Erste UNESCO-Weltkulturerbestätte in der Bretagne: Die Steinreihen von Carnac und die Megalithlandschaft am Meer
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Die Steinreihen von Carnac und die Megalithlandschaft der Südküste der Bretagne sind als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt
Frankreich feiert seine 54. Weltkulturerbestätte, die Bretagne ihre allererste: Die Steinreihen von Carnac und die Megalithlandschaft der bretonischen Südküste am Golf von Morbihan stehen seit diesem Samstag, 12. Juli 2025 auf der offiziellen Liste der UNESCO. Die insgesamt 550 Megalithstätten sind nicht nur das erste UNESCO-Weltkulturerbe für die Bretagne, Frankreichs westliche Halbinsel im Atlantik, sondern auch ein Novum für die UNESCO selbst: Denn erstmals wurde keine einzelne Sehenswürdigkeit oder ein einzelner Ort anerkannt, sondern eine gesamte Landschaft.
Weltweit einzigartig in Anzahl, Größe, Vielfalt und Küstennähe
Die Vision, Organisation und das technische Know-how der Gesellschaften im Neolithikum beschäftigen Wissenschaft und Forschung bis heute und stellen ein einzigartiges Weltkulturerbe der Menschheit dar. Überzeugend für die Aufnahme der bis zu 7000 Jahre alten Megalithen in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes waren außerdem deren weltweit einzigartige Lage am Ozean, der Reichtum der Gravuren auf den Steinen und die Monumentalität der jungsteinzeitlichen Bauten.
Nirgendwo auf der Welt findet sich eine größere Anzahl an Menhiren – sei es alleinstehend, in einer Gruppe oder in Reihen – auf derart engem Raum. Die am vollständigsten erhaltenen Formationen ziehen sich von Carnac bis La Trinité-sur-Mer an der südlichen Atlantikküste der Bretagne. Insgesamt 3000 Menhire – lange, aufrechtstehende Hinkelsteine – folgen hier in zehn bis 13 Steinreihen aufeinander, verteilt über vier Kilometer und unterteilt in vier Gruppen: Le Ménec, Kermario, Kerlescan und Petit Ménec.
Besonders auffällig durch seine Größe ist der 300 Tonnen schwere und 20 Meter hohe, in vier Teile zerbrochene Menhir von Locmariaquer an der Küste des Golfs von Morbihan. Ursprünglich gehörte er zu einer Anordnung von 18 Megalithen, von denen er als einziger erhalten ist. Welche Umstände dazu führten, dass der ehemals aufrechtstehende Menhir umfiel und zerbrach, ist bis heute ungeklärt. Unweit von ihm befindet sich eine Grabkammer, auch Dolmen genannt, deren Inneres mit vielfältigen Gravuren und Symbolen, unter anderem von Tierfiguren, überzogen ist.
Auf der Insel Gavrinis – eine von 42 Inseln im Golf von Morbihan – liegt einer der „Cairn“ genannten Steinhügel. Dieser ragt hoch auf und besteht aus 23 Stelen, die mit einem komplexen System von Linien und Flechtwerken verziert sind. Das Bauwerk ist so raffiniert, dass es als „Sixtinische Kapelle des Neolithikums“ bezeichnet wird.
Ein Weltkulturerbe, das tief mit der Bretagne verbunden ist
Bereits seit zehn Jahren gab es in der Bretagne Bestrebungen, die 550 Megalithstätten in Carnac und am Golf von Morbihan in die Liste der UNESCO aufnehmen zu lassen, 2024 wurden sie der offizielle Kandidat Frankreichs und dürfen sich nun gemeinsam mit der Chinesischen Mauer, den ägyptischen Pyramiden von Gizeh, dem indischen Taj Mahal und auch anderen Megalithstätten wie Stonehenge in die kulturell und historisch weltweit einzigartigen UNESCO-Weltkulturerbestätten der Menschheit einreihen. Ziel ist es, diese schützenswerte Landschaft der Bretagne zu erhalten, Wissen zu teilen und das kulturelle Erbe der Region über die Landesgrenzen hinaus verantwortungsvoll und sensibel bekannter zu machen.
Schon gewusst? Das Wort Menhir stammt aus dem Bretonischen, men für Stein und hir für lang. Die ganze Welt spricht also ein bisschen Bretonisch, wenn sie die langen, aufrechtstehenden Hinkelsteine als Menhir bezeichnet.
Zu Fuß, im Kajak und zwischen Schafen: Weltkulturerbe hautnah
So vielseitig wie die Megalithstätten der Bretagne sind auch die Möglichkeiten, sich auf deren Spuren zu begeben. Wer tief in die Geschichte eintauchen möchte, sollte das Prähistorischen Museum oder das Haus der Megalithen in Carnac besuchen. . Deutschsprachige Führungen und Audioguides werden angeboten. Weitere Informationen finden Sie unter www.museedecarnac.com sowie unter www.menhirs-carnac.fr. Tipp: Wer die Hinkelsteinfelder weitestgehend für sich haben und nur mit ein paar Schafen, die die Anlage pflegen, teilen möchte, kommt am besten in der Nebensaison im Frühjahr und Herbst.
Auf 2.000 Kilometern umrundet der Küstenwanderweg GR34 die gesamte bretonische Halbinsel und nimmt dabei jede Landspitze, jeden Leuchtturm und jeden Menhir am Meer mit. Wer dem Küstenpfad mit der rot-weißen Beschilderung am Golf von Morbihan im Süden der Bretagne folgt, entdeckt also neben weißen Sandstränden, Austernparks und Salzwiesen auch die von der UNESCO ausgezeichneten Megalithstätten.
Zur Insel Gavrinis geht’s in ein paar Minuten mit der Fähre von Larmor-Baden und Port-Navalo sowie im Sommer auch von Vannes, Locmariaquer und der benachbarten Mönchsinsel Ile aux Moines. Wer es sportlicher mag, kann auch eine Kajaktour mit Guide buchen. Alle Informationen zu den Megalithstätten am und im Golf von Morbihan unter www.golfedumorbihan.bzh/explorer-vannes/activites-vannes/visites/megalithes/.
Hinkommen und rumkommen
Die Bretagne ist aus allen Himmelsrichtungen bequem mit dem Auto erreichbar, mautpflichtige Straßen gibt es in der Region keine. Mit dem Zug oder Flugzeug führen nahezu alle Wege über Paris, von dort sind es mit dem direkten TGV knapp drei Stunden bis Vannes am Golf von Morbihan. Lufthansa fliegt täglich von Frankfurt und München direkt nach Nantes.
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