ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Medien-Info: Eröffnung des Amazon-Towers: Glänzende Fassaden in Berlin, miese Arbeitsbedingungen in den Verteilzentren – ver.di fordert Tarifvertrag
Eröffnung des Amazon-Towers: Glänzende Fassaden in Berlin, miese Arbeitsbedingungen in den Verteilzentren – ver.di fordert Tarifvertrag
Den Einzug des globalen Versandriesen Amazon in seine neue Berliner Edel-Repräsentanz – das Edge-East-Side-Hochhaus an der Warschauer Brücke, genannt „Amazon Tower“– nimmt die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) zum Anlass, auf die inakzeptable Verweigerungshaltung des Konzerns zu fairen, sicheren und vor allem gesunden Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen.
„Der Amazon-Tower mag schön in der Berliner Sonne glänzen, wenn sie denn scheint – das kann aber nicht die Tatsache überstrahlen, dass der Konzern seinen rund 40.000 Mitarbeitenden in Deutschland gute und verlässliche Arbeitsbedingungen in Form eines Tarifvertrags verweigert“, sagte Silke Zimmer, ver.di Bundesvorstandsmitglied und zuständig für den Einzelhandel, am Montag. „Wer als Weltkonzern der führende Versandhändler in Deutschland sein will, hat sich hier seiner sozialen Verantwortung als Arbeitgeber zu stellen.“ Sie forderte Berlins Regierenden Bürgermeister Kai Wegner auf, sich beim Hauptstadt-Arbeitgeber Amazon für die Anerkennung von Tarifverträgen und die Wahrung von Arbeitnehmerrechten einzusetzen.
Das sei kein abstraktes Thema, betonte Vorständin Zimmer. Amazon-Beschäftigte besonders in den Verteilzentren berichten von der ständigen Überwachung durch Apps, Scanner und Kameras, die kontrollieren, wo sie sich befinden, ob sie sich unterhalten, wann sie pausieren und wie viel Zeit sie für jede einzelne Aufgabe benötigen. Der daraus resultierende Druck bei gleichzeitig körperlich schwerer Arbeit führe zu massiven gesundheitlichen Problemen bei vielen Beschäftigten. „Amazon muss den Forderungen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter endlich nachkommen und einen Tarifvertrag verhandeln, der gute Löhne sichert und vor krankmachender Arbeit schützt“, erklärte Silke Zimmer. ver.di fordert neben der Anerkennung der bestehenden Flächentarifverträge einen tarifvertragliche Vereinbarung mit Amazon zum Thema „Gute und gesunde Arbeit“. Seit mehr als zehn Jahren werde dies verweigert, kritisierte sie.
Auch Amazons Verhältnis zu demokratischer Repräsentanz und Kontrolle sei mangelhaft: Der Konzern nutze zwar gern öffentlich finanzierte Infrastruktur, Bildungssysteme und Verkehrsanbindungen, weigere sich aber, bei Anhörungen im Europäischen Parlament Rede und Antwort zu stehen. Das EU-Parlament hat Amazon-Lobbyisten daher bis auf Weiteres verbannt, weil sie wiederholt Befragungen fernblieben. Am 26. Juni 2025 hat Amazon eine neue Gelegenheit, sich vor dem Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten zu verantworten.
V.i.S.d.P.
Jan Thomsen ver.di-Bundesvorstand Paula-Thiede-Ufer 10 10179 Berlin Tel.: 030/6956-1011, -1012 E-Mail: pressestelle@verdi.de www.verdi.de/presse