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Lausitzer Rundschau: Die LAUSITZER RUNDSCHAU Cottbus zu Die Ökos feiern ein ungeahntes Comeback

Cottbus (ots)

Verwundert reibt sich der Betrachter die Augen:
Sind das die Grünen, denen ein Fünf-Mark-Beschluss für den Liter
Benzin beinah die politische Existenz gekostet hätte? Die von Wahl zu
Wahl die Fünf- Prozent-Hürde fürchten mussten, weil der Kosovo-Krieg
samt Bundeswehreinsatz das grüne Grundverständnis über den Haufen
warf? Trübsal und Verzweiflung waren gestern. Heute steht die Partei
prächtig da. Natürlich profitieren die Grünen vom jämmerlichen
Zustand der SPD. Die Ministerposten, die sich mit der ungeliebten
Agenda 2010 verbinden (Wirtschaft, Soziales, Finanzen) sind
ausschließlich in sozialdemokratischer Hand. Dagegen korrespondieren
die grünen Zuständigkeiten mit den grünen Urthemen Frieden, Umwelt
sowie Verbraucherschutz. Und hier sind die Botschaften inzwischen
allemal rosiger. Der grüne Aufschwung erklärt sich daraus aber nur
zum Teil. Denn das Wohl und Weh der Regierungspolitik geht letztlich
auch mit dem kleinen Koalitionspartner nach Hause. An dieser Stelle
lohnt der Blick auf das unterschiedliche Wählerpotenzial. Was die
Anhänger der Grünen grundsätzlich von der SPD-Klientel unterscheidet,
ist ihre positive Grundhaltung zu den Reformbemühungen. Was allgemein
wie eine Bedrohung klingt, nehmen grüne Wähler zunächst einmal als
Chance wahr. Die Ökos punkten bei Menschen mit höherem Bildungsgrad,
die soziale Einschnitte im Interesse eines nachhaltigen Wirtschaftens
akzeptieren - und wegen ihrer höheren Verdienste natürlich auch eher
verkraften können. Dazu zählt nicht nur der gutbetuchte Single. In
den größeren Städten sind überdurchschnittlich viele Eltern mit
Kindern dabei. Die Analysen der jüngsten Europa-Wahl zeigen dort fast
durchweg zweistellige Ergebnisse für die Grünen auf. Die Partei
verkörpert kurz gesagt ein positives Lebensgefühl. Daraus folgt ein
weiterer Aspekt: Was den Grünen einst als Abkehr von ihrer
Unverwechselbarkeit angelastet wurde, nämlich auf dem Weg zu einer
ganz "normalen" Partei zu sein, erweist sich mittlerweile als
unschlagbarer Vorteil. Der Bürger mag Action im Kino. In der Politik
sind ihm größere Turbulenzen zuwider. Nach einer neuen Umfrage gelten
die Grünen derzeit als die geschlossenste Formation unter allen
etablierten Parteien. Auf dieses Prädikat war in der Vergangenheit
die Union abonniert. Während die SPD scheinbar jeden Tag eine neu Sau
durchs Dorf treibt, stehen die Grünen für Berechenbarkeit. Internes
Streitpotenzial wird immer öfter schon hinter den Kulissen abgeräumt.
Die Grünen haben an Professionalität gewonnen. Stellt sich die Frage,
ob das "grüne Projekt 18" von Dauer sein kann. Was wird die Partei
mit ihren zweistelligen Erfolgen anfangen? Im Augenblick ketten sich
die Grünen fast bis zur Selbstverleugnung an die gebeutelte SPD.
Daraus mag Dankbarkeit sprechen. Als die Ökos am Boden lagen,
spendeten die Genossen Trost. Dem Wähler wird das auf lange Sicht
aber nicht reichen.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

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