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Börsen-Zeitung: Kommentar von Christina Rathmann zum Jahr 1 der deutschen Hedgefonds: Delegierte Kompetenz

Frankfurt (ots)

Die Hoffnungsträger der Investmentbranche für
das Jahr 2004 haben versagt. Das Wort „Hedgefonds“, das vor zwölf
Monaten alle Branchenvertreter auf den Lippen führten, wollte
Axel-Günter Benkner, Vorstandschef des Fondsverbands BVI, nun gar
nicht mehr in den Mund nehmen. Im Manuskript seiner Rede zur
Jahrespressekonferenz taucht das Wort kein einziges Mal auf.
Weil die Detailvorschriften der Finanzaufsicht erst im Frühjahr
kamen und die Produkte später starteten als erwartet, weil das
Marktumfeld für Hedgefonds denkbar ungünstig war – so lauten gängige
Begründungen dafür, dass das Geschäft 2004 nicht so recht in Gang
kam. Doch es sieht ganz danach aus, als trauten sich die
Fondsanbieter schlicht nicht so recht ran an den Speck: Zwölf
Hedgefonds von Mitgliedsgesellschaften des BVI sind aktuell am Markt
zu haben. Davon sind zehn Dach-Hedgefonds und zwei Einzel-
Hedgefonds.
Angesichts dieses Zahlenverhältnisses stellt sich die Frage, wie
es eigentlich sein kann, dass sich die Anbieter offenbar eher
zutrauen, Hedgefonds auszuwählen, als sie selbst zu verwalten. Wenn
es weiterhin weniger Einzel-Hedgefonds gibt, in die die zahlreicheren
Dach-Hedgefonds investieren können, stimmt etwas nicht im System.
Den Mangel an geeigneten Zielfonds für Dach-Hedgefonds gleichen
auch ausländische Produkte nicht aus. Denen mangelt es oft bei den
Transparenzstandards, die das Investmentgesetz vorschreibt. Außerdem
ist es schwierig, Hedgefonds aus aller Herren Ländern im Blick zu
behalten und zu beurteilen. Einige Gesellschaften, die Dach-
Hedgefonds lanciert haben, greifen dafür auf spezialisierte Berater
zurück – die auch oft aus dem Ausland kommen.
Sich auf Kernkompetenzen zu konzentrieren und andere Tätigkeiten
zu delegieren mag sinnvoll sein. Andererseits: Neue Geschäftsfelder
eröffnet der Gesetzgeber einer Branche nicht alle Tage.
So bleibt festzuhalten, dass die Fondsanbieter im Jahr1 der
deutschen Hedgefonds wenig eigene Expertise aufgebaut haben, um die
Chancen, die die neue Produktkategorie bietet, zu nutzen. Solche
Expansion des eigenen Know-hows mag in Zeiten von Einsparungen – auch
im Personalbereich – schwierig sein. Denkt man an die einst so großen
Hoffnungen, die mit den Hedgefonds verbunden waren, ist es dennoch
enttäuschend.
(Börsen-Zeitung, 21.1.2005)

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