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Börsen-Zeitung: Defizit bleibt Defizit, Kommentar von Jürgen Schaaf zur gestiegenen deutschen Gesamtverschuldung

Frankfurt (ots)

Mit Genugtuung hat man in Berlin zur Kenntnis
genommen, dass das deutsche Staatsdefizit 2006 nach den neuesten 
Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit 1,7% die im europäischen 
Stabilitätspakt geforderte Obergrenze von 3% deutlich unterschritten 
hat. Angesichts der Umstände bleibt aber fraglich, inwieweit die 
große Koalition tatsächlich einen Erfolg für sich verbuchen kann.
Zunächst bleibt ein Defizit ein Defizit, also ein Fehlbetrag. Der 
Staat gibt mehr Geld aus, als er einnimmt, und verschuldet sich neu. 
Deutschlands Gesamtverschuldung beträgt bereits 67% dessen, was das 
Land im vergangenen Jahr erwirtschaftet hat - das dazugehörige 
Maastricht-Kriterium hält nur 60% für tragfähig. Und selbst bei 
zurückgehender Neuverschuldung wächst dieser immense Schuldenberg ja 
weiter.
Außerdem fällt das sinkende Defizit in ein Jahr, in dem 
Deutschland einen konjunkturellen Aufschwung durchläuft wie lange 
nicht mehr. Mit 2,7% Wachstum des Bruttoinlandsprodukts expandierte 
die deutsche Wirtschaft mit einer Dynamik wie zuletzt im Jahr 2000. 
Zur Erinnerung: Damals verzeichnete Deutschland einen positiven 
Finanzierungssaldo.
Auch der Blick nach vorne spendet wenig Trost. Finanzminister Peer
Steinbrück weigert sich, ein klares Bekenntnis abzulegen, wann er 
gedenkt, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Angesicht des 
robusten Wachstums Deutschlands müsste der Konsolidierungsehrgeiz der
Regierung aber deutlich ausgeprägter sein. So ist der reformierte 
Stabilitätspakt schließlich angelegt: Man darf in konjunkturell 
schlechteren Zeiten budgetär etwas über die Stränge schlagen, wenn in
den guten Zeiten dafür die Sanierungsarbeiten gründlich durchgeführt 
werden. Die Bundesbank hat deshalb völlig zu Recht den mangelnden 
Willen zum engagierteren Schuldenabbau kritisiert. Sie hält einen 
ausgeglichenen Haushalt 2009 für erreichbar.
Stattdessen hofft Berlin auf die Konjunktur, dass sie die nötigen 
Mittel in die Kassen des Fiskus spüle. Anstatt die Ausgaben zu 
begrenzen und die Staatsquote zurückzufahren, werden neue 
verteilungspolitisch motivierte Bonbons diskutiert und den 
Verbrauchern über die höhere Mehrwertsteuer zusätzlich Geld aus der 
Tasche gezogen. In der Gesamtschau ist die deutsche Defizitquote kein
Grund, von einem Erfolg zu sprechen.
(Börsen-Zeitung, 24.2.2007)

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