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ARD Presse

Digitalisierung muss Mehrwert für alle schaffen
Presseforum IFA 2006 | Produktions- und Technik-Kommission von ARD und ZDF

Berlin, 02. September 2006 (ots)

Der Vorsitzende des
Digitalausschusses von ARD und ZDF, SR-Intendant Fritz Raff, hat 
davor gewarnt, weniger wohlhabende Bevölkerungsschichten von den 
Vorteilen der digitalen Informationsgesellschaft abzukoppeln. Anders 
als in Amerika sei Rundfunk in Deutschland vor allem ein Kulturgut, 
nicht nur ein Wirtschaftsgut, sagte Raff anlässlich der IFA in 
Berlin. Die Digitalisierung müsse einen "Mehrwert für alle" schaffen 
und dürfe nicht als reines Mautsystem missbraucht werden: "Der 
Begriff 'Grundverschlüsselung' ist Etikettenschwindel."
Derzeit gehe es Satellitenbetreibern und privaten 
Rundfunkveranstaltern um die Vorbereitung von umfassenden 
Pay-TV-Strukturen, die mittelfristig das Ende der in Deutschland 
breit gefächerten Free-TV-Landschaft bedeuteten. Raff forderte die 
Medienpolitik auf, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die 
öffentlich-rechtlichen Programme auch in der digitalen Welt 
unverschlüsselt frei empfangbar und leicht auffindbar bleiben.
Während bei den privaten Anbietern mit neuen Pay-TV-Geschäftsmodellen
der shareholder value im Mittelpunkt stehe, seien die 
öffentlich-rechtlichen Sender dem public value verpflichtet, sagte 
Raff beim Presseforum der Produktions- und Technikkommission von ARD 
und ZDF (PTKO).
Angesichts der von Astra, RTL und anderen vorangetriebenen 
Entwicklung erhält das digitale Antennenfernsehen eine völlig neue 
Bedeutung. "DVB-T könnte langfristig zum Synonym für frei 
empfangbares Fernsehen werden", erläuterte Joachim Lampe, 
Produktionsdirektor des NDR, beim PTKO-Presseforum. Bereits jetzt  
könnten 70 Prozent der deutschen Haushalte die Programmbouquets von 
ARD und ZDF digital über Antenne empfangen, bis zur IFA 2006 seien 
über fünf Millionen Empfangsgeräte dafür gekauft worden. Der von ARD 
und ZDF angestrebte Flächenausbau mit DVB-T werde vor dem 
ursprünglich angestrebten Jahr 2010 erreicht werden. Allerdings sei 
die Politik in der Gebührendebatte gefordert, so Lampe, damit das 
"Überall-Fernsehen" in allen Regionen und auch für den portablen 
Empfang realisiert werden könne.
Für die Rundfunkversorgung im mobilen Bereich setzen ARD und ZDF 
neben DVB-T auf die Rundfunkstandards DMB und DVB-H. Öffentlich 
rechtliches Prinzip auch hier: die unverschlüsselte Ausstrahlung und 
die kostenfreie, d.h. ohne programmbezogenes Entgelt, Empfangbarkeit 
für den Nutzer. Da auch Mobilfunkunternehmen diese Technologien mit 
eigenen Plattformen nutzen, bedarf es aus Sicht von ARD und ZDF einer
klaren Abgrenzung von Rundfunk und kommerziellen Angeboten Dritter. 
Erste Erfahrungen belegen, dass es neben technischen vor allem 
rundfunkrechtliche Probleme zu lösen gelte. Vielfaltsicherung dürfe 
nicht kommerziellen Plattformbetreibern überlassen werden. Um den 
Vorrang des Rundfunks vor Telediensten sicher zu stellen, müsse mit 
allen Beteiligten ein Nutzungs- und Frequenzkonzept für digitalen 
Rundfunk abgestimmt werden.
Die Forderung nach freier Empfangbarkeit ihrer Digital-Bouquets 
beziehen die Öffentlich-Rechtlichen auch auf den neuen 
Übertragungsweg IP-TV. Die Möglichkeit, künftig Digitalfernsehen und 
Digitalradio breitbandig über die Telefonleitung zu übertragen, werde
von der ARD und ZDF  als Innovation aktiv unterstützt, sagte Oliver 
Werner, WDR Chefingenieur, in Berlin. Mehrere 
Telekommunikationsunternehmen sind derzeit dabei, die technische 
Infrastruktur für IP-TV über DSL-Netze aufzubauen. Die 
Leistungsfähigkeit von Bild- und Tonqualität sowie praktikable 
Umschaltzeiten müssten jedoch noch getestet werden.
"IP-TV über DSL-Netze kann als eine neue Form von interaktivem 
Kabelfernsehen betrachtet werden", erläuterte Werner. Der permanent 
verfügbare Rückkanal sei vorteilhaft für die Entwicklung interaktiver
Funktionen wie Televoting oder On Demand-Dienste. Allerdings eröffne 
die Information über jeden Tastendruck auf der Fernbedienung dem 
DSL-Provider rein technisch völlig neue Möglichkeiten zum Sammeln von
Nutzungsdaten, gab Werner zu bedenken. Dies stelle eine neue 
Herausforderung an den Datenschutz dar.
Dass technische Innovationen vom Publikum angenommen werden, machte 
ZDF-Produktionsdirektor Andreas Bereczky deutlich: In deutschen 
Haushalten werden bis Ende 2006 mehr als zwei Millionen HDTV-fähige 
Displays stehen und rund 25 Prozent der TV-Geräte das 16:9-Format 
empfangen können. Diese Techniken ermöglichen brillantere Bilder und 
ein kinoähnliches Seherlebnis. ARD und ZDF sind dabei, vermehrt 
Produktionen im HDTV-Standard zu realisieren. Dies sei zwar derzeit 
noch teurer als die Herstellung herkömmlicher TV-Programme, 
gleichzeitig jedoch international Grundvoraussetzung für die 
Weiterverwertung von Produktionen.
Bei ARD und ZDF seien laut Bereczky die Olympischen Sommerspiele 2008
in Beijing als möglicher Termin für eine erste HDTV-Ausstrahlung im 
Gespräch. Konkrete Szenarien für ein umfänglicheres HDTV-Angebot von 
ARD und ZDF würden aber erst dann spruchreif, wenn erkennbar werde, 
dass auch die Verbraucher in diese neue Technik investieren. Bereczky
schränkte jedoch ein: "Wenn sich der Analog/Digital-Umstieg aufgrund 
der Verschlüsselungstendenzen und der damit verbundenen 
Marktverunsicherung verzögert, wird sich das nachteilig auf die 
Markteinführung von HDTV auswirken."
Herbert Tillmann, Vorsitzender der Produktions- und Technikkommission
von ARD und ZDF, bezeichnete die Digitalisierung der Übertragungswege
als große Herausforderung für alle Beteiligten: "Bei allen 
ehrgeizigen Geschäftsmodellen sollte nicht vergessen werden, dass der
Verbraucher immer das letzte Wort haben wird, er muss vom 
persönlichen Mehrwert überzeugt sein. Dazu ist ein überzeugendes 
Programmangebot notwendig. Das geht nicht alleine über 
Hochglanztechnologien oder Zwangsverschlüsselung. Marktentwicklung an
den Zuschauern oder Kunden vorbei wird nicht funktionieren. "
Weitere Informationen über das PTKO Presseforum IFA 2006 
(Langfassungen der Referate, Biographien und Fotos der Redner) im 
Internet unter www.br-online.de/pf-ifa2006/
ARD-Pressestelle (BR), München

Original-Content von: ARD Presse, übermittelt durch news aktuell

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