Kunstsammlungen der Akademie der bildenden Künste Wien
Die Sammlung betrachten & "The Day You Were Thinking About the Sibyl While You Were Picking Autumn Leaves" An Insert by Ana Torf
Wien (ots)
Bis 30.8.2026 in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien
Ein Spaziergang im Herbst, ein antikes Epos und eine globale Pandemie – aus diesen Zutaten formt die belgische Künstlerin Ana Torfs ihr jüngstes Werk The Day You Were Thinking About the Sibyl While You Were Picking Autumn Leaves . Zu sehen ist der 28-teilige Werkzyklus aus Jacquard-Tapisserien nun erstmals im Rahmen der Ausstellungsreihe Die Sammlung betrachten & An Insert by... der Kunstsammlungen der Akademie der bildenden Künste Wien.
Die als Einschübe ( Inserts) in die jeweils temporär arrangierte Schausammlung konzipierten Installationen und Werkgruppen zeitgenössischer Künstler:innen werden neben den Highlights aus der Sammlung der Gemäldegalerie – von Bosch bis Rubens – präsentiert.
The Day You Were Thinking About the Sibyl While You Were Picking Autumn Leaves
An Insert by Ana Torfs
In der folgenreichen Zeit der Corona-Pandemie liest Ana Torfs in Vergils antikem Epos Aeneis. Wohl nicht zufällig denkt sie auf Spaziergängen zur selben Zeit beim Sammeln von buntem Herbstlaub an die Sibylle von Cumae, die ihre Weissagungen auf Blätter schrieb und die Aeneas, in Cumae gelandet und zum Gründervater Roms bestimmt, in die Unterwelt führte, um seinen Vater Anchises aufzusuchen.
Das gesammelte Herbstlaub trocknet die Künstlerin zwischen Zeitungsseiten. Aus diesem Herbarium wählt sie Blätter aus, die sie mit dem Texthintergrund der Nachrichtenblätter in genau definierten Ausschnitten fotografiert und schließlich mit ihren in Verssprüchen auf Papierschnipseln niedergeschriebenen Gedanken über persönliche Empfindungen und Reflexionen zum Welt- und Naturgeschehen kombiniert. Gewicht erhält dieses Palimpsest an medialen Schichten durch den aufwendigen Prozess des Webens eines Wandteppichs.
Die so entstandenen Tapisserien, die dem Flüchtigen des Alltagsgeschehens durch das textile Medium eine vermeintliche Beständigkeit verleihen, erteilen nachdrücklich Auskunft über eine historisch einprägsame Gegenwart, deren Folgen für die Zukunft unabsehbar sind. Wie der Wind die Blätter der Sybille mit den Weissagungen durcheinanderwirbelt, so scheint es unmöglich, verlässliche Handlungsperspektiven aus dem nicht abreißenden Fluss von medialen Übertragungen abzuleiten. Nachrichten bleiben, auch in Anbetracht der Möglichkeiten manipulativer digitaler Verfahren, zunehmend sibyllinisch – rätselhaft.
In ihrem Zyklus verwebt Torfs in gewisser Weise das Tableau eines pandemischen Zeitgeschehens mit zwei mythischen Strängen, dem der Prophetin Sibylle und dem der Weberin Arachne, zu einer Serie von gewebten Textbildern. Gleichzeitig verwebt die Ausstellung selbst prophetische und eschatologische Erzählstränge aus Torfs’ Installation mit Werken aus den eigenen Sammlungen und Leihgaben des Kunsthistorischen Museums Wien zu einem Raum mit mannigfachen Bezügen zwischen Medien, Mythen und Ikonografien, zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Die von Ana Torfs gewählte Technik des Webens kann nicht zuletzt in Referenz zu der Hochzeit der Tapisserieproduktion in den Niederlanden seit dem 16. Jahrhundert gelesen werden. Die Produktion der Tapisserien von Ana Torfs wurde in Kollaboration mit TextielLab, der Fachwerkstatt des Textielmuseum Tilburg realisiert.
Ana Torfs
Ana Torfs (* 1963) lebt und arbeitet in Brüssel. Sie begibt sich in den konzeptionellen Ansätzen ihrer Arbeit zumeist auf Spurensuche. Ihre Recherche stützt sich auf bildliche und schriftliche Quellen aus historischen, kulturgeschichtlichen, ethnologischen, filmischen oder naturwissenschaftlichen Zusammenhängen. Solche Quellen sind nicht nur der Ausgangspunkt ihrer Forschungen, sondern sie werden zumeist auch, medial transformiert und poetisch überhöht, in ihre Werke integriert. Thematisch verortet sind sie oft im Denkhorizont eines dominanten Westens und dessen Aneignungsformen „anderer“ Kulturen – deren Besitznahme, Vereinnahmung und auch Inkaufnahme von Zerstörung – zugunsten der Idee des Fortschritts. Häufig werden die menschliche Stimme, das Sprechtheater herangezogen, um Zeugenschaft gegenwärtig werden zu lassen.
Kuratiert von Sabine Folie und Synne Genzmer
Die Sammlung betrachten
Die Sammlung betrachten fokussiert auf Werke aus der Epoche des Barock, vorrangig aus dem Legat von Anton Franz de Paula Graf Lamberg-Sprinzenstein aus dem Jahre 1822, und auf Werke aus dem Umfeld der Wiener Akademie um 1800. Neben den beliebten Hauptwerken wie Anthonis van Dycks Selbstbildnis, dem Trompe-l’Oeil-Stillleben von Samuel van Hoogstraten, Bartolomé Esteban Murillos Würfelspielende Knaben und Martin Ferdinand Quadals Der Aktsaal der Wiener Akademie im St. Anna Gebäude sind selten gezeigte Werke zu sehen, darunter Jacob van Ruisdaels Waldlandschaft mit einem Teich, Der Tabulettkrämer von Godfried Schalcken und Selbstbildnis von Friedrich von Amerling. Immer wieder ergeben sich Bezüge zwischen den Gemälden des Sammlungsbestandes und den 28 Tapisserien von Ana Torfs, verteilt auf vier Sektionen zu jeweils sieben Stück.
Kuratiert von Claudia Koch
Werkliste:
Werke von Willem van Aelst, Friedrich von Amerling, Herri met de Bles, Hieronymus Bosch, Dieric Bouts, Ugo da Carpi, Joos van Cleve, Bartolomeo Coriolano, Lucas Cranach d. Ä., Giuseppe Maria Crespi, Domenico Cunego, Anthonis van Dyck, Barent Fabritius, Heinrich Friedrich Füger, Jan Fyt, Luca Giordano, Jan van Goyen, Jean-Baptiste Greuze, Hans Baldung Grien, Werkstatt Jan van den Hoecke, Jacob Jordaens, Johann Baptist von Lampi d. J., Werkstatt Alessandro Magnasco, Nicola Malinconico, Bartolomé Esteban Murillo, Giovanni Battista Piranesi, Martin Ferdinand Quadal, Rembrandt Harmensz. van Rijn, Salvator Rosa, Peter Paul Rubens, Jacob van Ruisdael, Isaack van Ruisdael, Giovanni Andrea Sirani, Umkreis Elisabetta Sirani, Francesco Solimena, Pierre Subleyras, Ferdinand Georg Waldmüller et al.
Druckgrafiken nach Michelangelo Buonarroti, Giacomo Conca, Vincenzo Dolcibene, Francesco Giangiacomo, Hans Holbein d. J., Girolamo Francesco Mazzola gen. Il Parmigianino, Nicolas Poussin, Guido Reni, Raffaello Santi gen. Raffael, Salvator Rosa, Peter Paul Rubens
Ein Insert von Ana Torfs: The Day You Were Thinking About the Sibyl While You Were Picking Autumn Leaves
Ausstellung
Die Sammlung betrachten & The Day You Were Thinking About the Sibyl While You Were Picking Autumn Leaves
An Insert by Ana Torfs
Ausstellungsdauer: 3. Oktober 2025 bis 30. August 2026
Ort: Akademie der bildenden Künste Wien, Gemäldegalerie
Schillerplatz 3, 1010 Wien; +43 1 588 16 2201
Öffnungszeiten: Täglich außer Montag, 10–18 Uhr
Lektionen / Lessons und Führungen
Die Ausstellung begleiten Vorträge im Rahmen der Lektionen / Lessons.
Kuratorinnenführungen
The Day You Were Thinking About the Sibyl While You Were Picking Autumn Leaves An Insert by Ana Torfs
mit Sabine Folie und Synne Genzmer, Kuratorinnen, 7. November 2025, 16 Uhr, im Rahmen der Vienna Art Week
Die Sammlung betrachten & An Insert by Ana Torfs
mit Synne Genzmer und Claudia Koch, 2. Dezember 2025, 16 Uhr
Überblicksführungen jeweils Sonntag, 10.30 Uhr
Publikation zur Ausstellung
3 The Day You Were Thinking About the Sibyl While You Were Picking Autumn Leaves An Insert by Ana Torfs
Die Publikation zur Ausstellung erscheint im Rahmen der Reihe der Kunstsammlungen Die Sammlung betrachten & An Insert by ..., herausgegeben von Sabine Folie und Synne Genzmer
Texte von Sabine Folie, Synne Genzmer und Ana Torfs
Deutsch/Englisch, 68 Seiten, 27 Farbabbildungen, VfmK Verlag für moderne Kunst, Wien
ISBN 978-3-99153-224-8
Preis: 8 Euro
Die Publikation ist im Shop der Gemäldegalerie erhältlich oder kann unter kunstsammlungen@akbild.ac.at bestellt werden.
Alle aktuellen Termine und Informationen finden Sie laufend unter: www.kunstsammlungenakademie.at
Pressekontakt:
Akademie der bildenden Künste Wien, Kunstsammlungen
Leitung Kommunikation
Claudia Bauer
Telefon: +43 1 58816 2211
E-Mail:  c.bauer@akbild.ac.at
Website: https://www.kunstsammlungenakademie.at
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