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Maximale Rückendeckung, Kommentar zu VW von Carsten Steevens

Frankfurt (ots)

Herbert Diess sitzt als Konzernchef von Volkswagen fest im Sattel - fester jedenfalls, als es im Frühjahr und in diesem Herbst nach Darstellungen über einen Machtkampf mit Arbeitnehmervertretern und über eine Führungskrise in Wolfsburg den Anschein hatte. Der Aufsichtsrat hat den Gerüchten und Spekulationen der vergangenen Wochen, die nicht zuletzt den Börsenkurs des Fahrzeugbauers belasteten, nun ein Ende gesetzt - bis auf Weiteres wenigstens.

Indem sie im Sinne des Antreibers an der Konzernspitze nun endlich über die Besetzung wichtiger Vorstandsposten entschieden und indem sie dem Vorstandsvorsitzenden laut einer Mitteilung die "volle Unterstützung" für die Neuausrichtung des Unternehmens auf Elektromobilität und Digitalisierung, aber auch für die Steigerung von Effizienz und Profitabilität in allen Marken und Konzernteilen zusicherten, haben die Stakeholder Diess die maximal mögliche Rückendeckung gegeben. Noch im Juni hatte sich der mit seinem Führungsstil aneckende Konzernchef schließlich für brisante Anschuldigungen gegen Aufsichtsratsmitglieder entschuldigen müssen und den in Personalunion wahrgenommenen Vorstandsvorsitz der Kernmarke VW Pkw abgegeben. Aussichten auf eine vorzeitige Verlängerung des bis April 2023 laufenden Vertrags, die der 62-Jährige angeblich als "Vertrauensbeweis" gern gesehen hätte, bestanden in diesem Umfeld nicht.

Doch mit der schwierigen Austarierung der Interessen der Stake­holder durch den moderierenden Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, die nun auch zu einer ausdrücklichen Wertschätzung seiner "Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit" führte, dürfte Diess gut leben können. Zum einen lässt die verbleibende Vertragslaufzeit genug Gestaltungsspielräume offen. Zum anderen besetzen immer mehr Vertraute des Österreichers wichtige Führungspositionen im Konzern.

Das Bekenntnis des Autobauers zu Diess und das bekräftigte Mandat, die ambitionierten Pläne des Umbaus vom klassischen Hersteller verbrennungsmotorischer Fahrzeuge zu einem digitalen Tech-Konzern in den kommenden Jahren weiter umzusetzen, hat die VW-Aktie am Dienstag um bis zu 8 Prozent steigen lassen. Mit seinen Analysen der Herausforderungen, den Mut zum radikalen Umsteuern aufzubringen, neue Fähigkeiten zu erlernen, wo nötig über Jahrzehnte gewachsene Strukturen zu überwinden und bei alldem keine Zeit mehr zu verlieren, liegt der Konzernchef richtig: So sind die Beschlüsse des Aufsichtsrats und die Reaktion der Börse zu verstehen.

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