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IGBCE Nordost

Bitterer Tag für Tschernitz – Beschäftigte der Glasmanufaktur Brandenburg GmbH stehen nach langem Ringen vor der Betriebsschließung

Tschernitz, 27. November 2025 – Die IGBCE zeigt sich zutiefst enttäuscht über die dramatische Entwicklung bei der GMB Glasmanufaktur Brandenburg GmbH in Tschernitz.

Nachdem der ursprünglich vorgesehene Investor seine Zusage zurückgezogen hatte und anscheinend keine Finanzierung sichern konnte, steht der Standort nun vor der endgültigen Schließung. Mit dieser Entscheidung verliert die EU den letzten Solarglas-Hersteller. Damit werden Deutschland und die EU in einem zentralen Bereich der grünen Transformation vollständig abhängig von hoch subventionierten Importen aus Asien. Das ist keine Energiewende – das ist eine industriepolitische Kapitulation in den Augen der IGBCE in der Lausitz.

Die Beschäftigten sollen bereits zum 1. Dezember freigestellt werden. Die Kündigungsfristen laufen bis maximal März – dann droht die vollständige Betriebsschließung.

„Nach Monaten voller Hoffnungen, Gespräche, Prüfungen und intensiver Verhandlungen ist das ein schwerer Schlag für die Belegschaft. Die Kolleginnen und Kollegen haben bis zuletzt alles getan, um dieses Werk zu retten“, sagt Anis Ben-Rhouma, stellvertretender Bezirksleiter der IGBCE Lausitz. „Dass der Investor jetzt aussteigt, lässt die Menschen im Stich und zerstört das Vertrauen, das viele in den Prozess gesetzt haben.“

Die IGBCE kritisiert insbesondere die fehlende Verlässlichkeit des Investors in den entscheidenden Wochen. „Ca. 220 Menschen und ihre Familien haben sich auf ein positives Zukunftsszenario verlassen. Dieses Verhalten ist respektlos – und es trifft die Region hart.“ Auch kritisiert die IGBCE stark, dass die Bundespolitik über Monate bzw. Jahre vorher hinweg nicht entschlossen genug gehandelt haben. „Wir haben früh und immer wieder gewarnt: Wenn hier nicht Klarheit geschaffen wird, verlieren wir nicht nur Arbeitsplätze, sondern ein strategisches Industrieelement. Doch Berlin hat zu lange gezögert und auf Marktmechanismen gehofft – während der Belegschaft die Zeit weglief“, so Vivian Madeja, Gewerkschaftssekretärin der IGBCE Lausitz.

Überall wird über Resilienz, Unabhängigkeit, Lieferketten und die Zukunft der grünen Industrie gesprochen und gleichzeitig lässt man den letzten europäischen Solarglas-Standort sterben. Das ist ein Widerspruch, der nicht größer sein könnte. Die IGBCE in Nordost hat vor kurzem ihre Forderungen für die Glasindustrie gegenüber der Politik auf einem Glasforum in Magdeburg noch einmal klar adressiert. Auch Kollegen aus Tschernitz waren dabei – zu dem Zeitpunkt noch mit Hoffnung.

Neben dem abgesprungenen Investor und dem fehlenden beherzten Eingreifen auf Bundesebene kritisiert die IGCBE aber auch den vormaligen Gesellschafter: die indische Muttergesellschaft Borosil. „Kurzarbeit, dann Insolvenz, dann haut man ab und zieht sich aus der Verantwortung“, so Ben-Rhouma: „So geht das nicht! Das werden wir uns alles nicht gefallen lassen und unserer Wut Ausdruck verleihen.“

Die IGBCE steht weiterhin eng an der Seite der Beschäftigten und wird für Montag zu einer Protestaktion in Tschernitz aufrufen.

Für weitere O-Töne stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.

Pressekontakt:

Anis Ben-Rhouma

Stellv. Bezirksleiter & Gewerkschaftssekretär IGBCE Bezirk Lausitz

anis.ben-rhouma@igbce.de

+491736080758

IGBCE Lausitz
Verantwortlich: Reni Richter, Bezirksleiterin
Straße der Jugend 13-1403046 Cottbus
Telefon: +49 355 38 04 60
Telefax: +49 355 38 04 62 1
E-Mail:  bezirk.lausitz@igbce.de 
Internet:  IGBCE Bezirk Lausitz

Über uns:

Der Bezirk Lausitz der IGBCE erstreckt sich geografisch vom brandenburgischen Lübben im Spreewald über die Lausitz bis nach Guben im Norden, Falkenberg im Osten und Görlitz im Süden an der polnischen Grenze. Seit jeher hat die Energiegewinnung in der Lausitz Tradition. Unsere Beschäftigten im Bergbau und der Energiegewinnung, insbesondere beim Bergbau- und Kraftwerksbetreiber LEAG sind daher heute in hohem Maße vom politischen Strukturwandel und dem Kohleausstieg betroffen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die chemische Industrie am Standort in Schwarzheide. Darüber hinaus betreuen wir knapp 80 Betriebe aus verschiedensten Bereichen wie beispielsweise der Papier-, Glas-, Kunststoff- und Keramikindustrie. Bezirksleiterin ist Reni Richter. Als einer von fünf Bezirken gehört der Bezirk Lausitz zum Landesbezirk Nordost.

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