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Krieg und Frieden
Kommentar zu Porsches Börsenplan von Stefan Kroneck

Frankfurt/M. (ots)

Der Ukraine-Krieg überschattet derzeit alles. Während die Armee von Russlands Autokrat Wladimir Putin mit einer Invasion die Zivilbevölkerung des Nachbarstaates seit nahezu fünf Wochen terrorisiert, stand die Volkswagen-Großaktionärin Porsche Automobil Holding SE am Dienstag zu ihrer Bilanzvorlage Journalisten und Analysten Rede und Antwort. Dass dabei der geplante Börsengang des Stuttgarter Sportwagenbauers Porsche AG, der noch komplett zum Wolfsburger Mehrmarkenkonzern gehört, das dominierende Thema sein wird, war zu erwarten, schließlich handelt es sich um ein spektakuläres Comeback der hochprofitablen Edelmarke aufs Handelsparkett, das bei allen Hauptakteuren die Kassen klingeln lässt - vorausgesetzt, das Drehbuch zum IPO wird tatsächlich realisiert.

Bei Letzterem kommen aber Zweifel auf, je länger der Krieg sich hinzieht. Denn mit jedem Tag, an dem der bewaffnete Konflikt andauert, steigt für die Mächtigen und Regisseure im VW-Porsche-Reich die Wahrscheinlichkeit, den für den kommenden Herbst vorgesehenen Börsen-Neustart der VW-Tochtergesellschaft absagen und verschieben zu müssen. Auch die Porsche AG wird sich den Gesetzen des Marktes beugen müssen, wenn die Rahmenbedingungen nicht mehr stimmen. Schließen Moskau und Kiew auf absehbare Zeit keinen Frieden, wächst das Risiko einer weltweiten Rezession. Das wäre kein Umfeld mehr, bei dem sich eine Equity Story gegenüber Investoren verkaufen ließe. Insofern war es angemessen, dass Johannes Lattwein, seit Anfang Februar Finanzvorstand der Porsche SE, in der Telefonkonferenz der interessierten Öffentlichkeit in Bezug auf die IPO-Pläne reinen Wein einschenkte, indem er auf Nachfrage auf diese Problematik hinwies. Sollte sich also das Worst-Case-Szenario bewahrheiten, wäre der in der Friedenszeit vor dem Angriff auf die Ukraine entworfene Börsenplan für Porsche Makulatur.

Das wäre zwar für Topmanager vom Schlage eines Hans Dieter Pötsch, der in seiner Doppelfunktion als CEO der Porsche SE und Chefaufseher der Volkswagen AG der Gefahr von Interessenkonflikten unterliegt, sowie VW-Vorstandschef Herbert Diess ein Ärgernis, aber für Volkswagen sicher verkraftbar. Sieben Jahre nach den aufgeflogenen Dieselabgasmanipulationen geht es dem Dax-Riesen finanziell so gut, dass seine Zukunft nicht vom Emissionserlös eines IPO der Porsche AG abhängt. Dreh- und Angelpunkt bleibt die Entwicklung in der Ukraine, deren Schicksal an das Hauptwerk von Leo Tolstoi erinnert.

(Börsen-Zeitung, 30.03.2022)

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