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Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Unternehmerische Erfahrungen mit der Treuhandanstalt: Unternehmer aus Thüringen im Fokus

Unternehmerische Erfahrungen mit der Treuhandanstalt: Unternehmer aus Thüringen im Fokus

Anlässlich des 35. Jahrestags der Gründung der Treuhandanstalt am 17. Juni 1990 veröffentlicht die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 21 Videointerviews mit Unternehmerinnen und Unternehmern, die ab 1990 ehemalige DDR-Betriebe übernommen haben. Die Gespräche erweitern das Treuhand-Dossier auf der Website der Stiftung, das inzwischen eine umfassende Sammlung von Zeitzeugenstimmen und Materialien zum Thema bietet.

„Die neuen Interviews zeigen, wie unmittelbar und widersprüchlich die wirtschaftliche Transformation erlebt wurde – nicht theoretisch, sondern als Alltag voller Entscheidungen, Verantwortung und Risiken“, erklärt Dr. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung Aufarbeitung. „Unsere Sammlung lädt dazu ein, die Arbeit der Treuhand differenziert zu betrachten und auch Klischees zu hinterfragen, die sich in den 1990er Jahren verfestigt haben.”

Ein Teil der Interviewten kam nach dem Mauerfall in die DDR, um Unternehmen zu erwerben oder als Investoren tätig zu werden. Andere übernahmen die Betriebe, in denen sie zuvor selbst gearbeitet hatten – als technische Leiter, Direktoren oder Selbstständige. Manche konnten ihre Unternehmen langfristig etablieren, andere scheiterten.

Hans-Joachim Junker blieb dem Unternehmen Nordbrand Nordhausen auch nach der Übernahme durch westdeutsche Eigentümer 1991 treu. Bis zur Verrentung 2014 war er dort als Geschäftsführer.

Gerald Rosner führt nach der Reprivatisierung 1992 den ehemaligen Familienbetrieb Strickchic GmbH Apolda weiter. Bis heute führt er das Unternehmen erfolgreich weiter.

Im Juni 1990 wurde das Unternehmen, RUDOLSTÄDTER SYSTEMBAU (vormals VEB Stahlbau Rudolstadt), formell reprivatisiert. Gesellschafter wurden neben den Alteigentümern Gisela und Helmut Rotteck der damalige kaufmännische Leiter Hans-Joachim Michalik und der technische Leiter Hans- Ulrich Batzke sowie der Leiter der Fertigung Wilfried Heinze. Letztgenannter schied Ende der 1990er Jahre aus der Firma aus und wurde von Mathias Bemm als neuen Gesellschafter ersetzt. Im Jahr 2006 wurde mit dem Eintritt von Gunther Batzke als geschäftsführender Gesellschafter der nächste Generationswechsel begonnen.

Dr. Gert Frank lernte das Thermometerwerk in Geraberg ursprünglich als Treuhand-Berater kennen. Nach intensiven Einblicken in die Lage vor Ort wechselte er die Seiten: 1992 entschloss er sich, das Unternehmen selbst zu übernehmen. Die Fabrik galt als sanierungsbedürftig, das Marktumfeld als risikoreich. Frank baute den Betrieb konsequent um, modernisierte Produktion und Vertrieb und positionierte das Unternehmen im Bereich der medizinischen Temperaturmessung. Heute firmiert das Unternehmen als Geratherm Medical AG, ist international tätig und seit dem Jahr 2000 börsennotiert.

Nach dem Mauerfall baut Joachim Wiegand Neubau das Unternehmen Wiegand Glas in Thüringen auf. 1996 geht er in den Ruhestand. Heute verfügt der Familienbetrieb Wiegand-Glas über rund 2000 Beschäftigte.

Als Geschäftsführer eines Unternehmens für Gebäudemodelle kommt Dr. René F. Wilfer nach dem Mauerfall erstmals in die DDR. Dort wird er schnell auf Piko Spielwaren GmbH in Sonneberg aufmerksam, die Modelleisenbahnen im thüringischen Sonneberg produzieren. 1992 übernimmt er PIKO. Seitdem führt er das Unternehmen bis heute durch alle wirtschaftlichen Herausforderungen der vergangenen 30 Jahre.

Ziel der Veröffentlichung ist es, diese individuellen Perspektiven sichtbar zu machen und die Debatte über die Treuhandanstalt um unternehmerische Erfahrungen zu erweitern. Dabei geht es nicht um pauschale Urteile, sondern um die historische Einordnung von Entscheidungen und Handlungsweisen im Kontext einer komplexen Umbruchsituation.

Die Interviews und begleitenden Podcastfolgen sind kostenfrei abrufbar unter:

https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/recherche/dossiers/die-treuhandanstalt/treuhandbetriebe/interviews

Jonathan Harnisch

Pressereferent

Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Kronenstraße 5 | 10117 Berlin | Tel. 030 / 31 98 95 225

j.harnisch@bundesstiftung-aufarbeitung.de | www.bundesstiftung-aufarbeitung.de | facebook.com/BundesstiftungAufarbeitung

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