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EKD - Evangelische Kirche in Deutschland

Seit 50 Jahren Versöhnungsarbeit um des Friedens willen Ratsvorsitzender beim Festakt von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste

Hannover (ots)

Im Sinne der neuen Friedensdenkschrift der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) arbeitet "Aktion 
Sühnezeichen Friedensdienste" (ASF) seit 50 Jahren, erläuterte der 
Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, in seinem 
Grußwort zum 50-jährigen Jubiläum des Vereins in Berlin. 1958 sei es 
das Ziel von Lothar Kreyssig gewesen "der Selbstrechtfertigung, der 
Bitterkeit und dem Hass eine Kraft entgegen zu setzen". Deshalb habe 
er sich mit ASF für die Versöhnung der ehemaligen Gegner aus dem 
zweiten Weltkrieg eingesetzt: Junge Deutsche sollten in andere Länder
gehen, um "Sühnezeichen"; Zeichen der Versöhnung, zu setzen. Zum 
Festakt anlässlich des halben Jahrhunderts solcher 
Freiwilligeneinsätze, sprachen außer dem Ratsvorsitzenden, 
Bundespräsident Horst Köhler, die Präsidentin des Zentralrates der 
Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, der Erzbischof von Berlin, 
Georg Kardinal Sterzinsky, und eine Überlebende der Verfolgung durch 
die Nationalsozialisten und ASF-Projektpartnerin aus Prag.
Die Forderung der 2007 erschienen Friedensdenkschrift des Rates 
der EKD, dass wer aus den Frieden Gottes lebe, für den Frieden in der
Welt eintrete, habe Lothar Kreyssig und die ASF schon sieben Jahre 
vor dem Erscheinen der Ostdenkschrift der EKD verwirklicht: Sie seien
für die Versöhnung zwischen den Völkern eingetreten in der 
Überzeugung, "wer für die Versöhnung arbeitet, gibt dem Frieden 
Wurzeln". Die Initiatoren von ASF hätten gewusst, welches Leid die 
Deutschen im Gefolge von Hitler über andere Völker gebracht hatten, 
deshalb baten sie durch tätige Hilfsangebote um Versöhnung, so der 
Ratsvorsitzende. Aus dem Geist der Versöhnung, "der mit Recht und 
Gerechtigkeit, mit Erinnerung und Phantasie verbunden wird, sollte 
eine friedliche Zukunft eröffnet werden.
Hannover/Berlin, 2. Mai 2008
Pressestelle der EKD
Christof Vetter
Das Grußwort im Wortlaut:
Wie die Religionen zum Frieden stehen, wird neuerdings wieder heiß
diskutiert. Aus unseligen Verbindungen zwischen Religion und Gewalt 
leiten Kritiker die Auffassung ab, die Gewaltneigung gehöre zum Wesen
der Religion, auch des Christentums. Wenn man sie daran erinnert, 
dass Jesus die Friedensstifter, ja sogar die Sanftmütigen selig 
pries, halten sie dem entgegen, das sei lange her. Wenn man ihnen 
dagegen christliche Friedensinitiativen unserer Zeit vor Augen 
stellt, kann man Nachdenklichkeit wecken. Wenn solche Initiativen aus
dem Bekenntnis der Schuld geboren sind und Folgerungen daraus ziehen,
dass in unserer Geschichte Glaube und Gewalt, religiöser 
Überlegenheitswahn und Menschenverachtung sich in verantwortungsloser
Weise verquickten, dann erwächst daraus eine Kraft, die wir gerade 
heute und morgen dringend brauchen.
Die Initiative, die Lothar Kreyssig und mit ihm Franz von Hammerstein
und andere vor fünfzig Jahren ergriffen, war eine Antwort auf 
geschichtliche Erfahrungen: auf das nationalsozialistische 
Gewaltregime, den von Deutschland ausgegangenen Zweiten Weltkrieg, 
die Gräuel der Konzentrationslager. Die Initiatoren wussten um das 
Leid, das die Deutschen im Gefolge Hitlers über andere Völker 
gebracht hatten. Sie wussten um die Opfer, um die Schuld, um all das 
Schreckliche, das Deutsche verursacht hatten. Sie wussten um die 
Bitterkeit und den Hass auf die Deutschen insbesondere in Ländern wie
Israel, Polen oder der Sowjetunion. Sie baten um Vergebung und waren 
fest entschlossen, diese ehrliche Bitte um Vergebung durch aktive und
tätige Hilfsangebote plausibel zu machen. Deutsche Freiwillige 
sollten in den von der deutschen Wehrmacht überfallenen Ländern sowie
an den Überlebenden der Schoah einen Dienst der Versöhnung tun.
Lothar Kreyssig und seine Mitstreiter wussten insbesondere um das 
Defizit an Versöhnung, das verhinderte, dass im Nachkriegs-Europa ein
gerechter und nachhaltiger Friede wachsen konnte. Deshalb sollten 
junge Deutsche in andere Länder gehen, um dort "Sühnezeichen", 
Zeichen der Versöhnung zu setzen.
Schon sieben Jahre vor der Veröffentlichung der "Ost-Denkschrift" der
Evangelischen Kirche in Deutschland war hier der Geist am Werk, der 
auf Versöhnung zwischen den Völkern zielte. Wenn Kreyssig schrieb: 
"Wir haben vornehmlich darum noch immer keinen Frieden, weil zu wenig
Versöhnung ist ...", so wies er auf die Wurzeln des Friedens hin. Zu 
diesen Wurzeln zählen außer Versöhnung auch Recht und Gerechtigkeit, 
ebenso Erinnerungsfähigkeit und eine in die Zukunft weisende 
Phantasie.
Die Aktion Sühnezeichen wurde als gesamtdeutsche Organisation 
gegründet. Angesichts der deutschen Spaltung entwickelten sich in den
beiden deutschen Staaten zwei Organisationen mit einem gemeinsamen 
Ziel, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten in der 
praktischen Arbeit. Doch die Resonanz war auf der einen wie auf der 
anderen Seite groß. So nahmen allein an den von der Aktion 
Sühnezeichen in der DDR organisierten Sommerlagern zwischen 1962 bis 
1992 über 12 000 Freiwillige teil.
 Der Aktion Sühnezeichen geht es darum, aus dem Geist der Versöhnung,
der mit Recht und Gerechtigkeit, mit Erinnerung und Phantasie 
verbunden wird, eine friedliche Zukunft zu eröffnen. Im praktischen 
Handeln entspricht dem ein Dienst im Geist der Freiheit, der als 
christlich profilierter internationaler Freiwilligendienst für junge 
(und auch ältere) Menschen Gestalt angenommen hat. Ein Dienst im 
Geist der Freiheit kann sich aus guten Gründen auf Ursprungsimpulse 
des christlichen Glaubens berufen. Mit Worten des Apostels Paulus: 
"So besteht denn in der Freiheit, zu der euch Christus befreit hat." 
Oder mit der abschließenden Formulierung in Martin Luthers 
reformatorischem Freiheitstraktat: "Aus dem allen ergibt sich die 
Folgerung, dass ein Christenmensch nicht in sich selbst lebt, sondern
in Christus und in seinem Nächsten; in Christus durch den Glauben, im
Nächsten durch die Liebe."
Die Idee solcher Dienste im Geist der Freiheit ist gerade heute 
wichtig und zukunftsträchtig. Auch die Politik begreift dies und 
sieht in der sachgerechten Förderung von Freiwilligendiensten eine 
entscheidende politische Gestaltungsaufgabe. Leider ist es jedoch 
noch immer nicht zu einem allgemeinen Entsendegesetz für im Ausland 
tätige Freiwilligendienste gekommen, wie die christlichen Kirchen 
dies seit vielen Jahren fordern. Ich nutze den heutigen Festtag, um 
dieses Anliegen noch einmal in seiner Dringlichkeit hervorzuheben.
Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und andere christlich profilierte
Freiwilligendienste sind nicht nur ein Markenzeichen der Kirche, 
sondern sie leisten auch Wertvolles für unsere Gesellschaft. Davon 
ist der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland fest überzeugt. 
Ich spreche Ihnen deshalb heute den herzlichen Dank unserer Kirche 
für das große Engagement aus, von dem die Aktion Sühnezeichen 
Friedensdienste getragen ist: für das Engagement ihrer Freiwilligen 
und ihrer Ehemaligen, ihrer beruflichen Mitarbeiterinnen und 
Mitarbeiter, ihrer treuen Mitglieder und Förderer. Gewiss war das 
Verhältnis zwischen der evangelischen Kirche und der Aktion 
Sühnezeichen nicht immer spannungsfrei; aber unsere Kirche weiß um 
die große Bedeutung dieser Initiative für Friedenszeugnis, 
Friedensbewegung und Friedensdienst. Deshalb gilt Ihnen auch in 
Zukunft unsere Unterstützung.
"Wer aus dem Frieden Gottes lebt, tritt für den Frieden in der Welt 
ein." So sagt es die neue Friedensdenkschrift unserer Kirche. Ganz in
diesem Geist forderte Lothar Kreyssig, wir müssten "der 
Selbstrechtfertigung, der Bitterkeit und dem Hass eine Kraft 
entgegensetzen". Um diese Kraft geht es heute und morgen. Ihr 
Jubiläumsmotto trifft den Kern: "Wer für Versöhnung arbeitet, gibt 
dem Frieden Wurzeln."
Zur Friedensdenkschrift der EKD: 
http://www.ekd.de/download/ekd_friedensdenkschrift.pdf

Pressekontakt:

Evangelische Kirche in Deutschland
Hans-Christof Vetter
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: christof.vetter@ekd.de

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