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Allergie-Gipfel im Schlafzimmer: Heizbeginn erhöht Milbenallergene

Allergie-Gipfel im Schlafzimmer: Heizbeginn erhöht Milbenallergene
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Allergie-Gipfel im Schlafzimmer: Heizbeginn erhöht Milbenallergene

Wer zum Start der Heizsaison morgens mit Niesanfällen, juckenden Augen und verstopfter Nase aufwacht oder unter trockenem Husten leidet – ohne erkältet zu sein –, fragt sich schnell: Was steckt dahinter? Häufig ist eine Allergie auf Hausstaubmilben die Ursache. Im Interview erklärt Dr. Marcus Joest, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Allergologie am Lungen- & Allergiezentrum Bonn von Helios Ambulant, warum Heizen die Beschwerden verstärkt, wann eine ärztliche Abklärung notwendig ist und was Betroffene tun können.

Warum verschlimmern sich Milbenbeschwerden gerade zum Heizstart?

In der Heizperiode wird die Raumluft trockener und Staub leichter aufgewirbelt. Die eigentlichen Allergene stammen aus den Kotpartikeln der Milben. Wenn wieder mehr Zeit in geschlossenen, beheizten Räumen verbracht wird, erreichen diese Partikel schneller die Schleimhäute – Beschwerden nehmen spürbar zu. Zugleich sterben Milben bei trockener Heizungsluft eher ab; ihre Allergene verbleiben jedoch im Staub und werden durch das Heizen zusätzlich verteilt.

Wie viele Menschen in Deutschland sind betroffen?

Nach aktuellen Schätzungen leiden rund sieben Prozent der Bevölkerung an einer ganzjährigen Hausstaubmilben‑Allergie. Zusätzlich zeigt die RKI‑Studie, dass etwa 15,9 Prozent der Erwachsenen gegen Hausstaubmilben sensibilisiert sind. Eine Sensibilisierung führt nicht zwingend zu Beschwerden, erklärt jedoch die hohe Zahl potenziell Betroffener.

Woran ist eine Milbenallergie zu erkennen – und wie unterscheidet sie sich von einer Erkältung?

Typisch sind morgendliche Niesattacken sowie eine laufende oder verstopfte Nase, oft begleitet von juckenden, tränenden Augen. Häufig kommt es außerdem zu trockenem Reizhusten, insbesondere nachts. Charakteristisch ist eine Besserung an der frischen Luft oder im Urlaub. Im Unterschied zur Erkältung fehlen meist Fieber, Gliederschmerzen und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl. Hält eine vermeintliche „Erkältung“ länger als zwei Wochen an oder kehrt wieder, sollte eine allergologische Abklärung erfolgen.

Wann ist eine ärztliche Abklärung dringend?

Bei pfeifender Atmung, Luftnot, anhaltendem nächtlichen Husten oder Engegefühl in der Brust ist eine zeitnahe Diagnostik wichtig, um eine Beteiligung der unteren Atemwege (Asthma) auszuschließen oder frühzeitig zu behandeln.

Welche Komplikationen drohen bei einer unbehandelten Hausstaubmilben‑Allergie?

Ohne Behandlung kann dauerhafter allergischer Schnupfen den sogenannten „Etagenwechsel“ begünstigen – die Beschwerden verlagern sich von den oberen in die unteren Atemwege; das Risiko für die Entwicklung oder Verschlechterung eines allergischen Asthmas steigt. Zudem sind chronische Entzündungen der Nasen- und Nebenhöhlen (Rhinosinusitis) mit Dauerschnupfen, Kopfdruck und erhöhter Infektanfälligkeit möglich. Häufig treten Schlafstörungen mit Tagesmüdigkeit sowie Konzentrations- und Leistungsabfall auf; bei Kindern können Mittelohrergüsse begünstigt werden. Eine frühzeitige Diagnose und leitliniengerechte Behandlung senken diese Risiken deutlich.

Schnelle Hilfe: Was lindert akute Symptome sofort?

Vorrangig ist die zeitnahe ärztliche Abklärung der Ursache – insbesondere bei neu aufgetretenen, nächtlichen oder schweren Beschwerden, bei Kindern, in der Schwangerschaft oder bei Vorerkrankungen. Bei gesicherter Diagnose können zur raschen Linderung der Symptome verschiedene Maßnahmen helfen. Antihistaminika der zweiten Generation –mit geringer Müdigkeitstendenz – dämpfen Niesreiz und Juckreiz; kortisonhaltige Nasensprays reduzieren die Entzündung in der Nasenschleimhaut und eignen sich bei anhaltenden Beschwerden zur regelmäßigen Anwendung. Je nach Symptomlast ist eine Kombination beider Wirkprinzipien möglich. Abschwellende Nasensprays (α‑Sympathomimetika) sind lediglich für den Notfall geeignet und sollten maximal drei bis fünf Tage am Stück genutzt werden, um Gewöhnungseffekte zu vermeiden. Isotonische Nasenspülungen spülen Allergene aus, antiallergische Augentropfen lindern Juckreiz und Tränenfluss.

Was lässt sich zu Hause kurzfristig umsetzen?

Im Schlafzimmer beginnen: Das Bett stellt das wichtigste Allergen‑Reservoir dar. Milbendichte Bezüge (Encasings) für Matratze, Kissen und Decke sowie regelmäßiges Waschen der Bettwäsche bei mindestens 60 °C senken die Allergenlast deutlich. Eine relative Luftfeuchte von rund 40–50 % und Temperaturen von 18–20 °C sind günstig; mehrmals tägliches Stoß‑ oder Querlüften unterstützt dies. In der Heizsaison empfiehlt sich häufiges Staubsaugen mit HEPA‑Filter (H13/H14); glatte Flächen werden feucht gewischt, damit Staub gebunden wird. Staubfänger sollten reduziert, kurzflorige und gut waschbare Textilien bevorzugt werden. Kuscheltiere und empfindliche Wäsche, die nicht heiß gewaschen werden kann, können für 24 Stunden eingefroren und anschließend bei niedrigerer Temperatur gewaschen werden. Luftbefeuchter erhöhen die Milbendichte und sind daher nicht ratsam; Luftreiniger mit HEPA‑Filter können die Allergenlast in der luft reduzieren, ersetzen aber keine Maßnahmen am Bett. Nach acht bis zehn Jahren ist eine Überprüfung beziehungsweise ein Austausch der Matratze sinnvoll; Haustiere sollten konsequent außerhalb des Schlafzimmers bleiben.

Und langfristig – lässt sich die Allergie ursächlich behandeln?“

Ja. Die spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung, AIT) gegen Hausstaubmilben – als Tablette unter die Zunge (SLIT) oder als Spritze (SCIT) – zielt darauf ab, die Überreaktion des Immunsystems nachhaltig zu dämpfen. Über drei Jahre hinweg können Symptome und der Bedarf an Medikamenten deutlich sinken; gleichzeitig verringert sich das Risiko für die Entwicklung eines Asthmas. Geeignet ist die AIT bei anhaltenden, mittelgradigen bis schweren Beschwerden trotz konsequenter Alltagsmaßnahmen – dies wird individuell geprüft.

Welche Tests kommen in der Praxis zum Einsatz?

Zunächst werden Zeitpunkt und Muster der Beschwerden sowie Wohn‑ und Arbeitsumfeld erhoben. Danach folgen je nach Situation ein Pricktest auf der Haut und/oder die Bestimmung spezifischer IgE‑Antikörper im Blut. Bei nicht vollständig schlüssigen Testergebnissen kann eine nasale Provokationstestung sinnvoll sein. Bei Husten oder Atemproblemen wird die Lungenfunktion (Spirometrie) - in spezialisierten Facharztpraxen - häufig auch der FeNO‑Wert (Atemtest auf Stickstoffmonoxid in der Ausatemluft als Entzündungsmarker) gemessen. Auf der Basis all dieser Untersuchungen entsteht ein Stufenplan aus Alltagsmaßnahmen, Bedarfs‑ und Dauermedikation sowie – bei geeigneter Konstellation – der spezifischen Immuntherapie.

Was empfehlen Sie zusammenfassend zum Start der Heizsaison?

Zum Heizstart steigt die Allergenlast in Innenräumen messbar an. Konsequente Maßnahmen im Schlafbereich, eine leitliniengerechte Akuttherapie und – bei Bedarf – die spezifische Immuntherapie senken Beschwerden und Komplikationsrisiko. Frühzeitige Abklärung schafft Klarheit und ermöglicht eine passgenaue Behandlung.

Helios gehört zum Gesundheitskonzern Fresenius und ist Europas führender privater Gesundheitsdienstleister mit rund 128.000 Mitarbeitenden. Zu Fresenius Helios gehören die Helios Gruppe in Deutschland sowie Quirónsalud in Spanien und Lateinamerika. Rund 26 Millionen Menschen entscheiden sich jährlich für eine medizinische Behandlung bei Helios. 2024 erzielte das Unternehmen einen Gesamtumsatz von mehr als 12,7 Milliarden Euro.

In Deutschland verfügt Helios über mehr als 80 Kliniken, rund 220 Medizinische Versorgungszentren (MVZ) mit etwa 570 kassenärztlichen Sitzen, sechs Präventionszentren und 27 arbeitsmedizinische Zentren. Helios behandelt im Jahr rund 5,5 Millionen Menschen in Deutschland, davon mehr als 4 Millionen ambulant. Seit seiner Gründung setzt Helios auf messbare, hohe medizinische Qualität und Datentransparenz und ist bei 89 Prozent der Qualitätsziele besser als der bundesweite Durchschnitt. In Deutschland beschäftigt Helios rund 78.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete im Jahr 2024 einen Umsatz von rund 7,7 Milliarden Euro. Sitz der Unternehmenszentrale ist Berlin.

Quirónsalud betreibt 57 Kliniken, davon sieben in Lateinamerika, rund 130 ambulante Gesundheitszentren sowie über 300 Einrichtungen für betriebliches Gesundheitsmanagement. Jährlich werden hier rund 20 Millionen Patient:innen behandelt, davon mehr als 19 Millionen ambulant. Quirónsalud beschäftigt rund 50.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2024 einen Umsatz von mehr als 5 Milliarden Euro.

Pressekontakt:
Annette Kary
Referentin Unternehmenskommunikation & Marketing
Helios Versorgungszentren GmbH
Tel: 0175 98 31 564
E-Mail:   annette.kary@helios-gesundheit.de