lauf lässt. 
Mehr noch: selbst befeuert.
Die Deutsche Börse erstellt mit dem Deutschen Aktienindex Dax, 
der die Wertentwicklung der 30 größten deutschen börsennotierten 
Konzerne abbildet, einen der wichtigsten Indizes der Welt. Der Dax 
ist aber nicht nur irgendeine Kurve im Auf und Ab, sondern er gibt im
Idealfall die Entwicklung des Wertes der Top-30-Unternehmens wider. 
Der Aktienkurs, gebildet aus Angebot und Nachfrage, ist mithin eine 
wesentliche Information für Anleger, auch für Banken oder andere 
Kapitalgeber.
Wenn nun - wie geschehen - ein Kurs auf Grund von Spekulationen, 
die in einem Markt mit vergleichsweise wenigen freiverkäuflichen 
Aktien immer riesige Ausschläge zur Folge haben, derart aus dem Ruder
läuft, muss die Börse einschreiten. Was sie viel zu spät tat. 
Volkswagen machte zeitweise mehr als ein Viertel des Wertes im 
gesamten Dax aus, was wiederum zu einem Automatismus führt. Manager 
von Aktienfonds, die diese entsprechend der Gewichte der einzelnen 
Dax-Unternehmen gestalten, waren gezwungen, ebenfalls VW-Werte 
einzukaufen. Das geschieht zumeist über Computerprogramme und führt 
zu weiteren Kursanstiegen.
Voodoo, mögen manche rufen und die sofortige Schließung aller 
Börsen fordern. Dabei ist es sinnvoll, wenn sich Unternehmen nicht 
nur bei Banken Geld borgen, sondern bei anderen Kapitalgebern welches
besorgen können - was die drohende Kreditklemme der Finanzkrise 
deutlich macht.
Man muss auch kein Mitleid mit den Spekulationsfonds haben, die 
mit VW-Aktien jetzt krachend vor die Wand fuhren und zig Milliarden 
verloren. Es stellen sich aber drängende Fragen: Warum hat die 
Deutsche Börse so spät reagiert, hat es Versuche von 
Marktmanipulationen gegeben? Unabhängig von der Antwort trägt die 
Börse mehr als nur einen Kratzer im Lack davon.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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