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Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung DIVA

DIVA-Briefing 06/2025: PEPP (Paneuropäische Privates Pensionsprodukt) erreicht Verbraucher nicht

Frankfurt am Main (ots)

Harsche Kritik des Europäischen Rechnungshofs an EU-Kommission und Europäischer Aufsichtsbehörde EIOPA: Produkt verfehlt klar seine Zielrichtung

Immer wieder gibt es aus der Praxis sehr deutliche Hinweise an die EU, wenn geplante Gesetzesinitiativen an den Realitäten vorbeigehen und in der Priorisierung des Aktivitätenportfolios falsch angesiedelt sind. Und ebenso oft ignoriert die EU-Kommission solche Hinweise und muss dann im Nachhinein selbst konstatieren, falschgelegen zu haben. Diese Feststellung hat nun beim Thema PEPP, dem Paneuropäischen Privaten Pensionsprodukt, der Europäische Rechnungshof übernommen und darauf hingewiesen, dass die damit verbundenen Ziele sehr deutlich verfehlt wurden. Was waren seinerzeit die Hinweise der Praxis und welche davon finden sich in der Stellungnahme des Rechnungshofs wieder?

Ideologie und Intentionen des PEPP

Der Idee des PEPP liegen zwei im Wesentlichen richtige Annahmen zugrunde: 1. Die Bevölkerung der EU altert, und in fast allen Ländern zeichnen sich deshalb demografisch bedingte Probleme in den Alterssicherungssystemen ab. 2. Bürgerinnen und Bürger, die der Europäischen Idee folgend berufliche Tätigkeiten in mehreren EU-Ländern ausüben, können aufgebaute Altersvorsorgeanwartschaften nicht "mitnehmen" (Portabilität), da die zugrunde liegenden Systeme und Angebote nicht harmonisiert sind. Dies führt im Einzelfall zu einem zersplitterten, nicht mehr überschaubaren Portfolio von Anwartschaften. Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung, stellt deshalb fest: "Die Grundannahmen des PEPP sind richtig. Es fehlt aber der Unterbau. Und es ist mit vielen Webfehlern schlecht gemacht. So musste es scheitern."

Verbreitungsgrad

Ein klares Indiz für das Scheitern ist der Verbreitungsgrad. Laut EU-Rechnungshof gibt es auf dem gesamten EU-Finanzmarkt derzeit nur ein einziges PEPP-Produkt. Und dieses wird von weniger als 5.000 Sparerinnen und Sparern mit verwalteten Vermögenswerten von weniger als 12 Millionen Euro genutzt. Zum Vergleich: Allein in Deutschland gibt es über 80 Millionen Lebensversicherungen, davon knapp 16 Millionen Riester-Verträge. Es stellt sich die Frage, warum es quasi keine Anbieter gibt, warum die Idee des PEPP nicht aufgegriffen wird. Denn ohne entsprechende Angebote kann ein PEPP nicht reüssieren.

Divergierende Rahmenbedingungen in den EU-Staaten

Einer der Hauptgründe für das Scheitern dürften die völlig unterschiedlichen Rahmenbedingungen für private und betriebliche Altersvorsorge in den EU-Staaten sein. So ist beispielsweise das Alterssicherungsniveau der gesetzlichen Rente höchst unterschiedlich. Ist das Versorgungsniveau hoch, hat ein PEPP von Anfang an weniger Bedeutung. Gleiches gilt für den Durchdringungsgrad mit betrieblicher und privater Altersvorsorge. "Warum sollte in Deutschland ein Anbieter mit hohem Kostenaufwand und geringen Absatzmöglichkeiten ein PEPP auflegen, wenn es bereits vielfältige Formen der staatlich geförderten privaten und betrieblichen Altersvorsorge gibt", so Heuser. Auf der anderen Seite gibt es EU-Staaten, die nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, private und betriebliche Altersvorsorge mit monetären Anreizen so wie andere zu fördern.

Deckelung der Kosten

Der aus Sicht der Praxis gravierendste Kritikpunkt war seinerzeit der Kostendeckel in Höhe von einem Prozent, der sich am Ende im europäischen Gesetz wiederfand. Dazu Oliver Mathais, Verbandsdirektor des Bundesverbands der Assekuranzführungskräfte e.V. (VGA): "Als wir von der Idee des PEPP und dem geplanten Kostendeckel erfuhren, haben wir gemeinsam mit allen anderen Verbänden der Finanzwirtschaft darauf hingewiesen, dass das nicht funktionieren wird. Schon bei klassischen Altersvorsorgeprodukten ohne Förderung ist ein solcher Deckel extrem sportlich. Das Beispiel Riester, das bei Erfindung des PEPP durchaus schon bekannt war, zeigt doch deutlich, dass bei staatlich geförderten Produkten ein solcher Deckel Utopie ist. Denn die Verwaltungskosten der Anbieter sind deutlich höher, und ohne Beratung gibt es keine Verbreitung. Diese muss angemessen vergütet werden, und das kostet nun mal Geld."

Forderungen an die Politik

"In der EU ist davon zu hören, dass man mit dem PEPP einen zweiten Anlauf unternehmen will. Wir sind gespannt darauf, ob die EU-Kommission und die EIOPA den Bericht des Rechnungshofes aufmerksam studieren. Nach unserer Auffassung müssten vor Installierung eines PEPP zunächst die Systeme der Alterssicherung harmonisiert werden, in die ein PEPP immer eingebunden ist. Ansonsten kann es gar nicht EU-weit funktionieren, und zumindest die Idee der Portabilität ist dann dahin", sagt Heuser. Mathais ergänzt: "Was wir speziell in Deutschland brauchen, ist ganz sicher kein PEPP. Wir würden uns wünschen, dass im ersten Schritt für Portabilität in der betrieblichen Altersvorsorge gesorgt wird. Die ist nicht gegeben, weil der Arbeitgeber den Durchführungsweg festlegt. Und in der privaten Altersvorsorge warten wir seit langem auf die Riester-Reform. Diese endlich - zusammen mit dem neuen Konzept der Frühstart-Rente - anzugehen, würde zumindest der Altersvorsorge in Deutschland einen mehrfach stärkeren Schub geben als ein PEPP."

Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) hat eine Stellungnahme zum Thema veröffentlicht. Sie ist als DIVA-Briefing 06/2025 "PEPP: Harsche Rüge für Kommission und EIOPA" auf der Webseite des DIVA abrufbar: www.diva.de (Working Papers). Der Bundesverband der Assekuranzführungskräfte VGA ist einer der Trägerverbände des DIVA.

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DIVA - Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung

Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) in Frankfurt am Main ist ein An-Institut der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) und versteht sich als Meinungsforschungsinstitut für finanzielle Verbraucherfragen. Es wird von vier namhaften Vermittlerverbänden getragen: dem Bundesverband Finanzdienstleistung AfW, VOTUM, dem Bundesverband Deutscher Vermögensberater (BDV) und dem Bundesverband der Assekuranzführungskräfte VGA. Die Wissenschaftliche Leitung liegt bei FHDW-Professor Dr. Michael Heuser.

Deutscher Altersvorsorge-Index (DIVAX-AV); Deutscher Geldanlage-Index (DIVAX-GA)

Im Rahmen seines Forschungsspektrums veröffentlicht das DIVA jeweils zweimal jährlich den Deutschen Geldanlage-Index (DIVAX-GA) und den Deutschen Altersvorsorge-Index (DIVAX-AV), die das Meinungsklima der Menschen in Deutschland zu diesen Finanzfragen messen. Sie werden ergänzt durch Sonderbefragungen zu Themen der Vermögensbildung und Alterssicherung, häufig in Kooperation mit Partnern aus der Praxis. Veröffentlichungen des DIVA und weitere Informationen unter www.diva.de.

FHDW - Fachhochschule der Wirtschaft

Die private Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) wurde 1993 gegründet. Sie bietet an fünf Campussen duale und berufsbegleitende Bachelor- und Master-Studiengänge in den Bereichen Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik an. Neben der engen Verzahnung von Theorie und Praxis durch die Kooperation mit rund 600 Unternehmen bietet die FHDW kleine Studiengruppen, intensive Betreuung, effiziente Studienorganisation und attraktive Karrieremöglichkeiten. Im Sommersemester 2025 sind über 2.000 Studierende eingeschrieben. Sie werden von 40 Professoren und zahlreichen Lehrbeauftragten betreut. Seit ihrer Gründung hatte die FHDW über 10.000 Absolventinnen und Absolventen. Weitere Informationen unter www.fhdw.de.

Pressekontakt:

Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor
Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung
Kleiner Hirschgraben 10-12
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069 2562 6998-0
michael.heuser@diva.de
www.diva.de

Original-Content von: Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung DIVA, übermittelt durch news aktuell

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